Kapitel 2

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Nachdem Will mir gedroht hat, ist er wieder zu seinem Tisch gegangen. Ich atme tief durch. Es ist nur Will. Er ist harmlos...oder?

Kopfschüttelnd nehme ich die Kaffeekanne und gehe zu dem Tisch des Manns mit der Zeitung. Das Diner hat einen schwarz-weiß gefliesten Boden und die Bänke sind knallrot. Die gedimmten Lampen tauchen alles in orangenes Licht. Und an der Wand über dem Tresen ist ein Neon-Sign „Enjoy".

Ich spüre Wills Blick auf mir und bekomme eine Gänsehaut. Aber ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen. Ich werde mich nicht einschüchtern lassen.

„Noch eine Tass- äh...noch Kaffee?"

Der Mann schaut mich an und ich meine, Belustigung in seinen Augen zu sehen. „Nein danke, Arielle."

Ich zucke zusammen. Ich muss Tara bitten mein Namensschild zu „Ari" zu ändern.

„Die Rechnung?"

Er nickt.

Ich lasse am Tresen die Rechnung raus und spüre immer noch den kalten Blick auf mir, aber ich ignoriere ihn.

„Bittesehr." Ich gebe ihm die Rechnung.

Er gibt mir einen fünf Euro Schein. „Stimmt so."

Ich schaue abwechselnd auf die Rechnung und den Schein. Da steht eindeutig sechs Euro. „Äh..."

Er sieht wieder belustigt aus, aber lächelt nicht. Dann gibt er mir noch zwei Euro. „Kleiner Scherz."

Aufgesetzt lache ich und mache das Geld in den Geldbeutel. „Schönen Abend noch."

„Dir auch."

Miguel gibt das Essen der Jungs durch und ich seufze tief.

„Was ist los, Mija?"

„Nichts. Alles gut.", sage ich und lade das Essen auf mein Tablett.

„Kopf hoch.", sagt Miguel.

Ich gehe zum Tisch der Jungs und stelle ihr Essen vor sie.

„Schneewittchen, du weißt aber schon, dass man erst die Getränke bringt?"

Shit. Mein erster Tag und schon mache ich Fehler.

Ich lächle. „Arbeitest du hier, oder ich, William?"

„Klar, du gehst bestimmt nicht oft essen, aber ich schon. Und ich weiß, wie das funktioniert."

Ich schnaube und gehe zurück zum Tresen, um ihre Getränke zu machen.

„Du solltest kündigen, bevor du gefeuert wirst.", ruft Will mir hinterher.

Ich widerstehe dem Impuls, ihm den Mittelfinger zu zeigen, aber nur weil ich bei der Arbeit bin. Stattdessen beiße ich auf meine Zunge.

Außerdem widerstehe ich dem Drang, in Wills Sprite zu spucken. Dann bringe ich ihnen ihre Getränke. Bilde ich mir das ein oder lächelt Nader mich aufmunternd an?

Während die Jungs essen, putze ich den Tresen. Ich zwinge mich, kein einziges mal zu ihnen rüberzuschauen. Als sie fertig sind, muss ich aber wieder hin gehen.

„Hat es geschmeckt?", frage ich, während ich nur Nader anschaue. Er kommt mir wie die sicherste Option vor.

„Ich möchte mit deiner Chefin sprechen.", höre ich Will.

Das kann nicht sein Ernst sein. Wut breitet sich mal wieder in meinem ganzen Körper aus.

„Okay." Ich nicke. „Ich hole sie."

Während ich zum Büro gehe, überlege ich, was Will Tara sagen möchte. Wahrscheinlich will er sich über mich beschweren, aber ich habe doch nichts falsch gemacht. Naja - außer das mit den Getränken, aber das könnte jedem an seinem ersten Tag passieren.

Broken BondsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt