Am Morgen wurden wir von Kikis Handywecker geweckt. Er schrillte so laut, dass ich mir meine Hände automatisch auf die Ohren legen musste, um das Geräusch nur noch entfernt wahrzunehmen. Kiki tastete nach einem Knopf und das Handy verstummte.
"Sorry", murmelte sie entschuldigend und setzte sich auf. Cat wälzte sich in ihrem Bett unruhig herum und tat so, als hätte sie das nervige, auffällige Klingeln gar nicht gehört und Alice blieb einfach liegen. Bestimmt war sie genervt, nicht nur von Kiki und ihrem Wecker.
Coral bemühte sich die Augen offen zu halten und gähnte herzhaft. Ich konnte nicht anders, als es ihr gleich zu tun. Kiki rieb sich die Augen und Cat schickte einen langen Seufzer in ihr Kopfkissen.
Ich beschloss, ein Vorbild zu sein und stand benommen auf. Als ich an Cats Bett vorbeikam, versuchte ich, ihr die Bettdecke wegzuziehen, doch sie hatte meine Schritte schon bemerkt und krallte sich wie verrückt daran fest.
"Bitte nicht!", murmelte sie und drehte sich nach rechts, sodass sie mit dem Rücken zu mir lag. "Nur... noch eine Minute", schob sie hinterher, was mir ein Schmunzeln entlockte. So würde es bestimmt noch eine Ewigkeit dauern, doch ich ließ sie vorerst in Ruhe und schlüpfte derweil in eine bequeme Dreiviertelhose. Dazu suchte ich noch ein blaues T-Shirt raus und begab mich mit Kiki schon mal ins Bad. Alice ließen wir noch schlafen, da wir genauso gut eine Wand anbrüllen könnten.
Cat stand auf, ohne dass ich sie nocheinmal auf die Uhrzeit hinweisen musste und schließlich gingen wir, immer noch müde, hinunter zum Speisesaal und setzten uns an den Tisch von gestern Abend, den wir jetzt als unseren Stammtisch bezeichneten.
Ein Blick durch den Saal und mir fiel auf, dass das andere Mädchenzimmer unseres Jahrgangs auch noch nicht da war, wie Alice. Die Beautys brauchten wohl ihren Schönheitsschlaf.
Zum Frühstück gab es ein beeindruckendes Buffet mit Brötchen, Obst, Sirup, Honig, Marmelade, Nutella, Saft, Tee und noch ganz anderen Sachen. Aus dem Augenwinkel bekam ich mit, wie Cats Augen zu Strahlen begannen und unverwandt zu den Müslischalen wanderten.
Viele Schüler standen schon an den vier Waffeleisen an oder häuften Brötchen auf ihre Teller. Gebratener Schinken, Würstchen und Rührei standen in einem Behälter ganz rechts, der die ungesunde Ecke am Buffet bildete. Auch dort hatte sich eine lange Schlange gebildet.
Ich machte mich mit den anderen auf zum Buffet und holte mir einen Saft und eine Schüssel Vollkornmüsli mit Milch. Dazu noch einen kleinen Tomatensalat. Cat hingegen nahm sich gleich eine volle Schüssel Cornflakes von der Sorte Count Chocula mit Marshmallows an den Platz.
"Isch liebe diesche Dinger. Ohne schie überlebe isch den Tag nischt und die lasschen misch besscher nachdenken", mampfte sie zwischen zwei Löffeln hindurch. Ich betrachtete ihre Essgewohnheiten etwas irritiert, musste dann aber lächeln.
Oben auf unserem Zimmer packte ich meine Schultasche mit einer Trinkflasche, gefüllt mit stillem Wasser, die ich mir unten voll gefüllt hatte, den Lateinheften, meinem Handy, dem Zimmerschlüssel, den jede von uns bekommen hatte und meiner Federtasche. Vorne stopfte ich noch meine Sportsachen hinein.
Dann gingen wir vier gemeinsam zu unserer ersten Stunde Wassertraining um das Schulhaus herum, wobei wir sowohl am Gewächshaus, als auch an den Beeten der Erdbändiger vorbei liefen. Dort erklärte der hochgewachsene Mann gerade etwas über die Samen, die er den Schülern der Reihe nach herumgab. Gleichzeitig kam mir in den Sinn, dass ich mit meinem Element noch ziemlich Glück gehabt hatte, denn mit Pflanzen kannte ich mich nun wirklich nicht aus und einen grünen Daumen hatte ich erst recht nicht. Und Coral, die ebenso skeptisch zu den Beeten blickte, schien es ähnlich zu gehen.
In der Ferne erblickte ich nun das Wasserbecken und musste unwillkürlich schlucken, als in mir die Erinnerungen hochkamen, doch ich schob sie tapfer bei Seite.
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School of Elements
Fantasi~ Zwei Bände in einem Buch ~ ◆ School of Elements I - Ruf der Elemente ◆ School of Elements II - Nacht der Elemente ◆ School of Elements III - ? Manchmal stelle ich mir vor, wie es wäre, jemand anderes zu sein. Ein komplett anderes Leben zu leben, a...