Kapitel 8

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Nervös drücke ich die Klingel. Darya und ihre Familie wohnen in der Nähe der Schule.

Eine mittelalte Frau mit schwarzen Haaren, die in einem Bob geschnitten sind, öffnet mir die Tür. Sie lächelt mich strahlend an. „Ari?"

„Ja, hi."

Sie öffnet die Tür noch weiter. „Komm doch rein. Ich bin Darya."

Ich folge ihr und bewundere das rustikal eingerichtete Haus. Sie führt mich ins Wohnzimmer, das gemütlich eingerichtet ist und sogar einen Holzofen hat.

„Chris!", ruft Darya.

Kurz darauf kommt ein kleiner Junge angerannt. Er hat die gleichen schwarzen Haare wie seine Mutter, aber strahlend blaue Augen.

„Hallo. Ich bin Ari.", stelle ich mich vor.

Er umarmt meine Beine. „Hallo, Ari. Ich bin Chris."

Ich tätschle seinen Kopf. Er ist wirklich süß. „Wie alt bist du Chris?"

Der Kleine löst sich von meinen Beinen und zeigt fünf Finger hoch.

„Wow, schon so groß."

Er nickt begeistert.

„Ari wird ab nächste Woche manchmal auf dich aufpassen, wenn dein Bruder beim Training ist. Ist das okay, Chris?", fragt Darya.

Er nickt enthusiastisch.

Wir reden noch kurz und ich spiele ein bisschen mit Chris und dann bin ich schon wieder auf dem Nachhauseweg.

Es ist wirklich nervig, dass ich kein Fahrrad mehr habe. Aber mit dem neuen Job kann ich mir vielleicht bald ein neues leisten. Es ist blöd, ständig an Geld denken zu müssen. Ich frage mich, wie es sich anfühlt, sich keine Sorgen darüber zu machen.

In meinem Kopf mache ich mir einen Terminplan. Montag gehe ich Gassi und arbeite danach im Diner, Dienstag Babysitting, Mittwoch Hip-Hop Unterricht, Donnerstag Babysitting, Freitag Modern Unterricht, Samstag Gassi gehen und Diner, Sonntag Diner.

Mehr könnte ich wirklich nicht machen.

Als ich die Wohnungstür öffne, denke ich mein Vater ist noch nicht wieder da. Aber dann höre ich ihn rufen, sobald ich die Tür hinter mir schließe. „Arielle?"

Mir läuft es kalt den Rücken runter. „Ja?"

„Komm her."

Ich gehe in unser kleines Wohnzimmer und mein Vater sitzt auf dem Sofa. Er sieht wütend aus. Oh, nein...

„Wo warst du die ganze Nacht?"

„Ich war auf Charlies Geburtstag und habe dort übernachtet."

Mein Vater steht auf und ich weiche zurück. „Mit wem hast du schon wieder rumgehurt?"

Er kommt auf mich zu und ich drehe auf dem Absatz um und renne in mein Zimmer. Dann schließe ich die Tür ab und lasse mich dagegen sinken. Mein Vater hämmert mit den Fäusten dagegen und schreit.

Stille Tränen fließen über meine Wangen.

Warum muss das hier mein Leben sein? Was habe ich getan, um das zu verdienen?

Bris Eltern würden alles für sie tun. Charlie und ihre Schwester bekommen von ihren Eltern so viel Liebe. Cons Eltern holen uns ständig ab, egal wo wir sind. Gabe und sein Bruder haben neues Mountainbikes bekommen, nachdem sie gestohlen wurden.

Und ich?

„Du Hure!", höre ich meinen Vater grölen.

Dann wirft er sich gegen die Tür und sie gibt fast nach.

Bitte. Bitte, nicht.

Broken BondsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt