Kapitel 35

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WILL

Der Officer stellt die Lampe so ein, dass sie direkt in mein Gesicht scheint. Wie klischeehaft denke ich und richte den Blick auf meine Hände.

„Haben sie irgendwas mit dem Verschwinden von Arielle zu tun?", fragt er.

„Nein."

„Wissen sie, wo sie ist?"

„Nein.", sage ich. „Sonst hätte ich sie ja nicht die letzten Tage ununterbrochen gesucht."

Der Officer richtet die Lampe wieder nach unten. Wahrscheinlich will er meine Augen sehen. „Sie hatten einen Streit am Dienstag Abend, bevor sie verschwunden ist. Das haben Zeugen ausgesagt. Stimmt das?"

„Ja."

„Worum ging es in dem Streit?"

Ich schaue ihn direkt an. Er soll sehen, dass ich ehrlich bin. Und wenn er schon dabei ist, soll er auch die Verzweiflung in meinen Augen sehen. „Nachdem Ari in Mr. Clarkes Büro war, war sie wütend auf mich. Ich wusste nicht warum. Im Diner wollte ich dann mit ihr reden. Sie hat...sie hat mich etwas eifersüchtig gemacht. Deswegen habe ich sie nach draußen gezogen, um das zu klären."

„Sind sie handgreiflich geworden?"

Empört schaue ich ihn an. „Nein. Niemals."

„Und was haben sie vor dem Diner besprochen? Unsere Zeugen sagen, es war hitzig."

„Sie hat mit mir Schluss gemacht. Ich wollte wissen warum. Sie hat es mir nicht gesagt."

Der Officer sieht zufrieden aus. „Sie hat also den Abend vor ihrem Verschwinden mit ihnen Schluss gemacht? Waren sie wütend? Haben sie in ihrer Wut etwas getan, was sie bereuen?"

Mit der flachen Hand schlage ich auf den Tisch. „Hören sie mir mal zu. Ich würde ihr nie wehtun."

Er nickt. „Wissen sie inzwischen, warum sie mit ihnen Schluss gemacht hat?"

„Ja. Und ich gehe davon aus, sie wissen es auch."

Der Polizist faltet die Hände auf dem Tisch. „Ja. Wir wissen von der Situation zuhause und was in Mr. Clarkes Büro passiert ist."

„Haben sie ihren Vater festgenommen?", will ich wissen.

Er nickt. Dann mustert er mich. „Wenn sie noch irgendwas wissen, sagen sie es mir jetzt. Bevor wir herausfinden, dass sie uns angelogen haben."

„Leider weiß ich nichts, was sie inzwischen nicht auch wissen."

Nachdem ich meine Fingerabdrücke und meine DNA abgegeben habe, was mir ein flaues Gefühl im Magen bereitet, darf ich nach Hause.

Dort versuche ich immer wieder Ari anzurufen, aber ohne Erfolg. Die Sonne geht inzwischen schon wieder auf, aber an Schlaf ist nicht zu denken. Mit jeder Minute, die vergeht ist es unwahrscheinlicher, dass Ari jemals lebend gefunden wird.

Ich hoffe wirklich, dass sie einfach abgehauen ist und es ihr gut geht. Ich wünschte nur, sie würde sich melden. Aber wenn sie nicht gefunden werden will, wird sie das nicht tun.

Am nächsten Tag steht überall, dass Ari vermisst wird. In den Zeitungen, in den Nachrichten, auf Social Media. Überall sehe ich ihr wunderschönes Gesicht.

Der Gedanke es vielleicht nie wieder berühren zu können, bringt mich um.

Den Morgen verbringen unsere Freunde und ich damit, Vermisstenplakate aufzuhängen. Henry, Nader, Connor und ich fahren dafür in die Stadt. Der Rest hängt sie bei uns im Ort auf.

Als ich ein Plakat neben einer Tierklinik aufhänge, kommt eine junge Frau heraus. „Sie dürfen hier nichts aufhängen."

Flehend sehe ich sie an und zeige ihr das Plakat. „Bitte, meine Freundin wird vermisst und sie liebt Tiere. Vor allem Hunde." Etwas huscht über ihr Gesicht. Mitleid?

„Entschuldigung, aber das geht trotzdem nicht. Hängen sie es woanders auf."

Herzlose...

Ich gehe. Zwei Stunden später treffen wir uns wieder an meinem Wagen. Con und ich sind als erste wieder da.

Connor sieht nervös aus. Dann räuspert er sich. „Ich muss dir was sagen."

Broken BondsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt