48: Spanien - Deutschland

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In der Umkleidekabine lag eine fast greifbare Spannung in der Luft, die selbst mir die Kehle zuschnürte. Das Viertelfinale gegen Spanien – die Bedeutung dieses Spiels war jedem im Raum bewusst. Die Gesichter der Spieler, Trainer und Betreuer zeigten allesamt eine Mischung aus Entschlossenheit und angespannter Vorfreude. Die üblichen Lacher und Gespräche, die sonst noch in der Kabine zu hören waren, waren heute kaum vorhanden. Stattdessen herrschte eine konzentrierte Stille, nur unterbrochen von gelegentlichen, gedämpften Stimmen und dem Rascheln der Trikots und Ausrüstung.

Ich stand etwas abseits, beobachtete die Szene und spürte selbst das Flattern in meinem Bauch. Die Atmosphäre war so intensiv, dass sie auf mich überging, obwohl ich nur als Zuschauerin dabei war. Meine Blicke suchten nach Flo, der auf seiner Bank saß und mit den Händen nervös an seinem Trikot spielte. Sein sonst so gelassenes Gesicht war heute ernst, die Augen auf einen Punkt auf dem Boden fixiert, als würde er sich innerlich auf das bevorstehende Spiel einschwören.

Es war ein seltsamer Kontrast zu seinem Verhalten der letzten Tage, in denen er mir gegenüber so offen und zärtlich gewesen war. Jetzt wirkte er wie jemand, der in sich gekehrt war, sich komplett auf die Aufgabe vor ihm konzentrierte. Ein kleiner Anflug von Sorge machte sich in mir breit – ich wusste, wie sehr ihm dieses Spiel bedeutete, wie sehr er sich beweisen wollte.

Die Trainer bewegten sich durch den Raum, klopften einzelnen Spielern auf die Schulter und sprachen leise Worte der Motivation. Julian, mein Vater, stand in der Mitte der Kabine, die Hände in die Hüften gestützt und den Blick fest auf seine Mannschaft gerichtet. Seine Augen funkelten vor Stolz, aber auch vor Erwartung. Er wusste, dass seine Spieler hier heute eine gewaltige Herausforderung erwartete, doch er schien keine Zweifel daran zu haben, dass sie das Zeug dazu hatten, sie zu meistern.

Flo hob den Kopf, und für einen kurzen Moment trafen sich unsere Blicke. Ein kleines, schwaches Lächeln huschte über sein Gesicht, und ich erwiderte es, versuchte ihm auf diese stille Weise Mut zuzusprechen. Seine Augen verrieten seine Nervosität, aber auch seinen eisernen Willen, alles für dieses Spiel zu geben.

Neben ihm klopfte Kai Havertz Flo kurz auf den Rücken und murmelte etwas, das ich nicht verstand, doch Flo nickte nur ernst und lächelte dann leicht, als würde er versuchen, die Anspannung mit einem lockeren Kommentar zu überspielen. Trotzdem konnte ich sehen, wie sehr das Gewicht dieses Spiels auf ihm lastete.

Die übrigen Spieler schauten nach und nach auf, fixierten ihre Blicke auf Julian, als dieser in die Runde schaute und zum Sprechen ansetzte. Seine Stimme war fest und beruhigend, als er die letzten motivierenden Worte sprach, und die Anspannung schien sich für einen Moment in konzentrierte Entschlossenheit zu wandeln.

Ich atmete tief ein und aus, während ich weiterhin Flo beobachtete. Die Stille in der Kabine wirkte fast ehrfürchtig, als jeder sich darauf vorbereitete, das Spielfeld zu betreten. Es fühlte sich an, als würde die Zeit für einen Moment stillstehen, als alle in Gedanken ihre eigenen Rituale durchgingen, sich mental auf die kommenden Minuten einstellten.

Ich wusste, dass dieses Spiel alles bedeutete – für Flo, für die Mannschaft und für das ganze Land. Und in diesem Augenblick wusste ich, dass ich fest an seiner Seite stand, ihm innerlich jede nur erdenkliche Kraft zusandte.

@amber.nagelsmann

nagelsmann

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