《Kapitel 1》

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Ich erinnere mich nicht an viel aus meiner frühen Kindheit. Die Gesichter der Menschen, die mich herumtrugen, verschwammen in meinem Kopf, als ob sie nie wirklich da gewesen wären. Ich wusste nicht einmal, was ein Zuhause bedeutete. Von dem Moment an, als ich alt genug war, um mich daran zu erinnern, war ich einfach ein Besitz, den man weiterverkaufte, wie eine Ware, die von einer Hand zur nächsten wanderte. Jedes Mal, wenn ich bei jemandem landete, fragte ich mich, ob dieser Mensch mich behalten würde – aber das taten sie nie.

Jetzt war ich vier Jahre alt, oder zumindest sagten sie das. Ich konnte nicht laufen. Meine Beine fühlten sich schwach an, als gehörten sie nicht richtig zu mir. Und sprechen... das war auch schwer. Manchmal kamen Worte heraus, manchmal nur Laute, die keinen Sinn ergaben. Es war frustrierend, aber ich hatte gelernt, still zu bleiben. Still zu sein, bedeutete, keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Und keine Aufmerksamkeit bedeutete, dass sie mich nicht anschrieen oder schlimmeres taten.

Dann kam der Tag, an dem ich zu ihm gebracht wurde. Sein Name war Kokushibo. Ich wusste nicht, wer er war, aber etwas an ihm war anders. Die anderen Menschen, die mich gekauft hatten, waren laut, grob und hatten mich angesehen, als wäre ich nichts. Kokushibo hingegen... er war still. Er warf mir nur einen Blick zu, einen langen, nachdenklichen Blick, als ich vor ihm stand, zitternd und mit gesenktem Kopf.

„Was ist das für ein Kind?" hörte ich jemanden neben mir sagen. Es war der Mann, der mich an Kokushibo verkaufte. Seine Stimme klang nervös, als ob er Angst hatte, Kokushibo zu enttäuschen.

„Er kann nicht laufen und spricht kaum", fügte der Mann hastig hinzu, „aber er ist ruhig. Keine Probleme, das schwöre ich."

Kokushibo schwieg. Ich hob meinen Blick vorsichtig an, nur um sein Gesicht zu sehen. Es war fremd und doch vertraut. Dunkle Haare, markante Züge und Augen, die irgendwie mehr sahen, als sie zeigen sollten. Er sah mich an, als könnte er direkt in mein Inneres sehen, und es machte mir Angst.

„Er wird bei mir bleiben", sagte Kokushibo schließlich, seine Stimme tief und ruhig, aber mit einem Nachhall, der die Luft um uns herum durchdrang.

Ich konnte es nicht glauben. Jeder hatte mich immer weiterverkauft, mich von sich weggeschoben. Aber er... er behielt mich?

„Wird er...?" fragte der Mann, zögernd und unsicher.

„Er wird nicht weiterverkauft", sagte Kokushibo und sein Blick ließ den Mann verstummen. „Er gehört jetzt zu mir."

Ich wusste nicht, was das bedeutete. Gehören? Es klang nicht viel anders als alles, was ich vorher erlebt hatte. Aber irgendetwas war anders bei ihm, das spürte ich tief in mir. Er sah mich an, als ob ich mehr wäre als ein bloßes Ding, und das verwirrte mich.

„Komm mit", sagte Kokushibo dann, als der Mann verschwunden war. Seine Stimme war nicht hart, aber sie ließ keinen Widerspruch zu. Er drehte sich um und ging, ohne zu überprüfen, ob ich ihm folgte.

Meine Beine zitterten, als ich versuchte, ihm nachzugehen, aber es war hoffnungslos. Ich konnte kaum aufstehen, geschweige denn ihm folgen. Ich fiel auf die Knie, der Schmerz schoss durch meine Beine, aber ich machte keinen Laut. Ich hatte gelernt, still zu leiden.

Doch bevor ich etwas tun konnte, drehte sich Kokushibo um. Er sah mich an, seine Augen wurden schmal, und dann, ohne ein Wort zu sagen, kam er zurück. Er beugte sich hinunter und hob mich auf, als wäre es nichts. Seine Hände waren stark, aber nicht grob. Es war das erste Mal, dass mich jemand hochhob, ohne dass es wehtat.

„Du kannst noch nicht laufen", sagte er leise, als ob er zu sich selbst sprach. „Aber das ist nicht wichtig."

Ich verstand nicht, was er meinte. Nicht wichtig? Das Laufen war doch das Einzige, worüber sich die anderen immer beschwert hatten. Aber er... er schien es nicht zu kümmern.

The Unfair Life Of The Mist Hashira [Muichiro FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt