Kapitel 26

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Am nächsten Morgen weckt mich Will, indem er Küsse auf meinen Nacken drückt. Zufrieden öffne ich die Augen und drehe mich in seinen Armen. Seine Augen sind weich. Ich kann es nicht anders beschreiben. Sie sind nicht mehr zwei schwarze Löcher.

„Hey.", flüstere ich.

„Hey, Belle."

Und dann sage ich: „Ich liebe dich." Weil ich vermute, dass Will diese Worte in seinen ersten sieben Lebensjahren nicht gehört hat und wir das nachholen müssen.

Er schließt kurz seine Augen. Dann öffnet er sie wieder und schaut mich sanft an. „Ich liebe dich."

Es klopft an unserer Zimmertür.

„Ja?", frage ich.

Charlie streckt den Kopf zur Tür rein. „SOS."

Dann ist sie wieder weg. Will und ich springen auf und beeilen uns, in den Flur zu kommen. Dort stehen Charlie und Bri.

„Nur Ari und Bri.", sagt Charles und geht voraus in ihr Zimmer. Brianna und ich folgen ihr.

Ich schließe die Tür hinter mir. „Was ist los, Charles?"

„Scheiße ist los." Sie setzt sich auf das Bett und vergräbt das Gesicht in den Händen.

Ich streichle ihren Rücken. „Du machst mir Angst. Was ist los?"

„Du kannst uns alles sagen.", sagt Bri.

Charlie sagt etwas in ihre Hände, das man nicht verstehen kann.

„Was?", frage ich.

Sie hebt den Kopf. „Ich hab mit Nader geschlafen."

Ich starre erst Charlie dann Brianna an. Dann wieder Charlie. „Was?"

„Gestern Nacht. Ich hab mit Nader geschlafen. Gestern Nacht, verdammt."

„Okaaaayy.", sage ich gedehnt. „Bereust du es?"

„Nein...also eigentlich nicht."

„Was ist dann los?", will Bri wissen.

„Dass ich dumm bin...weil ich jedem Kondome angeboten habe und selbst hab ich es...vergessen."

„Shit.", sage ich.

„Ja...shit."

„Warum hat Nader nicht dran gedacht?", fragt Brianna.

„Keine Ahnung...wir waren beide betrunken.", seufzt Charles.

„Okay." Ich versuche einen kühlen Kopf zu bewahren. „Wir besorgen die Pille danach."

Mich nervt es, dass immer Frauen die Konsequenzen tragen, dass immer Frauen Vorsichtsmaßnahmen treffen müssen. Es ist alles so unfair. Noch dazu haben wir jeden Monat unsere Periode und sind diejenigen, die Kinder auf die Welt bringen.

Charlie nickt. „Ja, aber wie geht das?"

Brianna zückt ihr Handy.

Nach einer kurzen Internet-Recherche wissen wir, dass man die Pille danach ohne Rezept in der Apotheke kaufen kann.

Als wir unten unsere Schuhe anziehen, steht auf einmal Nader neben uns. Er schaut Charlie an. „Darf ich mitkommen?"

Sie mustert ihn. „Willst du mitkommen?"

„Ja. Es tut mir so leid, Charlie. Das hätte alles anders laufen sollen."

Sie nickt. „Okay, du kannst mitkommen."

So machen wir uns auf den Weg zur nächsten Apotheke. Wieder zurück nimmt Charlie die Pille und legt sich hin. Nader lässt sie nicht aus den Augen.

Will und ich treffen uns in der Küche wieder zum Frühstück.

„Mag Nader Charles?", frage ich.

Will schaut mich verschwörerisch an. „Er redet, seit wir hier sind, nur noch über sie."

Ich grinse.

„Und Charlie?", fragt er.

„Nein, also vor heute morgen wusste ich gar nichts."

„Hmm."

Ich zucke mit den Schultern. „Es ist Charlie."

„Rapunzel, ich würde dich gern meinen Eltern vorstellen."

„Aber deine Mom kennt mich doch schon.", lächle ich.

Will verdreht die Augen. „Als meine Freundin."

„Ach."

„Du kannst echt fies sein."

„Du auch.", grinse ich. „Aber ja, ich würde gerne deine Eltern kennenlernen."

„Geht doch.", murmelt er und küsst mich.

Ich werde mich nie daran gewöhnen, Will zu küssen. Es fühlt sich unglaublich an und so richtig. Auch wenn ich noch nie jemand anderen geküsst habe.

Will vertieft gerade den Kuss, da räuspert sich jemand.

Wir drehen uns um und Nader steht in der Küche. „Was isst Charlie gern?"

Grinsend schaue ich mich in der Küche um. „Pancakes mit Ahornsirup und Banane...und dazu vielleicht eine Cola?"

„Okay." Er macht sich daran alles zuzubereiten.

„Brauchst du Hilfe?", frage ich.

Nader schüttelt den Kopf. Seine Ohren werden rot. „Nein, danke. Ich will das für sie machen. Es soll von mir kommen. Verstehst du?"

Broken BondsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt