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Die letzten Tage bei Mathilda waren wie ein kleiner Urlaub vom Alltag, und das tat einfach gut. Wir hatten unsere eigene kleine Welt geschaffen, gefüllt mit all den Dingen, die wir am meisten liebten: endlose Filmabende, tiefgehende Gespräche über alles und nichts, das Backen von süßen Leckereien, die wir nie ganz perfekt hinbekamen, und alberne Fotosessions, bei denen wir lachten, bis uns die Tränen kamen. Es war so, als wären wir in die unbeschwerte Zeit unserer Schuljahre zurückversetzt worden, in der alles einfach und sorglos schien. Ich genoss jede Sekunde und vergaß dabei für einen Moment die intensiven letzten Wochen.
Zwischendurch half ich Mathilda auch ein wenig bei ihrem Uni-Projekt. Sie hatte ein großes Referat vor sich, und ich war froh, ihr einige Tipps aus meinem geben zu können. Das Arbeiten an etwas Bodenständigem und Abseits von Training und Teamatmosphäre war irgendwie befreiend und erinnerte mich daran, wie wichtig es ist, auch abseits des EM-Trubels einen Ausgleich zu haben.
Dann, eines Morgens, klingelte mein Handy. Es war mein Vater, der sich erkundigte, wann ich bereit wäre, zurückzukommen. Wir sprachen kurz über das vergangene Spiel gegen die Schweiz, und er erzählte mir von der Stimmung im Team. Er klang zufrieden, aber ich wusste, dass er es bedauerte, mich nicht beim letzten Spiel dabeigehabt zu haben.
„Amber," sagte er nach einer kurzen Pause, und seine Stimme klang nachdenklich, „hättest du nicht Lust, Mathilda einfach mitzubringen? Ich könnte das organisieren, und so kannst du noch ein bisschen Zeit mit ihr verbringen. Sie ist deine beste Freundin, und fast schon mein zweites Kind"
Ich blinzelte überrascht, während mir ein Lächeln über die Lippen huschte. „Wirklich, Papa? Das wäre... das wäre genial!" Ich war fast sprachlos vor Freude. Die Vorstellung, Mathilda dabei zu haben, sie ein Stück weit in mein Leben im Camp mitzunehmen, klang perfekt. Es war, als hätte mein Vater mir genau das angeboten, was ich mir die ganze Zeit gewünscht hatte, ohne es zu wissen.
Sobald ich aufgelegt hatte, stürmte ich ins Wohnzimmer, wo Mathilda in eine Decke eingewickelt auf dem Sofa saß und ihren Kaffee trank. Ihr Haar war noch zerzaust, und sie sah mich mit verschlafenen Augen an.
„Was ist los?" fragte sie, als sie mein strahlendes Gesicht sah.
„Mathilda, rate mal! Mein Vater hat gesagt, dass du mitkommen kannst. Ins Camp! Er organisiert das, und du kannst dabei sein, wenn wir das Dänemark-Spiel vorbereiten. Du musst nicht hierbleiben!"
Ihr Gesichtsausdruck war unbezahlbar. Erst blinzelte sie ein paarmal ungläubig, und dann brach sie in ein breites Lächeln aus. „Oh mein Gott, Amber! Das wird der Wahnsinn!" Sie sprang auf, die Decke fiel zu Boden, und ehe ich mich versah, zog sie mich in eine enge Umarmung. „Ich wollte schon immer mal sehen, wie es bei dir im Camp zugeht!"
Wir hüpften auf und ab wie zwei kleine Kinder, die gerade erfahren hatten, dass sie in den Freizeitpark fahren dürfen. Die Freude über unsere gemeinsame Reise ließ mich ganz vergessen, dass ich bald wieder zurück in das Teamumfeld musste und dort... na ja, Flo auf mich wartete. Dieser Gedanke verdrängte das Glücksgefühl kurzzeitig, und ich spürte, wie meine Wangen leicht heiß wurden. Doch bevor ich mich lange in diesen Gedanken verlieren konnte, bemerkte Mathilda meinen leicht betretenen Ausdruck und grinste.
„Oh, weißt du was? Das passt mir eigentlich perfekt!" Sie zog eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme, während sich ein freches Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete. „Jetzt kann ich live miterleben, wie du dich blamierst, wenn du Flo nach deinem betrunkenen Anruf wieder siehst."
Ich spürte, wie mir das Blut ins Gesicht schoss. „Tilda! Das ist nicht witzig!" Ich warf ihr einen empörten Blick zu, während ich innerlich kochte. Warum musste sie mich immer wieder daran erinnern? Der Gedanke daran, Flo nach dem völlig unüberlegten Anruf in diesem Zustand gegenüberzutreten, ließ mein Herz schneller schlagen – und nicht unbedingt vor Freude.
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Kopfspiele - Erstes Band
FanficAmber Nagelsmann ist die Tochter eines Fußballtrainers, angehende Sportpsychologin und bestens darin, sich hinter einem charmanten Lächeln zu verstecken. Doch zwischen Leistungsdruck, alten Narben und neuen Verbindungen muss sie sich bald ihren größ...