36: Goodbye

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Ich stand im Zimmer und ließ meinen Blick schweifen, während ich meine letzten Sachen zusammensuchte. Mein Koffer war fast fertig gepackt, die Reißverschlüsse standen noch offen, als würde er die ganze Verabschiedung hinauszögern. Flo saß still auf seinem Bett, die Schultern leicht nach vorn gezogen, den Kopf gesenkt. Er wirkte in Gedanken verloren, und obwohl ich spürte, dass etwas in ihm arbeitete, hatte er gestern Abend kaum ein Wort zu mir gesagt. Eine unsichtbare Distanz hatte sich zwischen uns gelegt.

Ich schloss die Kofferschale, strich unruhig über den Stoff und sah zu ihm hinüber. „Flo..." begann ich vorsichtig und ging einen Schritt auf ihn zu. „Ist alles in Ordnung? Du hast gestern kaum etwas gesagt und... ich verstehe nicht ganz, warum."

Flo hob langsam den Kopf, und sein Blick traf meinen. Seine Augen wirkten müde und ein bisschen traurig, als ob etwas unausgesprochen Schweres darin lag. „Amber," sagte er leise, fast zögerlich. „Ich weiß auch nicht...es...es fällt mir... irgendwie schwer, dass du jetzt gehst."

Ich setzte mich vorsichtig auf die Bettkante neben ihm und legte meine Hand auf seine, wollte ihm zeigen, dass ich da bin und zuhöre. „Flo, ich bin doch nur ein paar Tage weg," sagte ich sanft, versuchte, ein Lächeln aufzusetzen, das ihn beruhigen sollte. „Ich bin bald wieder zurück. Und es wird doch alles gut."

Er schüttelte leicht den Kopf und schien mit sich selbst zu kämpfen, als wollte er etwas sagen, das ihm auf der Seele lag, aber nicht über seine Lippen wollte. Schließlich nahm er tief Luft und sah mich an, ein unsicheres, beinahe verletzliches Lächeln umspielte seine Lippen. „Es ist nur... ich hab mich daran gewöhnt, dass du da bist. Weißt du, wie selbstverständlich es sich mittlerweile anfühlt, mit dir zusammen im Zimmer zu sein, dich hier zu haben..."

Ich fühlte ein warmes Kribbeln in meiner Brust aufsteigen, und seine Worte trafen mich unerwartet tief. Diese Worte bedeuteten mehr, als ich je gedacht hätte, und ich konnte spüren, wie viel es für ihn bedeutete, das auszusprechen. „Flo," flüsterte ich und drückte sanft seine Hand, die unter meiner lag. „Es ist doch nur ein kurzer Abschied. Ich bin bald wieder da."

Er hielt inne, als müsste er das erst verarbeiten, und seine Finger umschlossen meine etwas fester. „Vielleicht klingt es seltsam," sagte er, seine Stimme kaum mehr als ein Murmeln, „aber diese kleine Routine, die wir aufgebaut haben, wie wir uns hier eingelebt haben – ich hab mich an das Gefühl gewöhnt. An das Gefühl, nicht allein zu sein."

Die Stille zwischen uns dehnte sich aus, und ich sah ihn an, fühlte eine unausgesprochene Bindung, die zwischen uns wuchs. Ich wollte ihm so vieles sagen, wollte ihm klar machen, wie viel er mir bedeutete, dass auch ich mich genau an diese Routine gewöhnt hatte. Doch gleichzeitig spürte ich, dass jetzt nicht der richtige Moment war, ihn mit meinen eigenen Gefühlen zu überfordern.

Stattdessen nickte ich, das Herz schwer, aber irgendwie auch getröstet von seinen Worten. „Flo, ich verstehe dich," antwortete ich leise. „Und ich komme bald zurück. Aber vielleicht hilft uns diese kurze Pause auch, um uns über einiges klar zu werden." Ich versuchte, ein aufmunterndes Lächeln zu zeigen, auch wenn mir die Vorstellung, ein paar Tage ohne ihn zu sein, selbst schwerfiel.

Flo sah auf unsere Hände und ließ ein kurzes, schwaches Lächeln aufblitzen, das bald wieder verschwand. „Vielleicht hast du recht," sagte er schließlich, seine Stimme warm, aber mit einem leisen Anklang von Schmerz.

Wir blieben so sitzen, still und nah, unsere Hände immer noch ineinander verschlungen. Seine Finger spielten zögernd mit meinen, als ob er selbst nicht wusste, ob er sich zurückziehen oder noch ein Stück näher rücken sollte. Es war, als hätten wir ein stummes Versprechen miteinander geteilt, dass dies kein Abschied, sondern nur eine kleine Pause sein würde.

Kopfspiele - Erstes BandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt