Die Wolken zogen langsam über den Himmel, und eine eigenartige Spannung lag in der Luft, als die Säulen sich versammelten. Doch dieses Treffen fühlte sich anders an. Zum ersten Mal führte nicht unser Meister das Treffen. Stattdessen stand seine Frau, Amane Ubuyashiki, vor uns und ihre Präsenz, ruhig und dennoch unerschütterlich, ließ das Ganze noch ernster wirken.
„Vielen Dank, dass ihr gekommen seid," begann Amane mit sanfter, aber fester Stimme. „Unser Meister, euer Anführer, ruht sich heute aus, da sich sein Zustand verschlechtert hat. Daher übernehme ich heute die Leitung des Treffens."
Ein kaum hörbares Murmeln ging durch die Reihen, doch Amane ließ sich nicht beirren und fuhr fort. „Es gibt ein wichtiges Thema, das wir besprechen müssen. Es geht um die sogenannten Dämonenmale. Seit der Sengoku-Ära hat es keinen Menschen mehr gegeben, der diese Male getragen hat – bis jetzt."
Ein Knistern ging durch die Versammlung, und jeder schien zu spüren, dass etwas Bedeutsames zur Sprache kommen würde.
„Mitsuri Kanroji und Muichiro Tokito", sagte Amane und blickte uns beide an. „Ihr beide habt im Dorf der Schwertschmiede ein Dämonenmal hervorgebracht."
Ich spürte, wie die Augen aller auf mich und Mitsuri gerichtet waren, und ein seltsames Gefühl durchströmte mich, als ich mich an das zurückerinnerte, was im Dorf geschehen war. Dieses plötzliche Aufbäumen an Kraft und Geschwindigkeit, das mich fast übermenschlich gemacht hatte, gefolgt von einem hohem Fieber, das mich tagelang niederstreckte. Ich wusste damals nicht, was das gewesen war, aber jetzt begann ich langsam zu verstehen.
Mitsuri meldete sich mit einer erhobenen Hand und strahlte in die Runde. „Oh, ja, ja! Das war so, als ob mein Körper einfach explodiert ist! Ich war sooo stark! Also, stellt euch vor – es war wie... ähm... ein... Feuerwerk in meinem Körper! Zuerst eine riesige Explosion und dann – puff! – eine Fieberattacke, die mich tagelang ausgeknockt hat! Hahaha!"
Mitsuris lebhafte Erzählung brachte mich zum Schmunzeln, aber die anderen sahen sie nur ratlos an. Die Stirnrunzeln bei den meisten waren kaum zu übersehen, und sogar Obanai gab sich eine stille Gesichtspalme.
„Also... war es wie ein Feuerwerk? Oder...?" murmelt Sanemi verwirrt und versuchte wohl, aus Mitsuris Beschreibung schlau zu werden.
Mitsuri nickte eifrig. „Ja! Ein riesiges Feuerwerk! Nur dass ich das Feuerwerk war. So wie – boom – und dann war ich unglaublich stark! Und dann... kam das Fieber. Aber ich bin jetzt wieder topfit!" Sie zeigte uns allen ihren Daumen nach oben und lächelte, als hätte sie gerade die größte Weisheit der Welt geteilt.
Als das Schweigen sich in Ratlosigkeit vertiefte, schaltete ich mich ein. „Ich glaube, ich kann das vielleicht besser erklären," sagte ich ruhig, und alle drehten ihre Köpfe zu mir. „Während des Kampfes gegen Gyokko im Dorf der Schwertschmiede hatte ich das Gefühl, als ob eine ungekannte Energie durch meinen Körper schoss. Alles wurde klarer, mein Schwert fühlte sich leichter an, und ich konnte mich schneller und kraftvoller bewegen als je zuvor. Doch kurz danach wurde ich von einem fieberartigen Zustand überwältigt und war tagelang nicht in der Lage, aufzustehen."
Die anderen hörten aufmerksam zu, und selbst Mitsuri schien sich jetzt auf meine Worte zu konzentrieren, als hätte ich das fehlende Puzzlestück geliefert.
Amane nickte leicht. „Danke, Muichiro. Eure Erklärungen helfen uns sehr weiter. Was ich euch jedoch nicht vorenthalten kann, ist eine bittere Wahrheit. Ein Träger eines solchen Males hat eine große Bürde zu tragen. In der Taisho-Ära ist der erste Träger dieses Males kein anderer als Tanjiro Kamado."
„Moment mal," unterbrach Sanemi, „seine rote Narbe... das war das Mal?"
Amane nickte. „Ja. Das Mal war die Ursache für seine erhöhte Kraft, seine Fähigkeiten im Kampf, und auch seine Fieberanfälle. Doch es gibt eine Regel, die in den alten Schriften festgehalten wurde. Jeder Träger eines Dämomenmals stirbt, bevor er das Alter von 25 Jahren erreicht."
Ein Schock durchzuckte die Runde. Mitsuri, die neben mir stand, wurde blass und sah auf ihre Hände. „Ich... ich bin 19...," murmelte sie kaum hörbar.
„Mitsuri..." Obanai flüsterte ihren Namen, doch seine Hand blieb ruhig. Er wusste offenbar nicht, wie er reagieren sollte.
Ich spürte die Blicke der anderen auf mir, doch im Gegensatz zu Mitsuri war ich mit meinen 14 Jahren scheinbar noch weit entfernt von dieser Grenze. „Ich habe also noch etwas Zeit..." dachte ich laut und betrachtete meine Hände, die nun nicht mehr zitterten. Aber was würde mit Mitsuri geschehen?
„Das bedeutet nicht, dass es ausweglos ist," sagte Amane mit ruhiger Stimme, „aber es erfordert große Vorsicht. Unsere Zeit mag begrenzt sein, aber sie wird umso bedeutungsvoller, je mehr wir kämpfen und uns einsetzen, um den Dämonen zu trotzen."
Mitsuri atmete schwer und versuchte, sich zusammenzureißen. „Ich... werde mein Bestes geben, um so lange zu kämpfen, wie es geht!" rief sie plötzlich aus und sah uns alle mit einer Mischung aus Angst und Entschlossenheit an. „Wenn ich in dieser Zeit noch mehr Dämonen besiegen kann, dann werde ich das tun!"
Ich legte meine Hand leicht auf ihre Schulter und sagte leise: „Wir sind hier, Mitsuri. Wir kämpfen an deiner Seite, egal was passiert."
Sie sah mich mit Tränen in den Augen an und lächelte tapfer. „Danke, Muichiro. Es ist nur... ich wollte immer stark sein und die Menschen beschützen, die ich liebe. Jetzt... jetzt habe ich noch weniger Zeit dafür."
Obanai, der die ganze Zeit schweigend dabeistand, trat nun näher und blickte Mitsuri in die Augen. „Du wirst nicht alleine kämpfen, Mitsuri. Wir stehen hinter dir, und niemand wird dich auf diesem Weg verlassen."
Ein schweres Schweigen legte sich über uns. Jeder schien in Gedanken vertieft, und selbst ich spürte eine neue Schwere auf meinen Schultern. Das Mal, das uns so viel Kraft gegeben hatte, schien jetzt auch das Schwert zu sein, das uns den Weg zum Tod wies.
Amane trat einen Schritt zurück und sah uns alle mit ruhigem, aber durchdringendem Blick an. „Denkt daran, dass ihr nicht alleine seid. Der Weg, den ihr beschreitet, mag schwierig und schmerzhaft sein, aber ihr habt einander. Vertraut auf die Stärke, die ihr in euch habt, und vergesst nicht, dass ihr niemals alleine seid."
Mit diesen Worten beendete sie das Treffen, und jeder von uns ging in Gedanken versunken auseinander. Mitsuri blieb jedoch einen Moment lang stehen und schaute in den Himmel. „Ich frage mich, wie es sich anfühlt, wenn man wirklich nur noch wenige Jahre hat," sagte sie leise.
Ich legte meine Hand auf ihre Schulter. „Es fühlt sich vielleicht beängstigend an, Mitsuri. Aber denk daran, dass jeder Tag, den du lebst, zählt. Wir sind Kämpfer. Wir leben und sterben, um die Menschen zu beschützen."
Mitsuri nickte langsam und ihre Augen füllten sich wieder mit Entschlossenheit. „Du hast recht, Muichiro. Solange ich noch kämpfen kann, werde ich das tun. Für uns alle."
Wir gingen Seite an Seite davon, das Wissen um unsere Sterblichkeit brannte sich in unsere Herzen ein, doch gleichzeitig ließ es uns erkennen, wie wertvoll jeder Augenblick war. Die Zukunft mochte ungewiss sein, doch eines war sicher: wir würden zusammen kämpfen, bis zum bitteren Ende.
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The Unfair Life Of The Mist Hashira [Muichiro FF]
FanficMuichiro war als kleines Kind entführt worden. Er konnte sich nun mit 10 Jahren nicht mehr an seine Familie erinnern. Er hatte keine schöne Kindheit gehabt und war immer zu einer anderen "Familie" gekommen. Mit 4 war er zu seinem Vorfahren Kokushibo...