Nachdem die Schule zu Ende war, liefen wir beide schnell zu mir nach Hause. Ich öffnete die Tür und wir traten ein. 'Wow, ich habe echt Glück', jubelte ich in Gedanken, denn es war wieder keiner zu Hause. In Windeseile brachte ich meinen Schulrucksack in mein Zimmer, schnappte mir mein Portemonnaie und lief wieder zu Xenia, die an der Eingangstür gewartet hatte. "Schnell, der Bus fährt gleich!", drängelte sie. Sie griff nach meiner Hand, und gemeinsam rannten wir zur Bushaltestelle. Angekommen stiegen wir schnell in den Bus ein und setzten uns, ganz außer Atem, im mittleren Bereich in einem Zweiersitz. Geschafft!
Mein Handy piepte einmal kurz. Ich hatte eine Nachricht bekommen. Von wem? Neugierig sah ich auf das Display. Von Taehyung!
"Meine Adresse ist xxxx xxx 43. Wir treffen uns alle um 20 Uhr. Ich freue mich schon auf heute Abend. Dein TaeTae."
Ich freue mich auch, dachte ich glücklich und malte mir aus, wie der Abend wohl werden würde.
Der Bus fuhr los. Wir fuhren zu Xenia nach Hause, um ihre Sachen wegzubringen, und danach direkt in die Stadt.
Noch einmal piepte mein Handy. Taehyung hatte noch etwas hinzugefügt.
"Sag mal, kommt Xenia denn jetzt mit?"
Freudig zeigte ich Xenia die Nachricht.
,,Ja, ja...", entgegnete sie desinteressiert, ,,Äh, ich meine: kannst 'Ja' schreiben."
Ich tippte also ein: "Ja, sie kommt mit."
Kurz darauf piepte mein Handy erneut.
,,Super!", las ich Xenia in Bestlaune vor. Während ich den nächsten Satz vorlas, verlor meine Stimme allerdings exponentiell ihren Enthusiasmus: "Ich finde sie nämlich echt süß, total mein Typ, aber verrate es ihr ni-"
Ab dieser Stelle stockte mein Atem. Mit bleichem Gesicht sah ich zu Xenia auf. Sie war tomatenrot geworden, und ihr Interesse war offensichtlich schlagartig zurückgekehrt. Mein Herz fühlte einen tiefen Schmerz.
,,Okayyyy....", fing sich Xenia. ,,Also, das... ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Tut mir leid für dich. Vielleicht ist er bi? Wir könnten ihn uns teilen", lachte Xenia, ,,Also, gut aussehen tut er ja schon..."
Eine Weile wusste ich nicht, was ich entgegnen sollte.
Ungewollte Tränen traten in meine Augen.
„Ach Alex“, seufzte Xenia, „Das war ein Scherz.“
Sie umarmte mich und sagte: „Vergiss den Typen. Er ist es nicht wert, dass du um ihn weinst.“
Nach einer Weile löste sie sich von mir und strich mir eine Träne weg.
„Und lass dir davon nicht die Laune verderben. Wir machen uns einen schönen Tag und ich gebe dir ein großes Eis aus. Was hältst du davon?“ Sie lächelte mir zaghaft zu, was ich zu erwidern versuchte, aber kläglich daran scheiterte.„Okay“, krächzte ich.
An unserem Ziel angekommen stiegen wir aus dem Bus aus. Meine Tränen waren versiegt, aber mein Herz schmerzte immer noch.
Plötzlich piepte mein Handy wieder einmal, dann zweimal, dann dreimal. Ich warf einen Blick auf das Display und bemerkte, dass alle Nachrichten von Taehyung waren. Doch ich starrte wohl etwas zu lange darauf, sodass Xenia mir sanft das Gerät aus der Hand nahm und es auf stumm stellte.
,,Du packst es weg und schaust erstmal nicht mehr drauf!", raunte sie.
Es juckte mir in den Fingern, zu lesen, was Tae mir schrieb, aber Xenia hatte recht. Seufzend nahm ich mein Handy wieder an mich und packte es weg.Xenia griff nach meiner Hand, wie so oft, und zog mich durch die belebten Straßen der Stadt, direkt zum Kostümladen. Wir traten ein. Die Glocke über der Tür klingelte und gab unser Eintreten kund. Xenia stürzte sich direkt auf die Kleiderständer und schaute sich begeistert alle Klamotten an. Ich tat das Gleiche, aber mit weniger Begeisterung.
Auch wenn der Laden von außen ziemlich klein aussah, war er von innen ganz anders als zuerst vermutet. Es standen überall Kleiderständer mit Kostümen jeglicher Art herum. Es gab kein Anordnungsschema, so dass es im Endeffekt wie ein kleines Labyrinth wirkte. Hier fand man alles, was man sich nur vorstellen konnte. Echt beeindruckend!
Ruhig ging ich hin und her und ab und zu nahm ich mir ein Kostüm heraus, um es zu betrachten.
,,Alex!", schallte es durch den Raum. Ich drehte mich um und sah Xenia auf mich zukommen, mit einem Kostüm in der Hand.
,,Schau mal! Ich habe ein wunderschönes Feenkostüm gefunden. Denkst du, das steht mir?", fragte sie mich ganz aufgeregt und hielt ein leicht glitzerndes, waldgrünes Kleid vor ihren Körper. Es war ärmellos, hatte einen Herzausschnitt und war obenrum enganliegend. Der Rock hingegen endete an ihren Knien und war mit Tüll besetzt. Xenia drehte das Kleid einmal um und zeigte die Rückseite.
,,Es hat hinten sogar schöne Flügel, die fast wie echt wirken."
Staunend strich sie darüber. ,,Wow, ich denke, das wird dir definitiv stehen.",,Ich bin mal kurz in der Anprobe, warte hier", bat sie mich und verschwand dann hinter den roten Gardinen der Umkleidekabine. Einen Moment später kam sie umgezogen heraus. Meine Augen wuchsen gefühlt auf das Doppelte.
,,Wow", rief ich begeistert, ,,Das musst du definitiv auf dem Ball anziehen! So wunderschön! ...Aber eine Sache fehlt noch." Nachdenklich sah ich sie an. ,,Ah..." Schnell ging ich zu einer Ecke, in der die Accessoires lagen. Mir fiel direkt ein Diadem auf. Ich nahm es, ging zurück zu Xenia und setzte es auf ihr braun gelocktes Haupt.
Das Diadem war in Form einer Kette, und der grüne Stein davon hing ihr auf der Stirn. Xenia betrachtete sich im Spiegel.
,,Ist gekauft! Ich liebe es jetzt schon!", rief sie begeistert aus. Danach verschwand sie wieder in der Umkleidekabine.In der Zeit, in der sie sich umzog, packte mich doch die Neugierde, was Taehyung mir geschrieben hatte. Nervös biss ich mir leicht auf meine Unterlippe. Was? 4 Nachrichten? Mir Mut zusprechend, öffnete ich den Messenger und las sie mir durch.
1 Nachricht:
„Sry, Mike hat mein Handy geklaut gehabt.“Nachricht 2:
„Also, er steht auf Xenia. Nicht ich.“Nachricht 3:
„Alex? Ignorierst du mich? Antworte mir bitte.“Nachricht 4:
„Bleibt es mit dem Treffen heute Abend?“Warte mal... Hatte ich das richtig verstanden? Die Nachricht von vorhin war gar nicht von ihm gewesen? Er steht gar nicht auf Xenia, sondern dieser Mike?
„Du liest ja doch die Nachrichten!“
Vorwurfsvoll sah Xenia mich an, sie hatte die Umkleide mittlerweile verlassen. Skeptisch zog sie eine Augenbraue hoch.
„Na, erzähl schon. Was hat er geschrieben, dass du wie ein Honigkuchen grinst?“ Als Antwort zeigte ich ihr die Nachrichten.„Ah... okay.... und du glaubst ihm?“, fragte sie vorsichtig nach. Ich nickte ihr zu.
„Du bist etwas naiv, Kleiner", sagte sie und legte ihre Hand auf meinen Rücken,,,Aber das macht nichts. Wir finden heute Abend heraus, ob er die Wahrheit gesagt hat oder nicht. Und nun pack dein Handy weg! Wir suchen jetzt nach deinem Outfit!“
Ungeduldig beobachtete sie mich, bis ich das Handy weggepackt hatte. Danach folgte ich ihr die engen Gänge entlang und schließlich zwischen eingen Kleiderständern hindurch.
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Cinderella?! Really?!
Teen FictionTextausschnitt: ,,Cinderella?! Really?! Ich werde aber kein Kleid anziehen!" Ernst schaute Xenia mich an:,,Doch natürlich! Und du bekommst eine Krone aufgesetzt und ein Zauberstab in die Hand gedrückt. Und das alles in pink!" Entsetzt sah ich sie a...