45: Hals über Kopf

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Das erste Licht des Morgens strömte sanft durch die Vorhänge und tauchte das Zimmer in einen warmen, goldenen Schein. Ich lag wach in Flo's Armen, spürte die Wärme seines Körpers und den festen Griff um mich, als wollte er mich an diesem Morgen niemals loslassen. Sein Atem ging ruhig und gleichmäßig, und die vertraute Stille zwischen uns war erfüllt von den unausgesprochenen Worten, die so lange zwischen uns gestanden hatten. Ich beobachtete die sanften Linien seines Gesichts, die im Morgenlicht beinahe weich und verletzlich wirkten, und ich wusste, dass dieser Moment anders war. Alles, was wir beide lange zurückgehalten hatten, war nun da, greifbar und unverkennbar.

Langsam öffnete er die Augen, und als er mich ansah, lag ein Ausdruck darin, der mich tief berührte – warm und verletzlich, als ob er sich mir zum ersten Mal wirklich zeigte. Ein leises Lächeln spielte um seine Lippen, und er strich sanft über mein Gesicht. Die Stille zwischen uns war voll von dem, was wir uns all die Zeit nicht gesagt hatten, und schließlich brach er das Schweigen, seine Stimme kaum mehr als ein raues, sanftes Flüstern.

„Amber... damals, als du mich gefragt hast, was wir sind... und ich nur ‚Freunde' gesagt habe..." Seine Stimme stockte, und ich konnte das leichte Zittern in seinem Atem spüren. „Das war damals schon eine Lüge."

Seine Worte überraschten mich tief, und ich sah ihn unverwandt an, während er weitersprach, seine Augen voller Angst und Mut zugleich. Ich erinnerte mich an jenen Moment, wie schwer es mir damals gefallen war, seine Antwort einfach hinzunehmen, weil ich tief in mir gespürt hatte, dass es für uns beide mehr bedeutete. Ich hatte mich gefragt, warum er es so fest beiseite schieben wollte.

„Schon damals..." Flo's Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Ich wusste damals schon, dass es für mich mehr war, aber ich hatte solche Angst. Ich wollte dich nicht verlieren. Ich dachte, wenn ich... mehr zulasse, dann..." Er hielt inne, sein Blick voller Zögern und verletzlicher Offenheit. „Ich dachte immer, dass ich nicht genug bin, dass ich dir nicht das geben kann, was du wirklich verdienst."

Sein Geständnis traf mich tief, und ich konnte fühlen, wie mein Herz vor Mitleid und Zuneigung schneller schlug. Wie lange hatte er diese Unsicherheit in sich getragen, sich selbst diese Lüge eingeredet, um mich nicht zu verlieren? Ich legte meine Hand sanft auf seine Wange und spürte den leichten Druck seiner Hand auf meiner. „Flo..." Meine Stimme war kaum mehr als ein sanftes Flüstern. „Flo ich hab dir doch schon gesagt, für mich bist du genug, das warst du schon immer."

Er nickte, schloss kurz die Augen und ließ sie wieder auf mir ruhen, sein Blick voller Anspannung und Zärtlichkeit. „Ich hab immer versucht, es zu unterdrücken, das, was ich wirklich für dich fühle, weil ich dachte, es wäre sicherer. Dass es besser ist, wenn ich dich als ‚Freundin' habe, statt das Risiko einzugehen, dass ich es nicht wert bin."

Die Verzweiflung und Ehrlichkeit in seinem Blick schnürten mir die Kehle zu. Meine Finger glitten über seine Wange, und ich drückte seine Hand sanft, ein leises Versprechen, dass ich ihn jetzt nicht mehr loslassen würde. „Flo... du bist viel mehr, als du selbst siehst. Für mich warst du immer mehr als ein Freund. Du bist der, bei dem ich mich sicher fühle, der Mensch, bei dem ich zuhause bin. Du bist der, der mich versteht und zum Lachen bringt. Du bist immer der gewesen, den ich wollte."

Seine Augen glänzten leicht, und er sah mich mit einer Ehrlichkeit an, die mich tief berührte. „Ich hab mich die ganze Zeit selbst belogen, weil ich dich nicht verlieren wollte. Vielleicht habe ich so lange gebraucht, weil ich einfach nie jemanden so nah an mich herangelassen habe wie dich. Weil es... beängstigend war."

Meine Hand fand seinen Rücken, meine Finger strichen beruhigend über seine Haut. „Aber jetzt bist du hier, und das ist alles, was zählt."

Wir lagen so beieinander, unsere Arme umschlungen, in dieser stillen Nähe, die alle Zweifel und Unsicherheiten überstieg. Die Vergangenheit verblasste, und ich spürte nur noch das Hier und Jetzt, die Wärme seiner Umarmung und das Wissen, dass wir endlich die Wahrheit miteinander teilten.

Kopfspiele - Erstes BandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt