Ich zog mich langsam hoch, das Bein noch ein wenig schwach von meinem ungeschickten Abenteuer mit dem Dolch. Ein bisschen wackelig auf den Beinen, machte ich mich auf den Weg zurück in mein Zimmer. Es war spät, und ich wollte einfach nur schlafen, doch gerade als ich die Tür erreichte, hörte ich etwas, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ: Schreie.
Ich hielt inne, mein Herz schlug schneller. Die Schreie waren verzweifelt, voller Schmerz und Angst. Ich wusste nicht, was mich dazu trieb, aber ohne groß nachzudenken rannte ich zur Haustür. Vielleicht war es die kindliche Neugier, die mich nach draußen trieb, oder vielleicht der naive Glaube, dass ich irgendetwas tun könnte.
Als ich die Tür öffnete, fror ich auf der Stelle ein.
Vor mir, im schwachen Licht des Mondes, stand Kokushibo. Aber das war nicht der Kokushibo, den ich kannte. Nicht der, der mich gerade noch über den Dolch „ausgelacht" hatte. Vor mir stand etwas, das ich kaum begreifen konnte. Seine Augen funkelten rot und gnadenlos, seine Kleidung war mit Blut getränkt, und um ihn herum lagen fünf Körper – leblos, blutüberströmt, verstümmelt.
Ich konnte kaum glauben, was ich sah. Er hatte... er hatte sie alle getötet. Menschen. Fünf Menschen, die wahrscheinlich nur versuchten, zu fliehen, aber keine Chance gegen ihn hatten. Sein Katana tropfte noch von ihrem Blut, das rot im Mondlicht glänzte. Es war überall – an den Wänden, auf dem Boden. Es fühlte sich an, als hätte die ganze Welt aufgehört zu atmen.
Kokushibo blickte auf seine Hand, die in Blut getränkt war, und dann tat er etwas, das mir einen kalten Schauer den Rücken hinunterjagte. Er leckte das Blut ab, als wäre es etwas, das er tun müsste. Doch dann verzog er das Gesicht, als würde es ihm nicht gefallen. Mit einem fast angewiderten Ausdruck spuckte er das Blut aus, als ob es ihn ekeln würde.
„Ekelhaft...", murmelte er leise, als ob er mit sich selbst sprach. „Menschenblut... widerlich."
Meine Augen weiteten sich vor Schock. Das war nicht real. Das konnte nicht real sein. Das war Kokushibo, der mich aufgezogen hatte. Der mir das Sprechen beigebracht hatte, der mich gelehrt hatte, wie man geht, und der meine Wunde gerade noch verbunden hatte. Aber dieser Kokushibo, der hier vor mir stand, war nicht derselbe. Er war ein Dämon. Ein Monster.
Mein Atem stockte, meine Knie wurden weich, und ein tiefes Gefühl der Panik kroch in mir hoch. Mein ganzer Körper begann zu zittern. Ich wollte schreien, aber meine Stimme versagte mir. Die Luft um mich herum wurde plötzlich schwer, und es fühlte sich an, als würde die Dunkelheit selbst auf mich herabsinken.
In diesem Moment sah er mich. Seine blutroten Augen fanden meine, und ich spürte, wie sich mein Magen umdrehte. Ein Teil von mir wollte wegrennen, so schnell wie möglich, aber meine Beine waren wie festgefroren. Sein Blick war kühl, emotionslos, und doch schien da eine Spur von Erkennen in seinen Augen zu sein.
„Muichiro", sagte er leise, als wäre nichts geschehen. Als ob die Leichen um ihn herum nicht existierten.
Aber für mich... für mich war alles anders geworden. Alles, was ich bis zu diesem Punkt gewusst hatte, war in diesem Moment zerbrochen. Kokushibo, derjenige, der sich um mich gekümmert hatte, der mir so viel beigebracht hatte, war ein kaltblütiger Mörder. Ich wusste, dass er ein Dämon war, aber irgendwie hatte ich es nie so gesehen. Nicht so... brutal.
Mein Atem kam nun schneller, und die Welt um mich begann sich zu drehen. Ich konnte die Schreie noch in meinen Ohren hören, das Geräusch des Stahls, der durch Fleisch schnitt, das Blut, das auf den Boden tropfte. Es war zu viel. Zu viel.
„M-Monster...", flüsterte ich schließlich, meine Stimme kaum mehr als ein Wimmern.
Ich konnte nicht länger dort stehen. Ohne weiter nachzudenken, drehte ich mich um und rannte. Ich rannte so schnell, wie meine Beine mich trugen, hinein ins Haus, in mein Zimmer, und schlug die Tür hinter mir zu. Ich presste meinen Rücken gegen die Tür, als ob ich sie so verschließen könnte, als ob das die Schrecken draußen halten würde.
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The Unfair Life Of The Mist Hashira [Muichiro FF]
FanfictionMuichiro war als kleines Kind entführt worden. Er konnte sich nun mit 10 Jahren nicht mehr an seine Familie erinnern. Er hatte keine schöne Kindheit gehabt und war immer zu einer anderen "Familie" gekommen. Mit 4 war er zu seinem Vorfahren Kokushibo...