8. April 3091

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17.47 Uhr  Liebes Tagebuch,

Ich halte dieses Elend nicht mehr aus. Die letzten Tage waren weder besonders warm noch besonders kalt und dennoch kann man den Schmerz und den Tod förmlich riechen. Er ist überall. In jeder Gasse. Heute wurden die Gesetze noch einmal verschärft. Jetzt gibt es hohe Strafen für jeden, der den Menschen auf der Straße hilft. Sehr hohe Strafen. Ich frage mich, wie jemand nur so grausam sein kann. Jeder kann sehen, dass die Menschen in den Gassen sterben wie die Fliegen. Überall ist der Tod allgegenwärtig und schnürt einem die Luft ab wie eine gewaltige Last. Wie kann man dann einfach zusehen und Gesetze erlassen, die es noch schlimmer machen?  Die Wut der Menschen ist fast greifbar. Lange lassen sie sich das nicht mehr gefallen. Manchmal denke ich, wenn ich in die Augen von jemandem sehe, dort Flammen lodern zu sehen. Alle hier sind wie eine tickende Zeitbombe und der Hass ist die Glut, die das Feuer entfacht um die Lunte herunter brennen zu lassen. Diese Gefühle vereinen die Leute zu einer großen Masse. Das Ziel ist die Rache und die Befreiung von dieser Demütigung. Sie wollen ihre Freunde und Bekannte nicht mehr sterben sehen. Sie wollen sie leben und lachen sehen und wenn das durch Gewalt erreicht werden muss, dann sind sie bereit diese Grenze zu überschreiten. Nie wieder wollten sie etwas auf diese Art lösen, doch wenn es der einzige Weg ist, der ihnen bleibt, dann werden sie dies mit ihrem Gewissen vereinbaren können. Die Menschen hier sind keine Mörder oder Schläger, aber sie sind gedemütigt und kurz vor dem verhungern. Diese Umstände machen aus dir eine andere Person. Jemanden, der um sein Überleben kämpft, sollte man nicht in eine Ecke drängen aus der es keinen Ausweg mehr gibt. Dann wird er zu einer  gefährlichen Tötungsmaschine. Gnadenlos. Wer nicht sieht, dass die Menschen bald soweit sind, der ist blind; ignoriert alles um ihn herum. Der König wird es nicht merken, erst, wenn es schon zu spät ist. Dann wird er begreifen, was er getan hat. Reue ist keines der Gefühle die er kennt, aber er wird sich selbst bemitleiden und vermutlich um Gnade winseln wie ein kleiner Hund. Niemand wird sie ihm gestatten; seine Tage sind gezählt, sobald sich die Raubtiere zusammenschließen. Wenn es soweit ist, hilft ihm auch seine Garde nichts mehr. Erkennt er dies nicht bald, wird ihm ein Tod bevorstehen, den sich niemand wünscht. Ich kann es in den Augen der Menschen sehen, wie sehr sie ihn verabscheuen. Sie wünschen ihm das Schlimmste, was ihm überhaupt nur passieren kann. Egal wie unmenschlich es ist, alles ist ihnen recht. Um ehrlich zu sein: ich fürchte mich vor ihnen. Vor allen. Vor dem König, vor den Soldaten, vor den Menschen auf der Straße. Ich weiß nicht, ob sie ihn ihrem Wahn unterscheiden können, wer zu ihnen gehört und wer nicht. Genau wie jeder andere auch, möchte ich, dass dieses Elend aufhört;  diese Menschen normal leben können, aber ich will nicht sterben und vor allem will ich nicht töten. Das passt nicht zu mir. So bin ich nicht, aber ich habe das Gefühl, dass ich so sein muss, wenn die Aufstände beginnen. Ich kann mich nicht einfach wie ein trotziges Kind hinstellen und sagen: "Nein das mache ich nicht!" Früher habe ich das immer gemacht, wenn mir etwas nicht gepasst hat. Damals bin ich dann immer nach draußen gelaufen, habe mich auf die Schaukel gesetzt und bin die ganze Zeit dort sitzen geblieben, bis meine Eltern irgendwann schmunzelnd nachgegeben haben. Heute bin ich erwachsen und es geht nicht mehr um solche Kleinigkeiten wie: "Heute essen wir Spinat" oder "Wir besuchen unsere Freunde". Jetzt geht es darum mein Leben zu retten und nicht einfach zu sterben. Immer, wenn ich daran denke, dreht sich mir mein Magen um. Manchmal träume ich sogar davon, wie ich jemanden erschießen soll. Ich mache mir Sorgen. Ernsthafte Sorgen.

Hope

Hey ihr Lieben. Hier mal wieder ein neues Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch. Natürlich ist mir bewusst, dass es nicht ganz sooooo lang ist, aber Hope hat sich mal wieder selbständig gemacht. ;) Diese Kapitel möchte ich schreibsuchtis und @Yorisa widmen. Ich möchte mich für all die lieben Votes und Kommentare bedanken auch auf Instagram. GLG miracleworld

Hope.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt