Sie stellte die Tasse, um die sie ihre zierlichen Finger gerade noch geschlungen gehabt hatte, neben mir ab und kam einen weiteren Schritt auf mich zu.
Jetzt konnte sie mir von unten direkt in die Augen sehen und ich war unfähig, ihrem Blick auszuweichen.
Nicht, dass ich das gewollt hätte, doch ihre blauen Augen fesselten mich geradezu."Ich will dich bei mir haben", sagte Sara dann, mit einem leichten Zittern in der Stimme, "Ich will alles von dir, die ganze Zeit. Ich möchte meinen Alltag mit dir teilen.
Aber ich kann das nicht mehr, wenn es für dich weniger ist".Sie sah mich erwartungsvoll an, dann fügte sie hinzu: "Ich kann dich schlecht erpressen, aber ich bitte dich einfach, mir eine Antwort zu geben, was das zwischen uns für dich ist. Ich brauche einfach eine Absprache, die auch eingehalten werden kann. Ich möchte nicht verletzt werden, gleichzeitig möchte ich auch nicht, dass du dich einschränkst auf mein kleines spiessiges Familienleben".
Ich musste schmunzeln, "Dein Familienleben ist tatsächlich ein bisschen spiessig".
Sara grinste und faltete die Arme auf meinem Brustkorb zusammen, wo sie auch ihren Kopf ablegte. Sie seufzte leise, "Ich weiß".
"Aber ich wäre überglücklich, wenn ich wieder ein Teil davon sein dürfte".
Sara nickte stumm und schloss die Arme um mich, ihr Kopf ruhte noch immer knapp unterhalb meines Halses, sodass ich meinen Kopf perfekt auf ihrem ablegen konnte.
"Ist das ein ja?", fragte ich vorsichtig nach, als sie weiterhin schwieg und nur sanft ihr Gesicht zu meiner Haut drehte.
"Eher ein "ja, bitte"", murmelte sie leise.Ich lächelte. Mit einem Mal fühlte ich mich sehr erleichtert.
All die Anspannung, das schlechte Gewissen und die Wut auf mich selber, die ich in den letzten Wochen mit mir herumgeschleppt hatte, fiel von mir ab.
Ich konnte Saras Nähe wieder richtig genießen, ihren Herzschlag dicht an meinem eigenen wahrnehmen und darüber glücklich sein."Also von jetzt an keine anderen Frauen mehr?", wollte Sara nun von mir bestätigt haben.
Ich gluckste, "Und auch keine anderen Männer?"."Damit habe ich jetzt bei dir nicht gerechnet", kicherte Sara leise.
-
Mark brachte die beiden Mädchen am Nachmittag vorbei.
Während ich die beiden in Empfang nahm und mich mit ihnen in Richtung Küche bewegte, blieben Sara und ihr Ex im Flur stehen und unterhielten sich leise miteinander.Sie so vertraut miteinander zu sehen, war noch immer seltsam für mich.
Ich konnte mir eine solche Beziehung, wie diese beiden sie zu haben schienen, einfach nicht vorstellen.
Sicher, die Kinder verbanden sie ungemein und bestimmt wären sie auch nicht fast 10 Jahre miteinander verheiratet gewesen, wenn sie sich nicht gemocht hätten. Doch die Tatsache, dass sie einander scheinbar noch immer so nah standen, irritierte mich.Nur wenige Minuten später verabschiedete Mark sich auch schon wieder von uns, wobei er auch mir freundschaftlich auf die Schulter klopfte. Ich musste grinsen.
"Alles ok?", fragte Sara mich mit hochgezogenen Augenbrauen, während sie Mila gerade einen pinken Becher in die Hand drückte. Ich nickte, Saras Augenbrauen zogen sich zusammen.
Ich winkte nur ab.
"Mama?", fragte Mila im nächsten Moment, "Ist Lili jetzt eigentlich deine Freundin?". Sara, die ihrer Tochter gegenüber auf einem Stuhl saß und ihr somit auf Augenhöhe entgegen blickte, zog leicht die Augenbrauen hoch. Dann grinste sie leicht.
Ihr Blick schoss für einen kurzen Augenblick zu mir, mein Herz raste. Gott, Kinder stellten wirklich immer die falschen Fragen.
"Nun", fing Sara leise an, "Ich würde schon sagen, dass Lili jetzt meine Freundin ist". Erneut flackerte ihr Blick zu mir, ihre hellen Augen blitzten mich verspielt an.
"Achso", lautete Milas kurze Reaktion, das Mädchen schien bereits gelangweilt vom Gesprächsthema zu sein. "Weil Papa hat das auch gesagt, aber ich habe nicht verstanden, was genau der Unterschied ist".
"Hm, welchen Unterschied meinst du?", fragte Sara bei ihrer kleinen Tochter nach.
"Na, er hat gesagt, dass sie jetzt deine feste Freundin ist. Oder so", erklärte Mila und Sara zog erneut die Augenbrauen in die Höhe, "Aber was heißt das, mit dem fest?".
"Ich bin immer wieder erstaunt über die hellseherischen Fähigkeiten eures Vaters", murmelte Sara leise und grinste in sich hinein, "Feste Freundin heißt, dass ich jetzt nicht mehr nur mit Lili befreundet bin, sondern in sie verliebt bin".
Ich wurde rot. An die Küchenzeile angelehnt und mit einer weiteren Tasse Kaffee in der Hand, an der ich mich festklammerte.
Verliebt. So richtig. Freundin. Um Gottes Willen.
Erneut schien Mila vollkommen unbeeindruckt von der Antwort ihrer Mutter. Sie nickte nur, zuckte mit den Schultern und sagte, "Achso", bevor sie sich zu ihrer Zwillingsschwester auf dem Teppich niederließ.
Sara sah mich einen Moment lächelnd an, dann sah sie kurz ihrer Tochter hinterher, und dann erhob sie sich und kam ein paar Schritte auf mich zu. Sie legte ihre warmen Hände sanft an meine Taille.
"Ich hoffe, ich habe ihr jetzt nicht zu viel versprochen", murmelte sie leise und legte ihren Kopf auf meinem Brustbein ab. Ich schloss meine Arme um sie.
"Auf keinen Fall".
-
„Herzlichen Glückwunsch, Schwesterchen!", rief Lasse aus, als ich ihn am Abend über die neusten Entwicklungen in meinem Liebesleben aufklärte, „Ich kann garnicht fassen, dass du das jetzt doch noch geschafft hast".
Ich verdrehte die Augen, musste aber gleichzeitig grinsen, „Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen schmeißen, mein Freund".
„Pahah, das denkst auch nur du", entgegnete mein jüngerer Bruder lachend, „Ich habe immerhin nicht ein ganzes Jahr gebraucht, um mir meine Freundin zu klären".
„Pf", ich räusperte mich, um zu einer Tirade anzusetzen, doch dann unterbrach Lasse mich auch schon.
„Ja, okay, ich hab sie euch noch nicht vorgestellt. Aber das mache ich bald!".
„Klingt nach nem Plan. Papa fragt auch wirklich dauernd nach ihr", sagte ich, „Wir können eine große Familienzusammenkunft machen".
„Das klingt nach meiner persönlichen Hölle".
Hi ihr Lieben, was denkt ihr zu den letzten paar Kapiteln? Habt ihr Lust auf einen Mega Plottwist? Oder denkt ihr, dass wir Lili und Sara erstmal ihre Verliebtheit auskosten lassen sollten?
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Nichts für immer
RomantiekNach dem Tod ihrer Mutter und dem plötzlichen Ende einer langjährigen Beziehung flüchtet Lili aus ihrem Alltag und ihrer Heimat. Sie findet sich in London wieder, wo sie versucht, all das Erlebte zu verarbeiten - oder zu vergessen. Was anfangs gut...