Kapitel 13

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Freitag gehe ich Will in der Schule aus dem Weg, aber als ich nach Hause laufen will, hält er mich auf.

„Arbeitest du heute?"

Mein Herz schlägt unglaublich schnell in meiner Brust. „Äh, ja ich gebe Tanzunterricht."

Wir sind beide stehen geblieben und schauen einander an.

„Bis um wie viel Uhr?" Sein Blick flackert kurz zu meinen Lippen.

Ich will ihn wieder küssen. Ich will es wirklich sehr. Und ich weiß nicht, warum.

„Bis sieben."

Er nickt. „Ich fahr dich heim."

„Das ist nicht nötig."

Will grinst, aber wieder erreicht es seine Augen nicht. „Du willst immer mit mir streiten, Merida."

„Na gut. Aber dann musst du Charlie auch heimfahren."

„Okay."

Wie besprochen steht Wills Auto um sieben vor dem Tanzstudio. Ich steige vorne ein und Charles hinten. Sie muss Will nicht den Weg beschreiben, weil er auf ihrem Geburtstag war.

„Übrigens uncool einfach meine Party zu crashen.", spricht sie es an.

Ich kichere.

Will schaut mich an. „Das macht es doch erst zu einer guten Party."

Charles lacht. „Stimmt."

Nachdem wir sie abgeliefert haben, ist es still im Auto.

Irgendwann räuspere ich mich. „Wegen gestern."

„Ja?"

„Das sollte nicht nochmal passieren."

Will grinst wieder emotionslos. „War es dein erster Kuss?"

Shit, hat man gemerkt, dass ich unerfahren bin?

„Äh, ja."

„Dann weißt du noch nicht, wie das läuft. Das war kein Wir küssen uns einmal-Kuss. Das war ein Wir werden uns noch sehr oft küssen-Kuss. Okay, Ari?"

Ich atme einmal tief durch. „Okay, Will."

Und als wir vor meinem Haus ankommen, parkt er wieder. Dann lehnt er sich zu mir und drückt seine Lippen sanft auf meine. Mein Herz flattert wie verrückt in meiner Brust. Ich frage mich, ob er meinen Herzschlag spürt, als er sanft meinen Hals umfasst.

Dann entfernt er sich von mir und mustert mein Gesicht. Er streichelt meine Wange. „Dein Gesicht sieht schon wieder besser aus.", flüstert er.

„Mhm."

Wieder küsst er mich und ich schnalle mich ab. Dann klettere ich wieder auf seinen Schoß. Als ich meinen Mund wieder auf seinen presse, grinst er. Dann beißt er in meine Lippe.

„Au."

Er leckt über meine Lippe. „Sorry." Und küsst mich weiter.

Ich drehe mich zum Armaturenbrett und schaue auf die Zeit. Oh, schon so spät. „Ich muss rein." Hastig klettere ich wieder auf meinen Platz und öffne die Autotür.

„Bis morgen, Jasmin."

Ich schließe die Autotür und schaue Will durch die Scheibe an.

„Bis...was?"

Aber er fährt bereits weg.

Als ich die Wohnung betrete, mache ich mich schon auf das schlimmste gefasst, aber mein Vater ist immer noch nicht da.

Am Samstag gehe ich mit den Hunden des Tierheims Gassi und danach arbeite ich im Diner.

Ich weiß, was Will gemeint hat, als er gesagt hat „Bis morgen", denn um zwei steht er am Tresen. Komischerweise ohne seine Freunde.

„Hey, Tiana."

Ich lächle. „Hey, Froschgesicht."

Er lacht und das erste mal strahlen seine Augen dabei. Ich bin wie hypnotisiert von dem Anblick. Will sieht gut aus. Aber ein glücklicher Will ist umwerfend.

Ich fülle Sprite in ein Glas und stelle es vor ihm ab. Er setzt sich auf einen Barhocker.

„Hast du noch Angst?", fragt er.

Aus Reflex fasse ich an die Wunde auf meiner Wange. „Ja.", sage ich ehrlich.

Ernst mustert er mich. „Ich passe auf dich auf."

Das kannst du nicht, denke ich. Aber es ist nett, dass er es sagt.

„Danke.", flüstere ich. Dann räuspere ich mich. „Willst du was essen?"

„Nein, aber schenk dir doch auch was ein und setz dich zu mir."

Ich schüttle lächelnd den Kopf. „Ich arbeite, Will."

„Hier ist niemand außer uns."

Also schenke ich mir eine Tasse Kaffee ein und komme um den Tresen herum. Will zieht den Barhocker für mich zurück und ich setze mich.

„Vertraust du mir?", fragt er.

Es ist keine Lüge, als ich „Ja" sage. Irgendwie hat er es geschafft, dass ich ihm vertraue und das fällt mir normalerweise sehr schwer.

„Ich passe auf dich auf.", sagt er wieder.

Überwältigt von meinen Gefühlen lehne ich mich nach vorne und küsse ihn. Und er fasst in meine Haare und küsst mich zurück. Langsam beginne ich zu verstehen, was er mit dem Wir werden uns noch sehr oft küssen-Kuss meint.

Als wir hören, wie die Tür sich öffnet, fahren wir auseinander. Ich springe von meinem Barhocker und streiche meine Schürze glatt.

„Karl! Hallo!", rufe ich und versuche zu überspielen, dass ich knallrot bin.

„Arielle."

„Ari.", sagt Will bestimmt.

„Was?", fragt Karl.

Will setzt ein gezwungenes Lächeln auf. „Sie heißt Ari."

Karl geht mit seiner Zeitung zu seinem Stammplatz und ich bringe ihm Kaffee.

Will bleibt meine ganze Schicht lang und fährt mich dann nach Hause.

Broken BondsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt