20: Keine Masken

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Die Tür schloss sich leise hinter Flo, und für einen Moment war der Raum erfüllt von einer Mischung aus angenehmer Spannung und vertrauter Ruhe. Er stand da, die Hände locker in den Hosentaschen seiner schwarzen Jogginghose, während ein leichtes Lächeln seine Lippen umspielte. Der warme Schein der Nachttischlampe ließ sein Gesicht weicher wirken, und ich konnte die leichten Schatten sehen, die sich über seine markanten Züge legten.

„Also", sagte er mit einem Schmunzeln, „ich dachte wirklich nicht, dass wir es nicht mal einen Abend ohne Gesellschaft aushalten würden." Seine Stimme war ruhig, aber es lag eine spielerische Note darin, die die Spannung zwischen uns auflockerte.

Ich lachte leise und zuckte mit den Schultern. „Tja, anscheinend sind wir schon zu sehr aneinander gewöhnt. Wer hätte das gedacht?" Der Gedanke, dass Flo sich in meinem Zimmer wohler fühlte als alleine in seinem, ließ mein Herz ein wenig schneller schlagen. Wir setzten uns auf das Bett, und ich lehnte mich leicht gegen das Kopfteil, während er sich am Rand niederließ und die Hände vor sich verschränkte.

„Ich weiß, wir sollten eigentlich früh schlafen gehen", sagte ich und spielte mit dem Saum meiner Decke, „aber ehrlich gesagt, ich bin viel zu aufgeregt, um schlafen zu können. Morgen geht es endlich los."

Flo nickte langsam, sein Blick auf den Boden gerichtet, bevor er mich ansah. „Ja, ich weiß. Es ist verrückt, wie alles jetzt real wird. Aber manchmal, wenn es zu viel wird, hilft es, einfach ein wenig Normalität zu haben. Und genau das bist du, Amber – Normalität, inmitten all des Trubels."

Seine Worte überraschten mich. Es war nicht oft, dass er so direkt sprach, und ich konnte das leichte Zögern in seinem Ausdruck sehen, als ob er abwog, wie viel er preisgeben sollte. Ich legte meine Hand sanft auf seinen Arm, und er zuckte nicht zurück – ein Zeichen dafür, dass er sich in diesem Moment öffnete, wie er es nur selten tat.

„Ich bin froh, dass du hier bist", sagte ich leise, und die Stille, die darauf folgte, war warm und voller unausgesprochener Dinge.

„Apropos hier sein", begann Flo und drehte seinen Kopf leicht, „dein Instagram-Post vorhin... Ich wollte dir schon lange sagen, dass du aufpassen musst, was du postest. Es gibt immer Leute da draußen, die nichts Besseres zu tun haben, als sich an anderen abzuarbeiten. Ich hab gesehen, wie das bei anderen gelaufen ist – und ich will nicht, dass du da in irgendwas reingerätst."

Ich lächelte schief und spielte mit einer Strähne meines noch feuchten Haares. „Ja, ich weiß, was du meinst. Manchmal ist es schwer, daran zu denken. Es ist fast so, als würde man vergessen, wie groß die Reichweite wirklich ist, bis die Kommentare eintrudeln. Aber ich kann damit umgehen, wirklich."

Sein Blick war intensiv, und ich konnte die Sorge in seinen Augen sehen. „Vielleicht. Aber ich weiß, wie es ist, wenn Leute anfangen, sich einzumischen, Dinge zu sagen, die weh tun. Das kann dich runterziehen, selbst wenn du es nicht willst." Er hielt kurz inne und fügte hinzu: „Und du bist jemand, der es nicht verdient, sich so etwas anhören zu müssen."

Die Aufrichtigkeit in seiner Stimme ließ mein Herz schwer werden. Ich wusste, dass er das nicht nur aus Sorge, sondern auch aus persönlicher Erfahrung sagte. Die Schatten des Drucks und der Erwartungen waren bei ihm immer präsent gewesen, auch wenn er sie geschickt hinter seiner ruhigen Fassade verbarg.

„Es ist süß, dass du dir solche Sorgen machst", sagte ich schließlich und bemerkte, wie seine Augen für einen Moment weicher wurden. „Aber ich bin stärker, als ich aussehe."

Ein leises Lächeln umspielte seine Lippen, und er lehnte sich ein Stück näher. „Ich weiß. Das ist einer der Gründe, warum ich es mag, hier zu sein. Du bringst mich dazu, das alles ein bisschen weniger schwer zu nehmen."

Kopfspiele - Erstes BandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt