9.56 Uhr An alle, die denken, töten sei nichts Schreckliches,
Ich habe schon oft tote Menschen gesehen und ich habe auch schon selbst welche erschossen, aber wenn direkt neben dir, jemand stirbt, der dir etwas bedeutet, dann ist es, als würde die Welt in sich zusammen fallen und dich unter ihrer Last begraben. Der Schuss schallt ewig in deinen Ohren wieder. Gestern dachte ich, es wäre soweit, dass ich das erleben müsste. Der Soldat (er heißt übrigens Elijah) hat mir gestern nun schon zum zweiten Mal das Leben gerettet. Vermutlich hätte ich nicht einmal mehr eine Stunde gehabt, hätte er mich nicht gefunden. Die Blutvergiftung hatte sich schon so weit in meinem Körper verbreitet, dass ich viel zu schwach war, um die Augen offen zu halten. Als ich dann wieder erwachte, befand ich mich in einer kleinen Hütte und wurde von Lijahs Freundin Lui (jedenfalls dachte ich, sie wäre seine Freundin) behandelt. Ich habe keine Ahnung wie viel Antibiotika sie mir geben musste, aber davon will ich auch nicht erzählen. Ein paar Soldaten überrannten die Hütte regelrecht und wir waren gezwungen zu fliehen. Eigentlich hatten wir es schon aus dem Haus geschafft und die Soldaten lagen unseres Wissens nach auf dem Boden der Hütte, trotzdem flogen uns die Geschosse um die Ohren kaum, dass wir draußen waren. Lijah und ich mussten Lui stützen und kamen daher nur langsam voran, außerdem tat mein Bein noch immer höllisch weh. Jeder Knall, den ich hörte, jagte mir einen Schauer über den Rücken. Was, wenn einer der beiden gestorben wäre? Unsere Schritte kamen mir so langsam vor. Als würden wir uns gar nicht bewegen. Die Soldaten hinter uns schienen immer schneller zu werden und wir uns wie in Zeitlupe zu entfernen. Alles wirkte irgendwie hoffnungslos, doch dann schoss mir ein einziger Gedanke durch den Kopf: Du kennst dich hier besser aus als die. Neuer Mut strömte in meinen Körper. "Wir sind zu langsam, um sie abzuhängen, aber wir können sie in den Gassen abschütteln!", rief ich den beiden zu. Lijah sah mich schockiert an: "Die kleinen Gassen im Inneren der Stadt sind wie ein Labyrinth. Man findet sich in ihnen nicht zurecht und verläuft sich garantiert. Das ist zu gefährlich!" "Nur, wenn man nicht in ihnen lebt. Ich kenne jeden kleinen Winkel und jede Abzweigung. Vertrau mir. Wir werden uns nicht verlaufen." Er warf einen Blick zurück, schien seine Möglichkeiten abzuwiegen. Nach gefühlten Stunden nickte er und folgte mir mir Lui zusammen in die engen Gassen. Kaum hatten wir sie betreten, schien sich in meinem Kopf eine imaginäre Karte zu entfalten und ich überlegte schnell, wo wir am besten hin konnten. Normalerweise leben die Menschen in den Außengebieten des Labyrinths, wie Lijah es so liebevoll genannt hatte, aber wir nutzen die inneren schmalen Gassen als Versteck und als schnellen Weg von der einen zur anderen Seite der Stadt. Die Wege sind manchmal so schmal, dass man nur im Gänsemarsch hintereinander her gehen kann und aufpassen muss, dass man sich nicht die Arme und Beine aufschrammt. Glücklicherweise dauerte es nur wenige Minuten bis wir von unseren Verfolgern keinen Ton mehr hörten. Entweder waren sie uns gar nicht erst bis in Labyrinth nachgegangen, oder sie waren schlau genug nicht blind vorzudringen. "Das war eine ziemlich gute Idee", lobte Lui und grinste mich an. Dafür, dass sie vor einer Viertelstunde noch Todesangst verspürt haben musste, war sie nun erstaunlich gelassen und ruhig. Ich konnte verstehen, warum Lijah sie so mochte. "Woher kennt ihr euch eigentlich?", fragte ich sie und brachte sie mit meiner Frage zum Lachen. Verwirrt ließ ich meinen Blick vom einen zum anderen wandern und verlangte so stumm eine Erklärung. "Luisa ist meine Schwester." Merkwürdigerweise spürte ich, dass sich Erleichterung in mir breit machte. Warum freute ich mich so darüber, dass er anscheinend keine Freundin zu haben schien?
Hope
Hey ihr Lieben. Zwischen Krieg und Frieden ist momentan auf Platz 43 der Rangliste für Sciencefiction. Für manche ist das vielleicht nicht sooooo gut, aber mir bedeutet es was und das habe ich nur euch zu verdanken. Vielen Dank für eure Unterstützung, die viele von euch mir von Anfang an geschenkt haben.
Fühlt euch alle umarmt.
Miracleworld
DU LIEST GERADE
Hope.
Science FictionWas machst du, wenn alles, was du gekannt und geliebt hast, einfach zerstört wird? Wenn die Natur vernichtet wurde und nur das Leben in einer Stadt dich vor Krankheiten und Tod schützt? Wenn diese Stadt von einem Tyrannen regiert wird und du auf der...