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Ich saß an die kalte Wand des Flurs gelehnt, meine Hände pressten sich noch immer gegen meine Brust, während die Tränen über meine Wangen liefen. Die Stille um mich herum wurde nur vom leisen Summen der Klimaanlage unterbrochen, aber in meinem Kopf war es laut – so laut, dass die Erinnerungen, die ich so lange begraben hatte, wieder hervorbrachen, unausweichlich und schneidend.
Plötzlich war ich nicht mehr hier im Flur des Trainingszentrums. Ich war zurück auf der alten, abgenutzten Couch in der kleinen Wohnung, die ich mit Fynn geteilt hatte. Der Fernseher lief im Hintergrund, ein dumpfes Rauschen, das damals immer wie eine Mahnung wirkte. Mein Handy lag auf dem Couchtisch vor uns, und ich hatte gerade eine Nachricht von Aaron bekommen, meinem Studienkollegen, der nur wissen wollte, ob ich die Notizen zur Vorlesung hatte.
„Wer schreibt dir?" Fynns Stimme klang ruhig, fast gelassen, aber ich spürte die Spannung in der Luft, als ob sich eine dunkle Wolke langsam über uns schob. Ich konnte seinen Blick auf mir spüren, hart und durchdringend.
„Nur Aaron," antwortete ich vorsichtig und versuchte, meine Stimme entspannt klingen zu lassen. „Er fragt nur nach den Vorlesungsnotizen."
Fynn lehnte sich vor und griff nach meinem Handy, seine Finger fest um das Gerät geschlossen. Ich wusste, dass es jetzt egal war, was ich sagte – er hatte bereits entschieden, was er glaubte. „Du denkst, ich bin dumm, oder?" Seine Augen funkelten vor Zorn, und seine Lippen verzogen sich zu einem harten Strich.
„Fynn, es ist wirklich nichts," begann ich, doch meine Worte wurden von einem heftigen Schlag unterbrochen, der meine Wange zum Brennen brachte. Der Schmerz war stechend, aber der Schock darüber, dass er wieder so weit gegangen war, war schlimmer. Ich spürte seine Finger um meinen Arm, so fest, dass ich wusste, es würde blaue Flecken geben.
„Du lügst! Immer diese verdammten Ausreden," schrie er, während er mich auf die Couch drückte. Meine Atmung wurde flach, und meine Augen suchten panisch nach einem Ausweg, doch es gab keinen. Ich war gefangen – in diesem Raum, in dieser Beziehung, in dieser Hölle, die sich mein Leben nannte.
„Es ist deine Schuld," sagte er schließlich, seine Stimme war jetzt ein leises, hasserfülltes Zischen. „Du bringst mich dazu. Wenn du nicht immer..." Die Worte verschwammen in meinen Ohren, während meine Augen sich mit Tränen füllten. Und wie immer sagte ich nichts. Ich wagte es nicht, etwas zu sagen. Der Gedanke, ihn zu verlassen, war da, flüchtig und schwach, aber die Angst hielt mich gefangen.
Zurück im Flur des Trainingszentrums spürte ich die Tränen, die meine Wangen hinunterliefen, als ob die Erinnerung noch körperlich präsent wäre. Mein Atem kam stoßweise, und ich versuchte verzweifelt, die Kontrolle wiederzuerlangen. Er wird immer ein Schatten bleiben, dachte ich und fühlte die vertraute Ohnmacht, die sich über mein Herz legte.
Das Zittern meiner Hände hatte nachgelassen, aber mein Herz schlug weiterhin unkontrolliert schnell. Die Tränen auf meinen Wangen fühlten sich kühl an, und ich wischte sie mit einer hastigen Bewegung weg, obwohl ich wusste, dass mein Gesicht noch immer die Spuren meiner Panik zeigte.
Da hörte ich Schritte, gleichmäßig und langsam, wie jemand, der nicht sicher war, ob er sich nähern sollte. Als ich den Kopf leicht hob, sah ich Florian aus dem Raum kommen. Sein Blick war scharf und aufmerksam, und für einen Moment hielt ich den Atem an, als sich unsere Augen trafen. Sein sonst so distanziertes Gesicht wirkte verändert – da war etwas Weicheres, etwas, das ich nicht erwartet hatte.
Flo blieb ein paar Schritte entfernt stehen, als ob er die unsichtbare Grenze zwischen uns spürte. Seine Augen wanderten über mein Gesicht, und ich wusste, dass er die Tränen gesehen hatte, auch wenn er nichts dazu sagte. „Amber?" Seine Stimme war leiser, als ich es gewohnt war, und sie trug eine Zurückhaltung in sich, die mich überraschte.
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Kopfspiele - Erstes Band
FanfictionAmber Nagelsmann ist die Tochter eines Fußballtrainers, angehende Sportpsychologin und bestens darin, sich hinter einem charmanten Lächeln zu verstecken. Doch zwischen Leistungsdruck, alten Narben und neuen Verbindungen muss sie sich bald ihren größ...