《Kapitel 28》

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Die Tage, die auf meine unfreiwillige Bettruhe folgten, schlichen sich wie zähflüssiger Honig dahin. Die Fesseln an meinem Bett fühlten sich nicht nur unangenehm an, sie sorgten auch dafür, dass ich mich immer mehr wie ein Gefangener in meinem eigenen Körper fühlte. Als wäre das nicht schon genug, kam jedes Mal, wenn ich einen Blick aus dem Fenster warf, Mitsuri um die Ecke. Und sie war immer mit einer Menge Essen bewaffnet.

„Guten Morgen, Muichiro!", rief sie eines Morgens fröhlich, als sie die Tür zu meinem Zimmer öffnete, ihr Lächeln strahlte heller als der Himmel, und in ihren Händen hielt sie einen Teller mit allerlei Leckereien.

„Du... du hast nicht wirklich vor, mich noch weiter zu füttern, oder?" fragte ich mit einem müden, aber spielerischen Blick. „Ich kann kaum mehr atmen, so voll bin ich schon."

Mitsuri lachte ein glockenhelles Lachen, das fast so klang, als würde eine Handvoll süßer Glocken in einem Regen aus Sternen regnen. „Ach, Quatsch! Du brauchst einfach ein bisschen mehr Energie, damit du dich wieder bewegen kannst. Shinobu hat gesagt, du darfst dich nicht anstrengen, also... was bleibt da anderes übrig als gutes Essen?"

Ich sah sie an und seufzte. „Aber ich kann mich nicht mal selbst bewegen. Es fühlt sich an, als würde ich einen Berg voller Fleischbällchen essen, während ich in einem Gefängnis stecke."

„Oh, das klingt doch nach einem tollen Plan! Ein Berg aus Fleischbällchen!" Mitsuri setzte sich auf den Stuhl neben meinem Bett und stellte den Teller ab. Sie schien vollkommen unerschrocken und voller Energie, als ob sie gerade eine Runde um den Mount Fuji gerannt wäre, während ich hier wie ein Sklave der Fesseln vor mich hin litt.

„Ich schätze, ich habe keine Wahl, oder?", fragte ich, als ich den Teller ansah, der mit einer bunten Mischung aus Sushi, Reis, und einem Berg Gemüse überladen war.

„Natürlich hast du eine Wahl!", sagte Mitsuri und fütterte mich prompt mit einem Löffel Reis, als wäre es das Natürlichste der Welt. „Aber das ist das Beste, was ich tun kann, während Shinobu unschuldige Leute mit ihren verrückten Experimenten quält. Und ich habe mich ja auch nicht zum Arzt gemacht, nur um dich hungrig sterben zu lassen!"

„Ich sterbe nicht, Mitsuri", sagte ich mit einem Grinsen, während ich den Löffel voll Reis in meinen Mund nahm. „Aber es ist gut, dass du wenigstens so viel für mich tust."

„Klar, das mache ich doch gerne", antwortete Mitsuri und setzte sich dann auf die Bettkante, immer noch mit einem breiten, fröhlichen Lächeln. „Du solltest dich wirklich mal ausruhen. Shinobu ist echt... eh, wie soll ich sagen... sie ist sehr entschlossen, dich für den Rest deines Lebens ans Bett zu fesseln. Weißt du, sie hat es sogar überlegt, dich in einen Käfig zu sperren. Einfach so."

„Das würde sie nicht wagen", erwiderte ich lachend. „Es sei denn, du hilfst ihr dabei, Mitsuri. Dann wäre es ein klares Teamwork."

„Oh, das könnte interessant werden!", Mitsuri grinst und zupfte mit einem verspielten Blick an meinem Ärmel. „Aber wirklich, ich werde dafür sorgen, dass du etwas zu essen bekommst. Ich meine, du musst ja irgendwann wieder trainieren, oder nicht?"

„Glaub mir, ich würde liebend gern trainieren", sagte ich mit einem Seufzen und starrte an die Decke. „Aber ich kann mich nicht mal richtig bewegen. Und ich weiß, dass Shinobu mich fesseln würde, sobald ich versuche, aufzustehen."

„Also bleib einfach hier liegen und lass dich von mir verwöhnen", sagte Mitsuri mit einem Kichern, das fast schon ansteckend war. Sie beugte sich vor und fütterte mich wieder mit einem Löffel Reis.

Ich konnte nicht anders, als in ihrem heiteren Lächeln zu schmelzen. Mitsuri hatte diese Art, Menschen zum Lächeln zu bringen, und obwohl ich in diesem Moment ans Bett gefesselt war, fühlte ich mich irgendwie besser. Ihr ansteckender Optimismus, ihre Energie und die Tatsache, dass sie sich so um mich kümmerte, machten diesen qualvollen Tag wenigstens erträglich.

„Okay, okay", sagte ich schließlich und schob den Teller etwas zur Seite. „Du hast gewonnen. Aber ich hoffe, du bleibst nicht ewig hier. Ich will nicht, dass du dich von Shinobu auspeitschen lässt, weil du mir ständig Essen bringst."

„Keine Sorge, das mache ich doch nur, weil ich weiß, dass Shinobu es nicht mit Absicht tut", sagte sie und schüttelte den Kopf. „Sie ist nur ein bisschen zu sehr in ihren... äh, Experimenten versunken."

„Ich weiß, ich weiß", antwortete ich und schloss die Augen für einen Moment, als der Duft des Essens mich für einen Augenblick in eine sanfte, friedliche Stimmung versetzte.

„Ach, und noch etwas!", Mitsuri rief plötzlich und sprang auf, so dass der Stuhl fast umkippte. „Ich habe das Gefühl, du solltest mehr Abwechslung bekommen! Du kannst nicht immer nur Reis essen. Ich bringe dir morgen ein paar Sachen mit, die du noch nie gesehen hast!"

„Was hast du vor?", fragte ich skeptisch und versuchte, meinen Kopf zu heben, um sie genauer anzusehen.

„Na, du wirst schon sehen, was passiert!", sagte Mitsuri mit einem geheimen Lächeln, das nur sie zu tragen wusste. „Bereite dich einfach auf das Beste vor!"

Ich lachte leise. „Du bist wirklich ein bisschen verrückt, weißt du das?"

„Ach, das gehört dazu!", rief Mitsuri und lief aus dem Zimmer. „Ich komme morgen wieder, also bleib schön brav im Bett!"

Und mit diesen Worten verließ sie das Zimmer, und ich lag wieder alleine auf meinem Bett. Aber seltsamerweise fühlte es sich nicht so schlimm an. Irgendwie war es, als ob Mitsuri mir eine kleine Pause vom alltäglichen Wahnsinn verschafft hatte. Vielleicht war es die Tatsache, dass ich wusste, dass ich nicht für immer ans Bett gefesselt bleiben würde – und dass ich irgendwann wieder trainieren konnte. Aber bis dahin würde ich mich einfach mit Mitsuris köstlichen Mahlzeiten und ihrer Gesellschaft begnügen.

Ich konnte nicht anders, als zu hoffen, dass diese kleinen Momente mir helfen würden, durch diese anstrengende Zeit zu kommen. Und wer weiß, vielleicht würde sich alles bald wieder normalisieren. Oder auch nicht. Aber ich war nicht mehr so sicher, was „normal" überhaupt noch bedeutete.


The Unfair Life Of The Mist Hashira [Muichiro FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt