Kapitel 17

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Mittwoch schleppe ich mich durch den Tag. Will versucht zweimal in der Schule mit mir zu reden, aber ich blocke ab. Bri und Charles merken, dass etwas nicht stimmt, aber sie drängen mich nicht dazu, mit ihnen zu sprechen.

Nach dem Hiphop-Unterricht, fahre ich mit dem Fahrrad nach Hause, obwohl Wills silbernes Auto auf dem Parkplatz steht.

Ich will nicht mit ihm reden. Ich habe ihm vertraut und er hat mir die ganze Zeit etwas verschwiegen. Um genau zu sein zwei Dinge. Ich kann immer noch nicht glauben, dass er mein Rad geklaut hat. Und dass er mir von der Arbeit nach Hause gefolgt ist...

Am wenigsten kann ich glauben, dass er in mich verliebt ist. Es ist einfach schwer für mich, das zu glauben. Mein erster Impuls ist zu denken, dass er lügt. Aber warum sollte er lügen? Was bringt es ihm?

Als ich zuhause ankomme, mache ich mich daran aufzuräumen. Mein Vater ist immer noch nicht zurück. Wenn ich schon alleine wohne, kann ich auch versuchen Sauberkeit in diese Wohnung zu bringen. Immer wenn mein Vater da ist, mache ich mir nicht mal die Mühe, weil er es eh wieder zerstört. Außerdem habe ich durch meine Jobs wenig Zeit.

Ich beginne in der Küche, wo sich das Geschirr stapelt. Wir haben keine Spülmaschine. Also muss ich alles von Hand abspülen. Es ist nicht so viel, weil ich schon regelmäßig abspüle. Dann mache ich die Arbeitsflächen sauber. Danach räume ich das Wohnzimmer auf, wo viele leere Flaschen liegen.

Das Zimmer meines Vaters rühre ich nicht an. Dann räume ich mein Zimmer auf und starte im Keller eine Waschmaschine. Danach putze ich die Böden. Die Mühe mit den Fenstern mache ich mir nicht.

Erschöpft lasse ich mich in mein Bett fallen.

Am Donnerstag gehe ich Will in der Schule wieder aus dem Weg. Aber es bringt nichts, weil ich am Abend vor seiner Tür stehe, um auf seinen kleinen Bruder aufzupassen.

Natürlich habe ich darüber nachgedacht, zu kündigen, aber ich mag Chris. Außerdem will ich Will nicht die Genugtuung geben, dass er mich doch dazu gebracht hat, einen Job zu kündigen.

Ich komme extra etwas später und hoffe, dass Will nicht reden kann, bevor er zum Training muss.

Aber als ich klingle, öffnet er mir ganz entspannt die Tür. „Hi. Du siehst hübsch aus, Belle."

Ich verdrehe die Augen und gehe an ihm vorbei ins Haus.

„Chris!", rufe ich.

Er antwortet und ich mache mich auf den Weg in sein Zimmer. Aber Will folgt mir.

„Musst du nicht zum Training?", frage ich.

„Ja, aber es ist nicht schlimm, wenn ich das Aufwärmen verpasse."

Chris umarmt mich, als er mich sieht. Dann spielt er weiter mit seinen Legos.

„Ari, können wir bitte reden?", fragt Will.

Ich will „Nein" sagen. Ich will es wirklich. Aber dann kommt ein leises „Okay" aus meinem Mund.

Will geht voraus in sein Zimmer. Ich bleibe unschlüssig im Türrahmen stehen. Er setzt sich auf sein Bett und deutet auf den Schreibtischstuhl. Zögernd setze ich mich.

Er wartet bis ich ihn anschaue, bevor er beginnt eindringlich zu sprechen. „Es tut mir wirklich leid, was ich getan habe. Es tut mir leid, dass ich dich angelogen habe. Es tut mir leid, dass ich dir dein Fahrrad weggenommen habe. Es tut mir leid, dass ich dir Angst gemacht habe."

Ich nicke.

„Was mir nicht leid tut, ist, dass ich dich liebe."

Mit großen Augen starre ich ihn an. Hat er das wirklich gerade gesagt?

„Was?", krächze ich.

„Ich liebe dich, Ari. Mir ist klar, dass du viel Scheiße erlebt hast, das denke ich zumindest, und mir nicht glaubst. Aber wenn du mich lässt, kann ich es dir vielleicht zeigen."

Ich stehe auf und gehe im Zimmer hin und her. Will liebt mich? Kann das sein? Er hat sich ehrlich angehört, aber kann ich ihm vertrauen?

„Was denkst du?", fragt er leise.

„Ich frage mich, ob ich dir vertrauen kann."

„Das ist deine Entscheidung. Aber ich schwöre dir, dass es stimmt. Ich fand dich toll, seit ich dich das erste mal gesehen habe. Ich wollte dich nicht mögen. Deswegen war ich wahrscheinlich immer so fies zu dir. Sorry dafür. Aber ich will es nicht mehr verstecken oder unterdrücken. Und in den letzen Wochen habe ich mich so sehr in dich verliebt, Ari. Du kannst es dir gar nicht vorstellen."

„Du solltest jetzt losgehen, sonst verpasst du nicht nur das Aufwärmen." Meine Stimme hört sich kalt an.

Broken BondsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt