Kapitel 29

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Am Montag beginnt die Schule wieder. Will und ich fahren in seinem Auto und nehmen Nader und Henry mit.

Alle drei begleiten mich zu den Fahrradständern, wo wir meine, oder kann man inzwischen unsere sagen, Freunde treffen.

Nader begrüßt Charlie mit einem Kuss auf die Wange und diese wird rot. Charles wird nie rot.

„Hey, Ari. Arbeitest du heute im Diner?", fragt Connor.

„Ja.", lächle ich. „Kommst du?"

Con grinst. „Meine Eltern und ich kommen."

Will legt seinen Arm um mich und ich verdrehe die Augen. Dann sage ich zu meinem besten Freund. „Cool."

Als erstes haben wir Geschichte. Unsere ganze Sitzordnung hat sich geändert. Ich sitze neben Will und Charlie neben Nader, Connor neben Brianna und Gabriel neben Henry.

Nach zwanzig Minuten schiebt Will mir diskret einen Zettel zu.

Willst du meine Freundin sein?

-Ja
-Auf jeden Fall!
-Ja! Ich liebe dich!

Ich verdrehe die Augen. Idiot.

Dann kreuze ich die letzte Option an und schiebe das Blatt wieder zu ihm.

Sein Mundwinkel zuckt, als er meine Antwort liest. Er schreibt etwas darunter.

Ich lese mit.

PS: Aber jetzt ersthaft, wäre es too much, wenn ich heute auch im Diner auftauche?

Ich schaue meinen Freund an und flüstere. „Ja. Bist du so eifersüchtig?"

Er schreibt wieder.

Ja! Und PPS: Ich liebe dich auch!

Ein Grinsen übernimmt mein Gesicht. Ich kann nichts dagegen tun.

„Ari?", fragt unser Lehrer.

Will und ich zucken beide zusammen. Busted.

Aber unser Lehrer sieht nicht wütend aus. „Sie sollen in das Büro des Vertrauenslehrers kommen."

Was? Warum?

Verwirrt stehe ich auf und verlasse den Raum.

Vor Mr. Clarkes Büro atme ich nochmal tief durch. Ich weiß nicht was mich erwartet.

Dann klopfe ich und ein „Herein." ertönt. Ich öffne die Tür und lächle.

Mr. Clarke schaut von seinem Computer auf und deutet auf die Couch. „Hallo, Ari."

„Hallo." Ich setze mich.

Er mustert mich und es sieht mitleidig aus. Oh, Gott. Ist mein Vater tot? Und warum ist das Erleichterung in meiner Brust?

„Ich muss mit ihnen über ein ernstes Thema sprechen."

Ich nicke.

„Ein Schüler, der anonym bleiben will, hat uns mitgeteilt, dass...nunja...dass ihr Vater ihnen weh tut."

Mein Herz bleibt stehen. Nein. Nein. Nein.

„Und dass er es war, der sie vor kurzem angegriffen hat."

Ich starre ihn an. Langsam schüttle ich den Kopf. „Nein.", krächze ich.

Wenn mein Vater rausfindet, dass jemand es weiß...Ich will wirklich nicht...Ich schlucke schwer.

Mr. Clarke sieht mich jetzt noch mitleidiger an. „Wir können ihnen helfen, Arielle."

Ich zucke zusammen. Sie können mir nicht helfen.

„Ich brauche ihre Hilfe nicht.", sage ich und stehe auf.

Mein Herz schmerzt bei den Worten. Ich wünschte, jemand könnte mir helfen, aber das kann nur ich selbst.

Der Vertrauenslehrer steht ebenfalls auf. „Bitte, warten sie. Ich will ein Gespräch mit ihrem Vater führen. Wenn sie ihn fragen könnten...ansonsten rufe ich ihn am Mittwoch an. Nur um das auszuschließen."

Mit großen Augen schaue ich ihn an. Ich will ihn anflehen. Bitte tun sie das nicht! Ich will nicht...Er wird mich...

Aber stattdessen sage ich: „Okay." Meine Stimme hört sich hohl an. Leer. Als wär ich schon...

Als ich wieder in Geschichte neben Will sitze, kann ich mich nicht konzentrieren. Meine Zeit läuft ab...Ich muss irgendwas tun.

Will stupst mich mit dem Ellenbogen an. „Alles okay?", flüstert er.

Ich ignoriere ihn. Anonymer Schüler pah. Ich weiß genau, dass Will der Schule den Tipp gegeben hat. Er war der einzige, der es wusste. Ich habe mich ihm anvertraut und er hat mich verraten. In mir brodelt es.

Aber ich habe beschlossen, es nicht anzusprechen. Es könnte meinem Plan in die Quere kommen.

Nach der Stunde, gehe ich zu meinem Spind. Ich reiße die Spindtür auf.

„Au.", sagt Will und fährt mit der Hand über sein Kinn.

Ich ignoriere ihn und räume das Buch ein.

„Kannst du mit mir reden?", faucht Will. „Was soll das Ari?"

Knallend schließe ich die Spindtür und drehe mich auf dem Absatz um, aber er hält mein Handgelenk fest.

„Hab ich irgendwas gemacht?", fragt er.

Ich reiße mich los und renne zur Toilette. Dort schließe ich mich ein und versuche meine Atmung unter Kontrolle zu bringen. Alles tut weh bei dem Gedanken daran, was ich machen werde.

Broken BondsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt