Kapitel 36

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WILL

Connor keucht, als ich ihn am Kragen packe. „Weißt du wo sie ist? Sag es."

Zu meinem Bedauern schüttelt er den Kopf. „Ich habe keine Ahnung, wo sie ist, aber ich fühle mich so schuldig."

„Warum?", knurre ich.

Was hat dieser Idiot gemacht?

„Ich war es.", sagt er. „Ich habe es Mr. Clarke gesagt. Ich wollte sie nur beschützen."

Connor hat Mr. Clarke erzählt, dass Aris Vater sie schlägt. Aber...

„Woher wusstest du es?"

„Ich habe lange etwas vermutet. Die blauen Flecken. Wir durften nie zu ihr nach Hause kommen. Immer wenn wir telefoniert haben, hat sie aufgelegt, bevor sie daheim war, oder hat erwähnt, dass ihr Vater schläft oder nicht da ist. Dann nach dem vermeintlichen Angriff war ich mir sicher. Und ich wollte ihr unbedingt helfen. Ich dachte, ich tu das Richtige und er kommt ins Gefängnis. Aber wahrscheinlich ist sie deswegen abgehauen.", erklärt Con.

Der Grund, warum ich ihm keine reinhaue, ist, dass er so aussieht, als würde er sich selbst schon genug fertig machen.

„Sie dachte, ich war es.", sage ich.

„Sorry."

„Es macht jetzt eh keinen Unterschied mehr. Du hast es gut gemeint."

Nader und Henry stoßen zu uns und wir fahren los. Weil wir den ganzen Tag unterwegs waren und Hunger haben, gehen wir ins Diner.

Tara bedient uns, was noch mehr Aris Abwesenheit zeigt. Fuck. Ich vermisse sie. Und ich will nur wissen, dass es ihr gut geht.

„Was kann ich euch bringen?", fragt Tara.

Wir bestellen das übliche und Connor bestellt eine Fanta und Pommes.

Die Besitzerin des Diners lächelt mich mitleidig an und geht. Ich muss aussehen wie der Tod. Dann gibt sie die Bestellung weiter an...

„Miguel?", rufe ich, während ich aufspringe.

Eine Sekunde später bin ich bei der Durchreiche und sehe in Miguels Gesicht. Ich hatte ganz vergessen, dass es ihn auch noch gibt. Er ist immer in der Küche. Aber er hat auch mit Ari zusammengearbeitet. Ich mache mir keine Hoffnungen, aber vielleicht weiß er irgendwas.

„Hijo.", sagt er freundlich.

„Weißt du irgendwas darüber, wo Ari ist?"

Er blickt nach unten. Aber in der Millisekunde davor haben seine Augen ihn verraten. Er weiß etwas.

„Miguel, sag es mir. Bitte."

Er will die Durchreiche schließen, aber ich halte sie offen. Er hebt entschuldigend die Hände. „Ich weiß nichts. Nada."

„Bitte. Ich mache mir solche Sorgen, Miguel. Was würdest du machen, wenn deine Frau vom einen auf den anderen Tag einfach verschwinden würde?"

Weil wir schon ewig in dieses Diner gehen, weiß ich, dass Miguel eine Frau und drei Kinder hat, die er über alles liebt.

Sein Blick wird weich und seine Augen werden glasig. „Ich habe Senorita Ari versprochen, dass ich niemandem etwas sage."

Er weiß, wo sie ist. Das muss es sein.

„Sag es mir. Bitte.", flehe ich.

Er zögert. Dann gibt er endlich nach. „Sie ist am Dienstag zu mir gekommen am Ende ihrer Schicht und sie hat mir von ihrem Vater erzählt. Sie hatte solche Angst. Dios mios. Sie hat mich angefleht, dass ich ihr helfe."

„Und hast du ihr geholfen?"

„Natürlich, sí."

Ungeduldig frage ich: „Und wie?"

„Sie hatte einen Plan. Sie wollte abhauen, bevor ihr Padre herausfindet, dass er aufgeflogen ist. Sie hat gesagt, dass sie viel Geld gespart hat, aber so schnell keine Wohnung findet."

Erleichterung bricht in mir aus wie Wasser aus einem zerstörten Damm. Sie ist nur abgehauen.

„Wo ist sie Miguel?", frage ich mit einer Intensität, die meine Sehnsucht nach Ari widerspiegelt.

„Sie ist...ich darf es nicht sagen. No."

„Wo? Miguel, bitte. Ich flehe dich an. Ich kann sie beschützen. Ich schwöre es.", bitte ich.

„Sie ist bei meiner Tochter in der Stadt. Sie ist siebenundzwanzig und hat eine Tierklinik. Ari wohnt bei ihr und arbeitet dort."

Die junge Frau vor der Tierklinik. Es fällt mir wie Schuppen von den Augen. Deswegen wollte sie nicht, dass ich die Plakate aufhänge. Ari war dort. Sie war so nah.

„Danke, Miguel. Kannst du mir bitte ihre Adresse geben?"

Mit einem riesigen Lächeln komme ich wieder zu unserer Booth. „Wir haben sie, Leute."

Broken BondsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt