Morro Bay III

43 | Der Adler ist gelandet

5 Jahre zuvor | Los Angeles

„Bitte, Lizzy. Sprich endlich mit mir."

„Ich habe dir nichts zu sagen, Mom."

„Kannst du dir vorstellen, was gerade in mir vorgeht? Du hast uns wochenlang hinters Licht geführt. Lass mich bitte verstehen ..."

„Wofür?", fiel ihr Lisa ins Wort. „Wofür willst du das alles wissen?"

„Ich möchte begreifen, wie es soweit kommen konnte ..."

„Es ist kein Verbrechen sich zu verlieben! Wir haben nichts falsch gemacht!"

„Lizzy ..."

„Ich lasse mir das nicht von dir kaputt machen!"

In Linas Augen sammelten sich Tränen. Sie hatte ihre Tochter noch nie so kalt und abweisend erlebt.

„Ich möchte nicht, dass du mit deiner Mom in den Ton sprichst", meldete sich Jax zu Wort. Er saß neben seiner Frau an Lisas Patientenbett und legte eine Hand auf ihrem Schenkel ab. Er hasste es, Lina weinen zu sehen.

Lisa kannte kein Mitleid: „Mom hat Silas verboten mir beizustehen! Dazu hatte sie kein Recht!"

„Du vergreifst dich schon wieder im Ton, Lizzy."

„Ich will mit Silas zusammen sein! Wenn ihr das nicht akzeptiert, dann ..."

„Niemand hat behauptet, dass du nicht mit ihm zusammen sein darfst", fiel Jax ihr ins Wort.

Lisa starrte ihn entgeistert an.

Auch Lina drehte ihren Kopf ungläubig in seine Richtung: „Was wird das, Liebling?"

Jax guckte seiner Frau in die Augen: „Wir können es ihr nicht verbieten. Und das sollten wir auch nicht. So etwas endet nie gut."

Lina traute ihren Ohren nicht. Sie hatte keine Ahnung, wie sie darauf reagieren sollte.

„Ist das wirklich dein ernst, Dad?", fragte Lisa.

Er stand von seinem Stuhl auf, um sich neben sie zu setzen. Dann griff er ihre Hand und lächelte sie versöhnlich an: „Du bist der größte Sturkopf, den ich kenne. Es wäre vollkommen zwecklos dir vorzuschreiben, was du zu tun hast. Außerdem möchte niemand von uns, dass du leidest."

Lisa fiel ihm erleichtert um den Hals: „Ich danke dir, Dad!"

Lina starrte beide fassungslos an. Sie stand regelrecht unter Schock. Vater und Tochter ließen sich wieder los.

„Ich hoffe sehr, der ganze Vorfall ist dir eine Lehre", sagte Jax als Nächstes. „Du musstest notoperiert werden, weil ihr nicht aufgepasst habt."

„Wir haben immer verhütet", antwortete Lisa. „Es ist bloß einmal was schief gegangen."

„Vielleicht sprichst du mal mit Sam über sichere Alternativen ..."

„Es reicht!", fiel Lina ihrem Mann ins Wort und erhob sich dabei energisch vom Stuhl. „Das kann unmöglich dein Ernst sein!"

Lisa und Jax guckten sie fragend an.

„Silas ist fünfundzwanzig! Er ist ein erwachsener Mann! Du kannst doch nicht so tun, als wäre das keine große Sache!"

„Wir lieben uns!", gab Lisa von sich. „Das Alter ist doch vollkommen unwichtig!"

„Silas würde Lizzy niemals für seine eigenen Zwecke ausnutzen, Shorty. Ich zweifele nicht daran, dass sie aufrichtige Gefühle füreinander haben."

Lina hatte genug gehört. Sie drohte ihre Nerven zu verlieren. Mit einen tiefen Atemzug setzte sie sich in Bewegung und steuerte die Tür an: „Ich brauche dringend frische Luft ..."