46: Eis in der Sonne

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Ich stand vor dem Bus und umarmte Mathilda fest, spürte, wie mir das Herz ein wenig schwer wurde. Auch wenn wir uns ständig sahen und sie nur ein paar Tage hier gewesen war, fühlte es sich seltsam an, sie jetzt wieder loszulassen. Mathilda war einfach immer eine Energiequelle für mich, ein Wirbelwind voller Witz, der alles auflockerte. Sie war mein sicherer Hafen und gleichzeitig der Mensch, der mich immer wieder aus meiner Komfortzone schubste – so wie in den letzten Tagen.

„Du wirst mir fehlen," murmelte ich und drückte sie noch ein bisschen fester.

„Ach komm, Amber," sagte sie lachend und tätschelte meinen Rücken. „Ich bin doch eh nur einen Anruf entfernt. Und außerdem..." Sie löste sich ein Stück von mir und blinzelte mir schelmisch zu, „ich bin mir sicher, du hast hier genug Ablenkung bekommst." Ihr Blick wanderte unauffällig zu Flo, der ein paar Schritte abseits stand und darauf wartete, sich auch von ihr zu verabschieden.

Ich lachte und schüttelte den Kopf. „Vielleicht hast du recht," flüsterte ich, bevor ich mich ganz von ihr löste. Mathilda schritt auf Flo zu, und ich beobachtete, wie sie ihm einen langen, wissenden Blick zuwarf.

„Pass gut auf meine Amber auf," sagte sie, aber in ihrem Ton lag etwas mehr als nur eine Bitte. Es war fast wie eine Herausforderung. „Sie bedeutet mir eine Menge, und ich hoffe, dir auch." Ein leichter, aber doch intensiver Ernst lag in ihrer Stimme, der Flo sichtbar überraschte. Er nickte und schien kurz die richtigen Worte zu suchen, aber Mathilda winkte nur ab. „Du weißt schon, was ich meine."

Flo lächelte unsicher, kratzte sich am Hinterkopf und nickte dann wieder. „Natürlich, Mathilda. Du kannst dich auf mich verlassen."

Mathilda schien zufrieden und drehte sich dann mit einem kleinen Lächeln zu mir um, aber bevor sie einstieg, bemerkten wir beide die kleine Szene ein paar Meter weiter.

Aleks stand da, die Hände leicht um Mathildas Taille gelegt, und sie unterhielten sich leise, fast als wären sie die einzigen beiden Menschen hier. Die Art, wie sie sich ansahen, war irgendwie vertrauter, als ich erwartet hätte. Es war nicht zu übersehen, dass da mehr zwischen ihnen war.

Ich hob eine Augenbraue und stieß Mathilda mit dem Ellenbogen an. „Na, das ist aber ein intensives ‚Auf Wiedersehen' für jemanden, den du erst seit ein paar Tagen kennst, findest du nicht?"

Mathilda lachte verlegen, zog aber eine Schulter hoch und versuchte, gleichgültig zu wirken. „Ach, Amber, ich bin einfach... vielseitig interessiert," sagte sie und zwinkerte mir zu, aber ich konnte sehen, dass da mehr war. Aleks drückte ihre Hand, bevor er sich schließlich umdrehte und zurück zum Gebäude ging, wobei er sich noch ein letztes Mal über die Schulter zu ihr umsah.

Ich spürte ein Lächeln auf meinem Gesicht, während ich Mathilda ansah. Sie war wirklich einzigartig – frei und voller Leidenschaft für das Leben. Genau das, was ich an ihr liebte.

„Pass auf dich auf, Tilda," flüsterte ich, als sie schließlich in den Bus stieg. Sie schaute noch einmal aus dem Fenster, winkte uns beiden zu und schickte mir einen Kuss durch die Luft.

„Vergiss nicht, Europameisterin der Herzen zu werden!" rief sie mit einem schelmischen Lachen aus dem Busfenster. „Und bring mir den Pokal mit, ja?"

Ich winkte zurück, und der Bus setzte sich langsam in Bewegung. Neben mir stand Flo, und als der Bus aus unserem Blickfeld verschwand, spürte ich, wie eine gewisse Leere in mir aufkam. Doch als ich meinen Blick zu Flo wandte, wusste ich, dass ich hier genau am richtigen Platz war.

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@amber.nagelsmann

Kopfspiele - Erstes BandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt