Kapitel 39

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2 Monate später

WILL

Die Mädchen kichern, als sie in mein Auto einsteigen. Die Schule hat gerade geendet. Gott, ich kann es kaum erwarten, sie zu sehen. Es ist zwei Wochen her.

Die Fahrt wird vier Stunden dauern. Aber das letzte mal habe ich sie in dreieinhalb geschafft und heute bin ich noch motivierter.

Charlie fragt: „Wann fängt die Tanzausbildung nochmal an?"

Ich lächle. „Anfang nächsten Monats."

Stolz erfüllt mich jedes mal, wenn ich daran denke. Ari ist weggezogen. Hunderte Kilometer weit weg. Sie hat eine eigene kleine Wohnung und arbeitet in einem Café, bevor die Ausbildung beginnt. Außerdem geht sie zu Gruppentherapien mit anderen Opfern häuslicher Gewalt. Dort hat sie auch Freunde gefunden.

Die Fahrt geht schnell vorbei, weil Bri und Charles die ganze Zeit reden. Die beiden sind aufgeregt, denn sie besuchen Ari das erste mal in der neuen Wohnung.

Ich parke direkt vor dem Hochhaus an der Straßenseite. Die beiden Mädchen springen aus dem Auto und rennen voraus. Als ich das Treppenhaus hochkomme, liegen die drei sich in den Armen.

Ari sieht umwerfend aus. Sie hat immer noch die schwarzen, kurzen Haare und sie stehen ihr wirklich. Sie sieht reifer aus, nicht wie sechzehn.

„Hi, Aurora.", grinse ich, als die drei sich voneinander lösen.

Sie fällt mir in die Arme und küsst mich. Fuck, kann sie noch perfekter sein?

Ari zeigt Brianna und Charlie ihre Wohnung. Sie ist klein, aber hat sogar ein Wohnzimmer und sie hat sie liebevoll eingerichtet. Seit sie hier eingezogen ist, ist sie auch ordentlich geworden.

Dann setzen wir uns auf das kleine Sofa, beziehungsweise Bri und Charlie. Ari nimmt zwischen meinen Beinen auf dem flauschigen Teppich Platz.

„Wie geht es euch? Was gibt es neues?", will Ari wissen.

„Ich habe mit Rett Schluss gemacht. Das war wirklich überfällig.", sagt Brianna.

„Das war es wirklich. Was du letztes mal erzählt hast...dass er dich ständig zu...drängt. Das ist alles andere als okay.", meint Ari.

Bri nickt. „Und es waren noch so viele andere Dinge. Ich bin ohne ihn besser dran. Ich brauche einen Freund wie aus meinen Büchern. Meine Standards sind jetzt höher."

„Sehr gut.", lobt Charles. „Nader und ich sind jetzt zusammen."

Ari quietscht und steht auf, um ihre beste Freundin zu umarmen. Sofort fühlen sich meine Arme leer an. Ich bin seit dem Vorfall sehr anhänglich geworden, aber Aurora beschwert sich nicht darüber.

Charlie und Ari ziehen Bri in ihre Umarmung. Die drei sind wirklich fucking Seelenverwandte oderso. Ich freue mich, dass Ari so gute Freundinnen hat.

Und Charles und Nader haben sich auch gefunden. Ich habe Nader noch nie so glücklich erlebt.

Wir gehen zusammen essen und ich lade alle ein. Ich habe inzwischen einen Job in der Autowerkstatt, um den Sprit zu finanzieren. Bri zeigt uns Bilder ihres neuen Hundes, einem Dackel, den sie aus dem Tierheim haben.

Danach gehen Charlie und Brianna in ihr Hostel. In Aris Wohnung ist zu wenig Platz für alle.

Aurora legt sich schon ins Bett und liest, ein neues Hobby von ihr. Ich gehe duschen.

Das heiße Wasser entspannt mich. Und ich bin länger im Bad, als ich es eigentlich vor hatte.

„Will?", ruft meine Freundin.

„Ja?"

Schon geht die Tür zum Badezimmer auf und Ari steht im Raum. Ich schalte die Dusche ab und öffne sie. „Was ist?"

Sie hält eine Tüte mit rosa Pillen hoch. Shit. Shit. Shit.

Schnell trete ich aus der Dusche und wickle ein Handtuch um meine Hüften. „Ich kann das erklären."

„Was ist das? Lüg mich ja nicht an, Will!", faucht sie.

„Es ist Ecstasy."

Sie zieht scharf den Atem ein. „Du bist drogenabhängig, oder?"

Ich umfasse ihre Oberarme und schaue ihr in die Augen, die ängstlich aussehen. „Nein. Nicht mehr. Ich war lange süchtig. Dann als wir zusammen gekommen sind, habe ich aufgehört. Und als du mit mir Schluss gemacht hast und verschwunden bist, war ich so verzweifelt, da habe ich wieder welche gekauft. Aber ich hab, seit du wieder aufgetaucht bist, keine mehr genommen. Ich schwöre es."

„Ich hab in deiner Tasche nach einem Shirt gesucht, das ich anziehen kann, und da waren die Pillen...Ich...Will, ich habe solche Angst. Ich kann dich nicht verlieren.", schluchzt sie und Tränen laufen über ihre Wangen.

Fest ziehe ich sie in meine Arme. „Du wirst mich niemals verlieren, Rapunzel. Nie. Und ich werde sie nie wieder nehmen. Los, spül sie das Klo runter."

„Wirklich?", fragt sie.

„Natürlich."

Sie wirft das Päckchen in die Toilette und spült. Ich beobachte, wie dieser dunkle Teil meiner Vergangenheit verschwindet.

Broken BondsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt