42: Europameister?

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Ich saß wieder auf meinem Platz und versuchte, meinen Herzschlag zu beruhigen, nachdem ich bei Flo unten in der Kabine gewesen war. Die Anspannung zwischen uns hatte irgendwie alles noch intensiver gemacht, und obwohl ich jetzt wieder im Stadion saß, spürte ich das Gewicht des Moments immer noch in jeder Faser meines Körpers. Mathilda setzte sich neben mich, ihre typische Energie war ungebrochen.

„Na, endlich geht's weiter," kommentierte sie trocken und verdrehte die Augen. „Ich dachte schon, die Spieler wären unten eingeschlafen."

Ich schnaubte leise und warf ihr einen kleinen Seitenblick zu. Ihre sarkastischen Bemerkungen brachten mich immer wieder zum Lachen, aber diesmal war ich einfach zu nervös, um mich wirklich zu entspannen. Meine Augen folgten der Bewegung auf dem Spielfeld, und kaum hatte das Spiel wieder Fahrt aufgenommen, ging es auch schon wieder dramatisch weiter.

Kaum eine Minute war vergangen, da flog eine sensationelle Flanke von David Raum direkt zu Kai Havertz. Mein Herz setzte einen Moment aus. Komm schon, Kai! Er stieg hoch, traf den Ball perfekt mit dem Kopf, aber... Schmeichel hielt. Aus kurzer Distanz! Ich atmete scharf ein, völlig gefesselt. Das hätte das 1:0 sein müssen, ganz klar. Neben mir hörte ich Mathilda stöhnen.

„Der hätte auch mal einfach reinschieben können, oder?" raunte sie und schüttelte den Kopf. Ich nickte nur, die Hände um meine Knie geschlungen. Ich konnte den Frust fühlen, der sich langsam in der Menge breit machte.

Doch es wurde noch chaotischer. In der 42. Minute passierte das Unfassbare: Schlotterbeck versuchte, im eigenen Strafraum zu dribbeln – im eigenen Strafraum! Ich spürte, wie mein Puls raste, als Höjlund beinahe daraus ein Tor machte. „Nico, was...?" murmelte ich ungläubig. Mathilda kicherte trocken.

„Vielleicht hat er gedacht, er wäre Messi," witzelte sie, aber ich konnte den sarkastischen Unterton in ihrer Stimme hören.

Kurz vor der Halbzeit gab es dann noch so einen Moment: Jamal verlor an der Mittellinie den Ball, und in Sekundenbruchteilen bedienten Eriksen und Delaney den dänischen Stürmer Höjlund. Mein Atem stockte, als Neuer sich dem Ball entgegenwarf und mit einem unglaublichen Einsatz parierte. Ich konnte kaum glauben, wie sehr uns Manuel mal wieder rettete. GOAT.

„Wow," hauchte ich und ließ mich in meinen Sitz zurücksinken. Mathilda klopfte mir scherzhaft auf die Schulter.

„Ich sag's dir, wenn der Neuer nicht wäre, hätten wir längst vier Tore kassiert." Sie grinste breit, und ich konnte nicht anders, als kurz zu lachen – auch wenn die Anspannung im Stadion fast greifbar war.

Nach der Pause schien das Chaos allerdings kein Ende zu nehmen. In der 50. Minute jubelte Andersen für Dänemark, und mein Herz schien einen Moment lang stillzustehen. Nicht schon wieder! Aber dann griff der VAR ein – es war minimal Abseits, und der Treffer wurde nicht gewertet. Wenigstens einmal war er auf unserer Seite. Die Erleichterung ließ mich tief durchatmen, aber ich wusste, dass wir uns darauf nicht ausruhen konnten.

Und dann, nur eine Minute später, kam der Elfmeter für Deutschland. Wieder VAR, wieder Drama – diesmal schlug der Sensor im Ball aus, und die Entscheidung stand. Havertz trat an. Ich hielt den Atem an und konnte nicht einmal Mathildas Kommentare hören. Der Schuss war präzise, stark – drin! 1:0 für Deutschland. Die ganze Tribüne explodierte, und ich sprang auf, schrie vor Freude, klatschte in die Hände. Mathilda neben mir jubelte genauso laut und riss die Arme in die Luft.

„Endlich! Und das war auch sowas von verdient!" rief sie und grinste von Ohr zu Ohr.

Doch das Spiel beruhigte sich nicht. Havertz vergab das mögliche 2:0 nach einem beeindruckenden Solo, und mein Herz war schon wieder bis zum Hals geklettert. Jeder Angriff fühlte sich wie der entscheidende an. Schließlich, in der 68. Minute, kam der erlösende Moment: Schlotterbeck schickte einen langen Ball auf Jamal, der mit einer unglaublichen Ruhe an Schmeichel vorbeiging und ins lange Eck traf.

Kopfspiele - Erstes BandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt