Die drei Monate, die wir miteinander verbrachten, waren wie ein Traum. Mutter und Vater arbeiteten hart, um Yuichiro und mich zu ernähren, aber sie schenkten uns so viel Liebe, dass die schweren Zeiten uns wie Kleinigkeiten vorkamen. Ich erinnere mich an die Abende, an denen wir alle zusammen am Feuer saßen, das leise Knacken des Holzes hörten und Mutter uns Geschichten erzählte, die uns zum Lachen brachten. Vater lachte mit seiner tiefen, warmen Stimme, und Yuichiro knuddelte mich oft, als wäre ich sein kleiner Teddybär. Es war eine unbeschwerte Zeit, in der wir uns sicher fühlten. Doch dieses Gefühl sollte nicht von Dauer sein.
Eines Nachts, als ein schwerer Sturm draußen tobte und der Wind gegen die Fenster schlug, wurde Mutter plötzlich krank. Es fing mit einem leichten Husten an, doch innerhalb weniger Stunden bekam sie hohes Fieber. Ich saß neben ihr und wechselte regelmäßig das nasse Tuch auf ihrer Stirn. „Muichiro", flüsterte sie schwach, „du bist so tapfer." Ihre Stimme war kaum zu hören, und ihr Körper zitterte unter den Decken, die ich ihr gegeben hatte.
„Mach dir keine Sorgen, Mutter", sagte ich, meine Hände vor Nervosität zitternd, während ich ein weiteres Tuch in kaltem Wasser tränkte. „Du wirst bald wieder gesund."
Aber das Fieber wollte nicht sinken. Ihr Gesicht war blass, ihre Lippen trocken. Ich spürte, wie die Panik in mir aufstieg, als ich hilflos dabei zusah, wie sie immer schwächer wurde.
„Ich muss Heilkräuter holen", sagte Vater entschlossen und zog sich seine Jacke über. „Ich werde gleich zurück sein."
„Aber es stürmt draußen!", rief Yuichiro, der mit verschränkten Armen in der Ecke des Raumes stand und so tat, als wäre alles unter Kontrolle. Doch ich sah die Angst in seinen Augen.
„Es ist egal", erwiderte Vater fest. „Ich muss es tun. Es ist unsere einzige Chance."
Und so verschwand er in die tobende Nacht, während der Wind die Fenster erzittern ließ und der Regen wie Peitschenhiebe gegen die Wände prasselte. Ich blieb bei Mutter, hielt ihre Hand und gab ihr meine eigene Decke, um sie zu wärmen, doch ihr Körper fühlte sich immer noch eiskalt an. „Halte durch, Mutter", flüsterte ich, obwohl ich wusste, dass meine Worte kaum Trost spenden konnten.
Stunde um Stunde verging, und ihr Atem wurde immer flacher. „Muichiro", hauchte sie. „Pass auf deinen Bruder auf..."
„Mutter, du wirst nicht..." Ich brachte den Satz nicht zu Ende. Sie schloss langsam die Augen, und ein letzter Atemzug entwich ihren Lippen. Ihre Hand glitt aus meiner, und in diesem Moment fühlte ich, wie die Welt um mich herum zusammenbrach.
„Mutter?", rief ich, meine Stimme überschlug sich vor Angst. „Mutter, bitte wach auf!" Doch sie reagierte nicht mehr. Sie war fort. Die Tränen strömten unaufhaltsam über mein Gesicht, als ich an ihrem Bett zusammenbrach.
Yuichiro stand wie erstarrt da, als er realisierte, was geschehen war. „Muichiro... sie ist..." Seine Stimme war leer, fast kalt. Doch in seinen Augen sah ich den gleichen Schmerz, den ich spürte. „Wir müssen Vater suchen."
Wir liefen hinaus in den Sturm, der uns gnadenlos mit Regen und Wind peitschte. „Vater!", riefen wir immer wieder, doch das Tosen des Windes verschluckte unsere Stimmen. Nach Stunden des Suchens fanden wir ihn schließlich – blutüberströmt und leblos am Fuß einer Klippe. Er musste ausgerutscht und in die Tiefe gestürzt sein. Sein Gesicht war blass, sein Körper regungslos.
Ich fiel auf die Knie und weinte unaufhörlich. Es war, als hätte der Himmel selbst unsere Trauer gespiegelt, denn der Regen wurde noch heftiger. „Nein... Vater, bitte nicht!"
Yuichiro stand stumm daneben. Kein Schrei, kein Weinen – nur eine eisige Kälte lag in seiner Haltung. „Er ist tot", sagte er schlicht, als hätte er es schon lange gewusst. Seine Augen wirkten leer, als ob etwas in ihm zerbrochen war.
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The Unfair Life Of The Mist Hashira [Muichiro FF]
FanficMuichiro war als kleines Kind entführt worden. Er konnte sich nun mit 10 Jahren nicht mehr an seine Familie erinnern. Er hatte keine schöne Kindheit gehabt und war immer zu einer anderen "Familie" gekommen. Mit 4 war er zu seinem Vorfahren Kokushibo...