34: Schild gegen die Dunkelheit

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Der Morgen dämmerte sanft durch die Vorhänge, das erste zarte Licht kroch wie ein stiller Begleiter ins Zimmer und hüllte uns in einen weichen Schimmer. Langsam öffnete ich die Augen, mein Blick verschwommen, meine Gedanken noch in der Stille der Nacht gefangen. Aber sofort spürte ich die Wärme von Flos Nähe, eine Wärme, die nicht nur den Raum, sondern auch mein Herz erfüllte. Seine Arme lagen noch immer schützend um mich, als wären sie mein sicherer Hafen, mein Schild gegen die Dunkelheit und all die Schatten, die mich sonst heimsuchten. Für einen winzigen, kostbaren Moment fühlte ich mich so sicher, so vollkommen geborgen, dass die Ereignisse der letzten Nacht wie verblassende Träume wirkten – doch die Erinnerung kroch zurück, und ein sanfter Schauer jagte über meine Haut.

Flo regte sich neben mir, erwachte aus dem Schlaf, und als er seine Augen öffnete, strahlte mir ein Blick entgegen, so weich, so voller Wärme und Verständnis, dass es mich tief traf. Sein Lächeln – klein, zärtlich, fast wie eine leise Einladung, die Last für einen Augenblick loszulassen. Er sah mich an, als würde er jede Sorge, jede Verletzung, jeden Zweifel kennen, den ich jemals gefühlt hatte. Und plötzlich erschien mir der neue Tag, der vor uns lag, ein wenig heller, ein wenig erträglicher – einfach, weil er an meiner Seite war.

„Guten Morgen," murmelte er mit einer Stimme, die noch rau vom Schlaf war, tief und voller Zärtlichkeit. Behutsam hob er eine Hand, ließ sie kurz in der Luft schweben, als ob er spürte, wie zerbrechlich ich war, und strich mir dann sanft eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Guten Morgen," antwortete ich leise, während mein Herz gegen meine Brust trommelte, als könnte es seine Nähe nicht ertragen, ohne zu explodieren. Da waren Worte, die auf meiner Zunge brannten, Worte, die meine Dankbarkeit und Verwirrung ausdrücken sollten, doch ich wusste nicht, wie ich sie aussprechen konnte, ohne dass meine Stimme brach. Also atmete ich tief ein und versuchte es dennoch.

„Flo, ich... ich wollte dir danken. Für alles, was du gestern Nacht getan hast." Meine Stimme klang dünn, fast zerbrechlich, und ich senkte meinen Blick, unsicher, ob ich seine Reaktion ertragen konnte. „Es tut mir so leid, dass ich dir den Abend ruiniert habe. Du hättest feiern sollen, und ich... ich habe es dir genommen. Ich wollte wirklich nicht, dass du meinetwegen..."

Doch bevor ich weiterreden konnte, legte Flo seine Hand auf meine und schüttelte sanft den Kopf. Sein Blick war ernst und voller Liebe, als würde er tief in mir lesen, in den Teilen meines Herzens, die ich selbst kaum verstand. „Amber, hör auf, dir Vorwürfe zu machen. Du hast nichts kaputtgemacht. Im Gegenteil." Seine Stimme war fest, doch voller Zärtlichkeit. „Du bist mir wichtiger als jede Feier, jedes Spiel. Wenn jemand einen Grund hat zu feiern, dann bist das du – weil du das durchgestanden hast, weil du so unendlich stark bist."

Seine Worte durchdrangen mich, berührten die tiefsten Schichten meines Wesens, und ich fühlte, wie ein Kloß sich in meiner Kehle bildete, schwer und überwältigend. Da war diese Wärme, diese unglaubliche Nähe in seinen Augen, die mich gleichzeitig erschütterte und beruhigte. Für ihn war es so selbstverständlich, hier bei mir zu sein, mich zu halten, als wäre all meine Zerbrechlichkeit ein Teil von mir, den er bereit war zu tragen, ohne zu zögern. Der Gedanke, dass er meine Anwesenheit wichtiger fand als alles andere, ließ mein Herz einen Moment aussetzen, als würde es die Last der Dankbarkeit und Liebe nicht ertragen können.

„Danke," flüsterte ich kaum hörbar, und eine Träne löste sich, rollte warm und still über meine Wange, als ob sie all die unausgesprochenen Emotionen trug. Ich wollte stark sein, wollte meine Gefühle kontrollieren, doch sie brachen über mir zusammen wie eine Welle, unerbittlich und unaufhaltsam. „Danke, dass du an meiner Seite bist... auch wenn ich selbst nicht weiterweiß."

Kopfspiele - Erstes BandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt