3. Juni 3091

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17.59 Uhr An irgendwen,

Die Jäger sammeln sich. Lijah, Lui und ich sind jetzt dabei. Es ist eine Chance, etwas zu verändern. Amalie, ihre Anführerin, hat uns aufgenommen und jetzt helfen wir, wo wir können. Jeder von uns bekommt eine Aufgabe. Lui versorgt Kranke und die Verwundeten. Anders war es auch nicht zu erwarten. Ihre Begabung für den Umgang mit Verletzungen lässt sich nicht abstreiten. Lijah gehört jetzt zu den Patrouillen. Sie suchen neue Mitglieder, kontrollieren ihre Gebiete auf die mögliche Gefahren durch Soldaten und bekämpfen sie, bevor sie das Versteck finden können. Mir gefällt das nicht. Er begibt ist in Gefahr. Natürlich weiß ich, dass er auf sich aufpasst und dass es Verschwendung seiner Fähigkeiten wäre, ihn zum Beispiel den Köchen zuzuteilen, aber ich mache mir trotzdem Sorgen. Ablenkung ist die beste Methode, um nicht durchzudrehen. Ich selbst helfe beim Schießtraining. Wir haben Handfeuerwaffen, aber auch Pfeil und Bogen. Als Kind habe ich gelernt zu zielen, abzudrücken und zu treffen. Dieses Wissen vermittle ich jetzt anderen. Ich soll auch helfen, Neuankömmlinge herumzuführen, aber erst, wenn ich mich hier auskenne. Amalie vertraut mir. Sie kennt meine Eltern. Kannte. Auf mich wirkt sie, wie eine starke vertrauenswürdige Frau. Ich zweifle nicht daran, dass sie kämpfen wird, bis es nicht mehr geht, auch wenn ich hoffe, dass es niemals soweit kommt. Wer weiß, was mit den Jägern passieren würde, wenn sie nicht mehr da wäre, um sie zu leiten und zusammenzuhalten. Noch muss ich mir keine Gedanken darüber machen, aber ich fürchte so ein Tag wird kommen, an dem es wichtig wird. Im Moment ist etwas anderes wichtiger. Es gibt hier ein Mädchen namens Hannah. Ich hätte sie auf sieben oder acht geschätzt, aber Amalie sagte mir, dass sie erst fünf ist. Irgendetwas an ihr gefällt mir und ist auch gleichzeitig unheimlich. Sie ist frech, aber schlau. Schlauer als manch Erwachsener. Ich werde Amalie noch genauer über sie ausfragen müssen.

20.13 Uhr

Lijah und sein Trupp sind zurückgekehrt und haben schlechte Nachrichten. Sie haben Soldaten gesichtet. Bewaffnet und mit eindeutigen Befehlen. Sie sollen die, die auch nur in kleinster Weise, wie ein Rebell wirken, ohne zu zögern erschießen. Jeder von uns weiß, dass es meistens unschuldige treffen wird, weil die Rebellen sich hier verstecken und nicht draußen schlafen. Wir müssen etwas unternehmen. Nur keiner hat eine Idee. Amalie ist noch nicht wieder zurückgekehrt seit sie sich mit den Anführern der zehn Trupps, die heute draußen waren, zusammengesetzt hat. Ich denke, sie machen einen Plan und ich hoffe, er ist gut. Wenn ich nur daran denke, dass täglich Unschuldige erschossen werden für etwas, von das sie vielleicht nicht einmal wussten. Da kann niemand einfach wegsehen und sagen, wir machen gar nichts. Jedenfalls hoffe ich das. Uns bleibt nichts anderes übrig, als zu warten. Warten auf die Entscheidung, die Amalie fällt.

22.13 Uhr

Die Entscheidung ist gefallen. Mehr Trupps. Mehr Kämpfer. Sie wollen die Menschen auf der Straße beschützen, selbst wenn sie nicht zu der Seite der Rebellen wechseln wollen. Vielleicht hätten manche gern schon die Erklärung zum Krieg gehabt, aber das würden wir nicht schaffen. Spione sagen, dass wir den Soldaten bei weitem unterlegen sind. Zahlenmäßig und waffentechnisch. Selbst, wenn wir alle Obdachlosen auf unsere Seite bringen, ändert das nichts an diesen Tatsachen. Wir brauchen mehr Verbündete, doch wo sollen sie her kommen. Außer dieser Stadt existiert nichts mehr. Das haben wir alle gelernt. Allerdings... Das sagte uns der König. Bisher hat er uns aber immer belogen, was wäre wenn... Ich muss mit Amalie sprechen. So schnell wie möglich. Es könnte die Möglichkeit bestehen, dass noch mehr existiert. Außerhalb der Stadt. Das könnte unsere Chance sein. Oder unser Untergang.

Hope

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