13: Schutzmauer

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Die Luft im Zimmer drückte schwer auf meine Lungen, wie das Gewicht eines unsichtbaren Gewandes, das ich nicht abschütteln konnte. Jeder Atemzug fühlte sich an, als müsste ich gegen einen Sturm ankämpfen, der mich von innen heraus zerfraß. Meine Hände zitterten immer noch, und ich konnte die Kälte spüren, die sich wie kleine Nadeln in meine Fingerspitzen bohrte. Die Uhr an der Wand tickte unnachgiebig weiter, ein einziges, endloses Echo, das den Raum mit jedem Schlag zu durchtrennen schien. Doch das Klopfen meines Herzens, das laut in meinen Ohren dröhnte, übertönte sogar das.

„Amber," sagte er schließlich, seine Stimme sanft, aber mit einer bestimmten Note. Seine Augen, die so oft kalt und verschlossen wirkten, waren jetzt warm und voller Mitgefühl. Er war nicht der Flo, der sich distanziert und unnahbar gab; er war jemand, der in diesem Moment alles gab, um mir zu zeigen, dass ich nicht allein war.

Ich schluckte schwer und zwang mich, den Atem zu beruhigen, der in kurzen, stockenden Stößen kam. „Es ist schwer, darüber zu reden," begann ich, und meine Stimme brach fast, bevor ich den Satz beenden konnte. Ein Teil von mir wollte ihm nicht alles erzählen. Warum sollte er es wissen? Was würde es ändern? Aber ein anderer Teil – der Teil, der immer noch in den Albträumen gefangen war und sich nach Erlösung sehnte – wollte endlich reden. „Es ist wegen Fynn," brachte ich schließlich heraus, und mein Herzschlag schien für einen Moment auszusetzen.

Flo's Stirn zog sich zusammen, und ich konnte sehen, wie er den Namen in Gedanken wiederholte, als ob er ihm ein Gesicht zuordnen wollte. „Was hat er getan?" Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, aber sie schnitt durch die Stille wie ein scharfes Messer.

Ich holte tief Luft und schloss die Augen, um die aufkommenden Tränen zurückzuhalten. „Er war nicht der, für den ihn alle gehalten haben. Außen war er charmant, witzig, der perfekte Freund..." Ich hielt inne, die Worte schmeckten bitter auf meiner Zunge. „Aber hinter geschlossenen Türen war er anders. Kontrollierend...Gewaltbereit...."

Die Worte hingen schwer im Raum, und ich fühlte, wie sich die Anspannung in meinem Körper zu einer Welle von Panik und Scham aufbaute. Die Erinnerungen kamen zurück, so lebendig, dass ich das Gefühl hatte, wieder in diesem Moment zu sein – als seine Hand mein Handgelenk zu fest umschloss, als seine Stimme zu einem befehlenden Zischen wurde. „Er hat mich geschlagen...und...und schlimmeres," fügte ich hinzu, meine Stimme war kaum mehr als ein tonloses Murmeln.

Flo's Gesicht verzog sich vor Schmerz und Wut. Seine Augen, die mich vorher so sanft angesehen hatten, brannten nun mit einer Intensität, die mich überraschte. „Das ist... das Schlimmste," sagte er schließlich, und ich konnte sehen, wie seine Finger sich zu Fäusten ballten, als ob er etwas schlagen wollte, etwas, das er nicht erreichen konnte. „Es tut mir so leid, Amber. Ich... ich wünschte, ich könnte es ungeschehen machen."

Sein Mitgefühl traf mich mit einer Wucht, die mir die Tränen in die Augen trieb. „Ich habe es niemandem erzählt. Nur Mathilda weiß es. Ich... ich wollte nicht, dass jemand weiß, wie schwach ich war," gestand ich, und eine einzelne Träne bahnte sich ihren Weg über meine Wange. Flo beugte sich nach vorne, seine Augen suchten meine.

„Du bist nicht schwach, Amber," sagte er, und seine Stimme zitterte leicht. „Es braucht mehr Stärke, das durchzustehen und hier zu sitzen, als du dir vorstellen kannst."

Flo saß mir gegenüber, unbewegt und wachsam, seine Augen so aufmerksam, als wollte er jedes meiner Worte festhalten, jedes Zucken meines Gesichts verstehen. Es lag eine seltsame Weichheit in seinem Blick, die ich so selten sah, eine Wärme, die er für gewöhnlich sorgsam verbarg. Es war, als ob er instinktiv wusste, dass seine Starrheit, sein stoisches Selbst, mich nur noch weiter in meine innere Festung zurückdrängen würde.

Kopfspiele - Erstes BandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt