38. - So richtig

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Die Männer gingen etwa eine halbe Stunde später, nachdem Nikolas Frau Marlene mit einem kleinen Bündel bepackt an der Tür geklingelt hatte.
Zunächst hatten sie noch darauf beharrt, beim Aufräumen zu helfen, doch Sara hatte sie abgewimmelt. 
Der Großteil des Chaos' hatten wir ohnehin in der letzten Stunde schon gemeinschaftlich beseitigt, sodass Sara und ich jetzt nur noch einzelne Gläser und Dosen einsammelten und in die Küche transportierten.

Dabei schwiegen wir und lauschten dem Sound, der aus dem Plattenspieler leise summte. Fast Car von Tracy Chapman. Ich gluckste leise, wie passend.
„Mark und Andreas haben ganz schön einen Narren an dir gefressen, oder?", sprach ich schließlich aus, was ich schon die ganze Zeit dachte.
Sara lachte leise und schloss die Spülmaschine, „Wieso denkst du das?".

Sie zog die Augenbrauen hoch und lehnte sich mit gegenüber an der Küchenzeile an. Ihre Arme hielt sie verschränkt vor sich. 
Mit einem Mal fühlte sich meine Nachfrage kindisch, geradezu unangemessen an. Besonders angesichts der Tatsache, dass ich kürzlich mit anderen Frauen geschlafen hatte, war meine Eifersucht wohl ein wenig fehl am Platz.

„Nikolas hat da so was gesagt", murmelte ich deshalb in mich hinein und senkte den Blick, „Aber es ist auch egal. Wollen wir noch eine rauchen?".

Sara nickte und folgte mir mit langsamen Schritten auf den Balkon. Dabei fand ihre Hand den Weg auf meinen unteren Rücken, was sofort dafür sorgte, dass das Kribbeln in meinen Unterleib zurückkehrte und ich die Augen schloss.

„Lili", sagte Sara gedehnt, während sie sich setzte und die Zigarette, die ich ihr reichte, anzündete, „Du musst dir keine Sorgen um Mark und Andi machen. Nicht, dass du in der Position dazu wärst, mein Verhältnis zu ihnen zu kritisieren. Aber die beiden wissen ganz genau, dass sie bei mir nicht mehr landen können".

Ich nickte, peinlich berührt von der Tatsache, dass Sara mich offensichtlich vollkommen durchschaute.
„Ich weiß, dass das unangemessen ist. Entschuldige bitte".

Sara lächelte mich versöhnlich an. Wir schwiegen einige Minuten, rauchten vor uns hin und drückten schließlich unsere Zigaretten aus.

Sara erhob sich und hielt mir eine Hand hin, die ich dankend ergriff.
Ihre Finger schlossen sich fest um meine. Etwas, was sich seltsam neu und gleichzeitig vertraut anfühlte.
Als ich aufstand, zog sie mich zu sich heran, sodass ich dicht vor ihr stand und in ihre nun dunklen Augen blicken konnte.

„Ein bisschen kann ich das mit der Eifersucht ja auch nachvollziehen", murmelte sie und räusperte sich, "Ich hätte ausrasten können, als dieser Typ dich vorhin so angesehen hat".

Dan zögerte sie einen Moment.
"Können wir wirklich morgen früh reden?", fragte sie dann vorsichtig, "Ich möchte gern mit dir schlafen und nicht daran denken müssen, dass es das letzte Mal ist".
Mit einem Mal war sie unfassbar verletzlich, fast wie ein Kind.

Ich nickte, obwohl ich garnicht beabsichtige, ihr zu sagen, dass es das letzte Mal gewesen sein würde. Oder besser, dass zumindest ich auf keinen Fall wollte, dass es das letzte Mal war. 

Und eigentlich wollte ich ihr auch genau das sagen, doch ich wusste nicht, wie.
Sie legte ihre warmen Hände in meinen Nacken, zog mich ein Stück zu sich herunter.

-

Am nächsten Morgen wachte ich neben Sara auf, die ihre Arme fest um meinen Oberkörper geschlungen hatte und noch schlief.
In meinem Magen braute sich irgendetwas komisch grummelndes zusammen. Vermutlich, weil ich Angst vor dem Gespräch mit ihr hatte.

Als ich mich vorsichtig aus ihren Armen zu winden versuchte, wachte sie auf.
"Willst du gehen?", fragte sie, noch mit geschlossenen Augen und rauer Stimme und drehte sich ermattet auf den Rücken. Ihr Gesichtsausdruck war resigniert und in mir regte sich ein schlechtes Gewissen, weil ich dafür verantwortlich war.

Nichts für immerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt