Am Sonntag muss ich schon morgens im Diner arbeiten. Ich bediene ein altes Ehepaar. Sie sind zuckersüß. Ich frage mich, ob ich irgendwann auch sowas haben werde...Einen Lebenspartner. Aber ich kann es mir ehrlich gesagt nicht vorstellen.
Ich bin viel zu verschlossen, um mich auf irgendjemanden wirklich einzulassen. Und ich war noch nie verliebt, vielleicht werde ich es auch nie sein. Vielleicht bin ich nicht fähig zu dieser Art von Liebe. Klar, ich liebe meine Freunde, aber das ist eine andere Liebe.
Ich bringe dem Ehepaar die Rechnung für das Frühstück. Sie hatten Pancakes und Kaffee.
Der Mann gibt mir das Geld und sagt: „Heute ist unser 54. Hochzeitstag."
Ich lächle breit. „Herzlichen Glückwunsch euch beiden!"
Ich kann mir gar nicht vorstellen vierundfünfzig Jahre miteinander zu verbringen.
Bis zur Mittagszeit kommen ein paar Leute und frühstücken. Als ich gerade Gläser abtrockne, weil das Diner leer ist, öffnet sich die schwere Tür und - wer hätte es gedacht - Will tritt hindurch. Gefolgt von Nader und Henry.
Ich verdrehe die Augen.
„Hey.", lächelt Nader.
„Hi.", erwidere ich.
Dann setzen sich die drei an ihren Stammplatz.
Ich bringe ihnen gar nicht erst die Speisekarte, sie wissen eh was darauf steht.
„Was kann ich euch bringen?"
Henry lächelt mich an und lässt dann seinen Blick über meinen Körper wandern. „Ich-"
„Das gleiche wie die letzten male.", unterbricht ihn Will, schaut dabei aber nicht mich sondern Henry böse an.
„Okay.", sage ich und gehe wieder zum Tresen. Ich gebe Miguel die Bestellung weiter und bereite dann die Getränke vor.
Plötzlich steht Will vor mir. Seine Arme hat er auf den Tresen gelegt und lehnt sich dagegen.
„Was willst du?", frage ich genervt.
Er räuspert sich. „Es...Es tut mir leid, wie ich reagiert habe."
Verwirrt starre ich ihn an. Hat Will sich gerade wirklich bei mir entschuldigt? Das hat er noch nie gemacht. „Äh...wann?
„Als du mir das mit dem Hund erzählt hast. Ich weiß auch nicht, was da...ich hab es natürlich nicht gemacht. Würde ich nie. Und es war einfach...unsensibel. Sorry.", sagt er.
„Okayyy.", sage ich langgezogen. „Was ist los? Warum bist du nett zu mir?"
Er grinst, aber wie immer bleiben seine Augen dabei zwei schwarze Löcher. „Gewöhn dich nicht dran, Aurora. Und ich will immer noch, dass du kündigst."
Er mustert mein Gesicht und plötzlich streckt er die Hand aus und berührt sanft meine Wange. Ich zucke zusammen. „Ist das ein blauer-"
Ich schüttle den Kopf. „Ist es nicht."
Er schaut mich komisch an und dann geht er wieder zu seinem Platz. Ich bringe ihnen die Getränke und dann das Essen.
Dann gehe ich in die Mitarbeitertoilette und checke mein Makeup.
Um drei kommt Karl und setzt sich mit seiner Zeitung an seinen gewohnten Platz. Ich bringe ihm gleich eine Tasse Kaffee.
„Wie geht es dir heute, Karl?"
„Warum fragst du? Bist du ein Arzt? Ich habe nämlich diesen juckenden Ausschlag am Rücken."
Ich lache. „Nein. Kann ich dir sonst was Gutes tun?"
Belustigt schaut er mich an. „Nein, danke. Und wie geht es dir, Arielle?"
Ich zucke zusammen. Ich muss Tara unbedingt um ein neues Namensschild bitten.
„Gut.", sage ich mit einem aufgesetzten Lächeln.
Als ich um halb fünf fertig bin mit der Arbeit, laufe ich nach Hause. Es ist das erste mal, dass ich mich auf dem Heimweg vom Diner nicht verfolgt fühle. Wahrscheinlich weil es noch hell draußen ist. Es war wohl die ganze Zeit nur Paranoia.
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Broken Bonds
Teen FictionAri hat viele Jobs und kommt aus zerrütteten Familienverhältnissen. Will scheint das Gegenteil zu sein. Er scheint Ari zu hassen und droht ihr. Aber dann kommen die beiden sich näher. Es kommen Geheimnisse ans Licht, die die beiden auseinander oder...