50: Ende eines Traums

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Ich saß im Konferenzraum, während mein Vater vor uns stand und sprach, seine Stimme brüchig, seine Augen gerötet. Es war schwer, ihn so zu sehen – einen Mann, der normalerweise so stark und selbstbewusst war, jetzt sichtlich von den Ereignissen erschüttert. Ich hatte ihn noch nie so emotional erlebt, so verletzlich. Seine Worte hallten in mir nach, und ich merkte, wie meine eigene Trauer und Enttäuschung noch schwerer auf mir lasteten.

„Ich möchte Danke sagen, an die Fans im Land", begann er mit stockender Stimme, und mir wurde bewusst, wie viel dieser kurze Satz bedeutete. Er sprach für uns alle, für jeden einzelnen Spieler, der in den letzten Wochen alles gegeben hatte, für jeden Trainer, Betreuer und Mitarbeiter, der Tag und Nacht gearbeitet hatte, um diesen Traum am Leben zu halten. Die Fans waren immer da gewesen, hatten uns unterstützt und uns in schwierigen Momenten Kraft gegeben – und jetzt fühlte es sich an, als hätten wir sie enttäuscht.

Julian sprach weiter, mit einem Ausdruck in den Augen, der uns allen das Herz brach. „Wir hätten den Fans gerne mehr gegeben", sagte er, und ich spürte, wie meine Kehle sich zuschnürte. Er wollte ihnen den Titel schenken, wollte ihnen das Gefühl von Stolz und Triumph geben. Doch dieser Traum war geplatzt, und das Wissen darüber schnitt tief.

Er sprach von Zusammenhalt und davon, wie wichtig es sei, diese Gemeinschaft auch über den Fußball hinaus zu tragen. „Wenn ich dem Nachbarn helfe, die Hecke zu schneiden, ist er schneller fertig," sagte er, und die Einfachheit dieser Worte traf mich wie ein Schlag. Ich verstand, was er meinte – dass es im Leben darum geht, für andere da zu sein, ihnen zu helfen und als Gemeinschaft stark zu sein. Der Fußball hatte uns für eine kurze Zeit verbunden, hatte uns alle zusammengebracht, und jetzt lag es an uns, dieses Gefühl weiterzutragen.

Ich sah mich um und bemerkte die Trauer in den Gesichtern der anderen. Flo saß neben mir, seine Hände zitterten leicht, und in seinen Augen stand dieselbe Mischung aus Schmerz und Wut, die ich selbst empfand. Es fühlte sich so ungerecht an, so unverdient. Wir hatten alles gegeben, hatten gekämpft, bis wir nicht mehr konnten, und dennoch reichte es nicht. Ich sah, wie sich Sandro auf die Lippe biss, seine Hände fest um die Stuhllehnen gekrallt, während Julian weiterredete.

Dann, mitten in seiner Rede, brach es aus Julian heraus. „Scheiße", murmelte er, während Tränen über sein Gesicht liefen. Er wischte sie weg, versuchte, sich zu sammeln, aber die Trauer und Enttäuschung waren zu groß. Dieser Moment, diese ungewollte Offenbarung seiner Gefühle, ließ mir die Tränen in die Augen steigen. Es war wie ein stilles Echo meiner eigenen Emotionen, die ich die ganze Zeit über unterdrückt hatte.

Ich nahm Flos Hand und drückte sie, suchte Halt in seiner Berührung, während Julians Worte in mir widerhallten. Es war nicht nur ein verlorenes Spiel, es war das Ende eines Traums, der uns alle so viel bedeutet hatte. Ich spürte den Schmerz der Mannschaft, der Trainer, der Fans – und auch meinen eigenen. Es war, als wäre eine Tür zugefallen, und hinter dieser Tür lag all das, was wir uns erhofft hatten, was nun für immer unerreichbar war.

Als die Pressekonferenz endete, blieben wir noch eine Weile sitzen, niemand wollte den Raum verlassen. Die Stille war erdrückend, und doch wollte ich diesen Moment festhalten, die letzten Augenblicke eines Kapitels, das so viel mehr war als nur ein Turnier. Ich spürte die Wärme von Flos Hand in meiner, und in diesem Moment wusste ich, dass wir all das gemeinsam überstehen würden. Doch der Schmerz und die Leere würden noch lange bleiben, eine Narbe, die uns alle für immer begleiten würde.

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Die Stille im Saal war greifbar, schwer und erfüllt von der unausgesprochenen Trauer, die in jedem Einzelnen von uns brannte. Wir saßen alle zusammen, das letzte Mal in diesem vertrauten Raum in Herzogenaurach. Jeder Platz war besetzt, doch niemand sprach ein Wort. Nur das leise Atmen und das gelegentliche, halb unterdrückte Schluchzen brachen die Stille. Es war, als läge eine unsichtbare Last auf uns, eine, die keiner wirklich in Worte fassen konnte – die Last des Abschieds.

Kopfspiele - Erstes BandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt