12.09 Uhr An Hope,
Heute sind wir, wie schon die Tage vorher draußen gewesen und haben nach dir gesucht. Es gab jedoch einen Unterschied, denn heute haben wir etwas gefunden. Dein Waffe lag auf dem Boden, direkt neben der letzten vermissten Leiche. Jetzt sind wir uns nämlich alle sicher, dass du noch lebst, denn es gab Blutspuren von dem Körper weg. Es sah aus wie Schleifspuren, die entstanden sein könnten, als du versucht hast, dich aus der Gefahr zu bewegen und du kriechen musstest, weil du am Bein verletzt warst. Das ist natürlich nur eine Vermutung, denn dazu passt nicht, dass du noch nicht zurück bist. Schließlich weißt du, wo sich das Versteck befindet, du könntest also einfach wieder hierher kommen. Daher gehen wir mittlerweile davon aus, dass dich jemand bei sich aufgenommen haben muss. Wir fragen jetzt die Leute, die uns auf der Straße begegnen nach dir. Bis jetzt hatten wir keinen Erfolg, aber wir sind zuversichtlich, dass du bald wieder selbst in dieses Buch schreiben kannst. Amalie hat alle anderen Aktionen abgesagt, mit der Ausnahme von 'Hope', wie sie jetzt deinen Plan nennt, dass ein Trupp nach draußen gehen soll. In zwei Tagen sollen wohl alle soweit sein, dass es losgehen kann. Alle, die sich nicht vorbereiten müssen, suchen nach dir. Jede Minute sind mindestens zwanzig Jäger draußen und durchkämmen die gesamte Stadt. Irgendwann werden wir dich schon finden, schließlich kannst du ja nicht vom Erdboden verschluckt sein oder sowas. Jedenfalls habe ich noch nichts von einer Fläche Treibsand hier irgendwo gehört. Korrigiert mich bitte, falls ich mich irre. Vielleicht solltest du auch wissen, dass Hannah jetzt ebenfalls nach dir sucht. Sie hat ihren Panzer abgelegt, durch den sie nichts mehr wahrgenommen hat, was um sie herum geschehen ist. Jetzt befragt sie Leute oder hilft Luisa auf der Krankenstation. Sie ist erstaunlich geschickt, dafür dass sie erst fünf Jahre alt sein soll. Am allerbesten kann sie diejenigen beruhigen, die unter Schock stehen oder irgendwelche panischen Anfälle haben. Es ist faszinierend, wie so ein kleiner Mensch schon so unglaublich gut mit Worten umgehen kann. Wenn du sie hören würdest, dann wärst du ziemlich begeistert. Außerdem müsstest du vermutlich verzweifelt nach Luft schnappen vor Lachen, wenn du sehen würdest, wie sie mit Ben dem Feigling umgeht. Er kommt schon wegen den kleinsten Schnitten in die Station und Hannah hält ihm dann meistens einen Vortrag über Wundheilung, bis er ihr nicht mehr zuhört und sie ihm dafür ins Gesicht schlagen kann oder sie schmiert so viel Iod auf den Kratzer, dass es ziemlich stark brennt. Es ist schon zu einem kleinen Schauspiel geworden, das sich alle, die zufällig daran vorbei gehen, gerne ansehen. Ben ist aber auch dumm genug, jedes Mal wieder zu ihr zu gehen und ihr einen neuen Schnitt unter die Nase zu halten. Ich vermute, irgendwann wird sie ihn beißen und ihm noch erklären, dass sie das tun musste, um irgendein gefährliches Gift aus der Wunde zu saugen und ich wette er wird ihr das sogar glauben. Manchmal frage ich mich, woher sie das nur hat. Weder ihre Mutter noch ihr Vater sind so. Anscheinend hat sie das selbst entwickelt.
Jo
13.16 Uhr An Hope und Jo,
Erstens: Ben ist einfach nur ziemlich blöd. Nicht einmal kleine Kinder sind so einfältig wie er und jeder Käfer hat mehr Mut als er. Ich kann nichts dafür, dass er einfach niemals dazulernt. Zweitens: Seit wann weiß Jo, wer mein Vater ist und ich habe noch nie davon gehört, dass ich überhaupt einen habe? Ich meine, ich weiß ja, dass jeder einen hat, aber ich dachte immer meiner währe schon längst tot und würde irgendwo unter der Erde von Würmern aufgefressen. Ich möchte jetzt gerne eine Antwort von dir, lieber Jo. Drittens: Hope ich vermisse dich immer noch, aber wie du ja jetzt weißt, gebe ich mir ganz viel Mühe, niemandem zur Last zu fallen. Irgendwie macht es sogar Spaß, Ben jeden Tag zu ärgern und immer mal wieder nach draußen zu kommen. Natürlich ist es frustrierend, dass niemand bisher weiß, wo du bist, aber schlechte Laune würde ja auch nichts daran ändern denke ich. Viertens: Warum darf ich nicht zum Schießtraining? Alle sagen, ich dürfte nicht, weil ich so klein bin, aber ich habe doch auch schon andere gesehen, die sogar kleiner waren als ich. Nur weil die dann schon sieben sind, dürfen sie auf eine Zielscheibe schießen und ich nicht? Wie soll ich mich denn dann verteidigen, wenn wir angegriffen werden? Ich verlange, dass das sofort geändert wird! Irgendwie ist es ziemlich komisch Forderungen an ein Buch zu stellen und zu denken, dass es alle lesen. Tatsächlich ist es aber fast so. Seit du weg bist, ist dieses Buch so eine Art "Sorgenbuch" geworden. Jeder schreibt hier hinein, wie es ihm geht und was alles passiert, damit du informiert bist, sobald zu zurückkommst. Du brauchst das hier dann nur zu lesen. Ein bisschen davon ist auch mein Verdienst. Ich habe schließlich angefangen, einfach in dein Tagebuch zu schreiben.
Hannah
17.59 Uhr An Hope,
Es tut mir leid. Ich mochte dich eigentlich immer. Es war niemals so geplant, dass du ebenfalls in die Falle läufst, die die Soldaten für euch gespannt hatten. Als du gesagt hast, du würdest mitgehen, wurde mir tatsächlich schwer ums Herz. Du solltest nicht in so etwas hineingezogen werden. Bitte nimm das nicht persönlich, aber die Jäger müssen aufgehalten werden. Der jetzige König ist der einzig wahre. Nur er darf regieren, niemand sonst. Niemand darf ihn stürzen oder es ungestraft versuchen. Es sollte ein Zeichen sein, dass wir immer Bescheid wissen. Für mich springt ja auch etwas gutes dabei heraus, sobald alles vorbei ist. Es wundert mich, dass sie dich anscheinend haben leben lassen. Trotzdem kann ich dir nur wünschen, dass sie dir einen schnellen Tod gewähren, denn ich vermute nicht, dass du wirklich irgendwo untergekommen bist. Wenn sie dich am Leben gelassen haben, dann hat das einen Grund und dann lassen sie dich nicht einfach entkommen. Natürlich ist es bedauerlich, dass auch dein Ungeborenes mit in die Sache hineingezogen wird. Auch dein Freund tut mir leid, aber ihr seid dann ein Mittel zum Zweck. Ich wurde ja schon als Verräter betitelt. Diese Bezeichnung empfinde ich als mehr, als unpassend. Ich würde mich eher als ein Erretter und ein Bewahrer der Sicherheit in der Stadt sehen. Die anderen müssen das verstehen, damit sie überleben. Wer es nicht verstehen will, der muss leider sterben und du hättest es leider auch nie verstanden. Ich bete für deinen schnellen, schmerzlosen Tod. Sie sollen dich nicht unnötig quälen. Tut mir wirklich leid Liebes.
Der Erretter des Friedens
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Hope.
Science FictionWas machst du, wenn alles, was du gekannt und geliebt hast, einfach zerstört wird? Wenn die Natur vernichtet wurde und nur das Leben in einer Stadt dich vor Krankheiten und Tod schützt? Wenn diese Stadt von einem Tyrannen regiert wird und du auf der...