5: Neon Nights

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Der Geruch von Tomatensauce und Basilikum erfüllte die kleine Küche, in der ich stand. Ich liebte es, zu kochen – normalerweise war es meine Art, den Kopf freizubekommen, mich auf etwas Gutes zu konzentrieren. Aber heute spürte ich die Anspannung wie einen Knoten in meinem Bauch. Fynn bewegte sich durch den Raum, ein charmantes Lächeln auf den Lippen, als er einen Witz über unser „romantisches Dinner" machte. Seine Worte waren warm und umhüllten mich wie ein sanfter Mantel. Doch unter der Oberfläche, die nur ich kannte, lauerte etwas Kaltes, Unnachgiebiges. Der Widerspruch zwischen seinem Charme und dem, was ich wusste, was kommen konnte, ließ mein Herz schneller schlagen.

„Pass auf, wie du schneidest, Amber," sagte er plötzlich, seine Stimme etwas fester, als ich es erwartet hatte. Mein Blick wanderte zu seinen Augen, die jetzt einen Hauch zu scharf waren, und ich zwang mich zu einem Lächeln.

„Mach ich," antwortete ich leise, meine Hände etwas fester um das Messer gelegt. Ich war vorsichtig, immer darauf bedacht, dass nichts seine Laune trübte. Doch die Anspannung war da, in jedem Muskel meines Körpers spürbar.

Ein Teller, der auf der Kante der Anrichte balancierte, geriet ins Wanken und fiel mit einem dumpfen Schlag auf den Boden, zerschellte in Dutzende von Porzellanscherben. Der Klang hallte in meinen Ohren nach, und für einen Moment hielt ich den Atem an. Das Lächeln auf Fynns Gesicht verschwand, seine Augen verdunkelten sich wie eine Gewitterwolke.

„Bist du eigentlich völlig unfähig?" schnaubte er und machte einen Schritt auf mich zu. Seine Stimme, die eben noch warm und schmeichelnd gewesen war, verwandelte sich in eine kalte, schneidende Klinge. Ich konnte seinen Atem auf meiner Haut spüren, als er sich über mich beugte. „Kannst du nicht mal die einfachsten Dinge richtig machen, Amber?"

„Es tut mir leid," flüsterte ich, die Worte kamen automatisch, ohne dass ich darüber nachdachte. Mein Herz raste, und die Luft schien dicker zu werden, als er meine Hand packte, viel zu fest. Die Stelle, an der seine Finger sich in meine Haut bohrten, brannte.

„Immer dasselbe mit dir," sagte er und lachte leise, ein hässlicher Laut, der nichts mit Freude zu tun hatte. „Du bist eine Last. Ohne mich würdest du überhaupt nichts auf die Reihe kriegen."

Seine Worte waren wie Stiche, die sich tief in meine Brust bohrten, und obwohl ich sie nicht glauben wollte, schienen sie in diesem Moment die einzige Wahrheit zu sein. Ich war wie gelähmt, gefangen zwischen seiner Nähe und der Angst, die mich lähmte. „Ich werde es besser machen," sagte ich, meine Stimme kaum hörbar.

Ein kurzer Moment der Stille, bevor er losließ und sich von mir abwandte, als wäre nichts gewesen. Das Lächeln kehrte zurück, als hätte sich eine Wolke verzogen und wieder die Sonne freigegeben. „Gutes Mädchen," sagte er und begann, die Sauce umzurühren, als hätte er mich nicht gerade erniedrigt.

Ich stand da, den Atem flach, und spürte, wie Tränen hinter meinen Augen brannten, aber ich blinzelte sie weg. Nicht jetzt. Nicht vor ihm. Ich sammelte die Scherben vom Boden auf, meine Hände zitterten dabei leicht. Es war nur ein Unfall, sagte ich mir immer wieder. Doch in meinem Kopf kreisten seine Worte, und die Wahrheit, die ich tief in mir wusste, wollte ich nicht akzeptieren: Bei ihm war ich niemals stark, niemals selbstbewusst. Bei ihm war ich nichts. Und das Schlimmste war, dass ich mich entschuldigte, immer und immer wieder, obwohl ich wusste, dass ich es nicht sollte.

„Amber?" Jamals Stimme riss mich abrupt aus meinem Gedankengewirr. Ich zuckte leicht zusammen und sah ihn an, blinzelte, um den Rest der Erinnerung zu vertreiben. Er stand vor mir, Schweißperlen auf der Stirn, das Haar leicht zerzaust und ein Lächeln auf den Lippen, das mir einen Moment lang fast den Atem raubte. Seine Augen waren warm und freundlich, und ich wusste, dass er sich wirklich für mich interessierte, auch wenn er es nie mit großen Gesten zeigte.

Kopfspiele - Erstes BandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt