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Schnell verließ ich die Sporthalle und steuerte den Haupteingang der Schule an. Dazu musste ich die Turnhalle einmal umrunden. Von weitem konnte ich Taehyung am Eingang stehen sehen. Unsere Blicke verhakten sich. Paar Meter trennten uns noch. Ich war mir sicher jetzt würde alles gut werden, aber ich habe nicht mit dem gerechnet was dann geschah. Mit einem Male wurde ich grob an der Schulter gepackt, sodass ich gezwungen war, stehen zu bleiben. ,,Stehen geblieben, undankbares Balg!", zischte das Stiefmonster mit einer gehässigen Stimme. Wo zum Teufel kam sie jetzt her? Ich starrte sie mit zusammengekniffenen Augenbrauen an, während sie weiterging: ,,Du kommst jetzt sofort mit mir. Du hast zu Hause jede Menge Arbeit zu erledigen. Wir haben eine neue Wohnung bekommen, und du wirst schön brav schuften. Aber nein, du musst dich lieber auf dem Ball vergnügen. Zum Glück hat mir Clara Bescheid gesagt."

Taehyung griff ein und löste sanft, aber bestimmt den festen Griff der Frau von meiner Schulter. Er stellte sich zwischen uns. ,,Aus dem Weg, Junge!", brummte sie. ,,Wir haben Familienangelegenheiten zu besprechen!" ,,Entschuldigen Sie", sagte er ruhig, aber bestimmt, ,,aber ich denke nicht, dass es angemessen ist, Alex auf diese Weise anzugehen. Familienangelegenheiten können auf eine respektvollere Weise besprochen werden." Das Schwiegermonster schnauft belustigt.
,,Zudem haben sie kein Recht über sein Leben zu bestimmen und er ist kein Eigentum, das sie einfach herumkommandieren können!" Taehyung's Stimme war fest, und seine Worte ließen keinen Raum für Widerspruch.

Erneut schnaubte die Frau belustigt auf, und ihre knallrot geschminkten Lippen verformten sich zu einem abfälligen Grinsen, während sie Taehyung mit einem widerlichen Ausdruck musterte.
,,Aus dem Weg, Bursche!", sagte sie erneut, doch Taehyung rührte sich nicht von der Stelle. Sanft nahm ich Taehyungs Hand und gab ihm einen leichten Druck, um zu signalisieren, dass wir gehen sollten. Es war offensichtlich, dass es zwecklos war, sich mit ihr anzulegen.

,,Ist ja ekelhaft", hörte ich sie im Hintergrund sagen. ,,Hast du es etwa so nötig? Ich weiß ja, dass du mit deiner abstoßenden Schwulheit nie eine vernünftige Frau abbekommen und kein Geld verdienen wirst, aber dass du dich stattdessen von einem Mann bezahlen lässt, indem du ihm deinen widerlichen Hintern hinhältst, ist ja widerlich und widerlich."

Es war schwer ihre Worte zu ignorieren. In mir brodelte die Wut und ich war kurz davor auszurasten. Doch bevor ich reagieren konnte, spürte ich wie Tae sanft meine Hand dieses Mal drückte und versuchte ruhig zu bleiben.

Ihre Schimpftirade kannte keine Grenzen, und ihre Worte wurden immer lauter und bedrohlicher. ,,Ich verbiete dir den Kontakt mit dem Schlitzauge!", schrie sie, gefolgt von ihrer Drohung, mich in eine Konversionstherapie zu schicken.

Wir setzten unseren Weg fort, aber ich konnte ihre Absätze hinter uns hören, als sie uns folgte. Ihre Stimme war voller Zorn und Drohungen. ,,Wenn du nicht sofort mit mir mitkommst, werde ich die Polizei einschalten! Sie wird dich schon zur Vernunft bringen, besonders wenn sie erfahren, dass du für das Feuer verantwortlich warst und eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellst!"

Bei aller Liebe, ich konnte langsam nicht mehr ruhig bleiben, und an Taehyungs Miene erkannte ich, dass auch er kurz vor dem Explodieren war. Es fehlte nur noch die Zündschnur, die nicht lange auf sich warten ließ.

„Wenn du jetzt nicht mitkommst, setze ich dich auf die Straße aus, zwischen all den Ratten und Mäusen kannst du im Dreck leben, und du kannst zusehen, wo du bleibst. Keiner wird dich aufnehmen wollen. Irgendwann wirst du bereuen, dass du dich gegen mich aufgelehnt hast", knurrte sie finster und ihre Stimme war erfüllt von kalter Entschlossenheit.

Das war es. Die Zündschnur riss. Wir blieben stehen. Langsam und mit vor Wut zitternden Händen drehten wir uns zu ihr um. Das Schwiegermonster dachte, sie hätte triumphiert, denn sie lächelte siegessicher. Aber in unseren Augen loderte ein Feuer der Entschlossenheit, und in diesem Moment wusste sie, dass sie sich geirrt hatte. Ihr Lächeln fiel in sich zusammen, wie ein Kartenhaus.

,,Lieber würde ich obdachlos sein und auf der Straße leben, als je wieder zu dir nach Hause kommen und mich als Hauselfe herumschlagen zu lassen! Sieh es ein, du hast keinerlei Kontrolle mehr über mich!", zischte ich.

,,Ich bin deine Erziehungsberechtigte! Die Polizei..."

,,...und das Jugendamt wird sich brennend dafür interessieren, wie du mit mir umgegangen bist", nahm ich ihr den Wind aus den Segeln. ,,Abgesehen davon werde ich morgen volljährig, und dann kannst du nicht mehr über mich bestimmen!"

,,Abgesehen davon, lasse ich meinen Freund nicht auf der Straße wohnen. Er wird bei mir unterkommen, solange er möchte!", sagte Taehyung.

Der Frau klappte die Kinnlade hinunter. ,,Und die Polizei und das Jugendamt werden von den Geschehnissen erfahren!", drohte er noch.

Die Frau starrte uns fassungslos an, während ihre Drohungen ins Leere verpufften.

Erleichtert darüber, dass wir endlich alles losgeworden waren, drehten wir uns um. Erst jetzt bemerkten wir, dass wir vor der Turnhalle, am Eingang zum Ball, standen und der Großteil der Feiernden sich um uns versammelt hatte und alles mitbekommen haben musste.

Cinderella?! Really?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt