Kapitel 1

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Wie gestern schlug ich genervt meinen Wecker aus. Doch heute hätte mich am besten keiner geweckt. Nicht gerade gelassen riss ich die Bettdecke von mir, öffnete das Fenster und schmiss meinen Traumzerstörer weit in unseren Garten.

'Da kannst du jetzt verrotten...'

Schwer seufzend trottete ich zum Kleiderschrank und nahm mir, diesmal bedacht, meine Sachen raus. Heute zog ich mir eine graue, enganliegende Jeans und einen weiten, korallfarbenen Pulli an. Für April war es zwar schon erstaunlich warm, doch dieser beknackte Wind zerstörte einfach das Ganze. Die gleiche Prozedur im Bad und schon befand ich mich wieder in der Küche, diesmal leider ohne den wundervollen süßlichen Geruch. Der Tisch war wieder gedeckt, doch anstatt das meine Mutter dort saß, lag nun ein Zettel auf dem Tisch.

"Hey Layla, ich bin heute früher zur Arbeit gefahren und hab den Tisch schon mal für dich gedeckt. Ich hoffe das du auch ohne deine Pfannkuchen in den Tag starten kannst, mach dir einfach mal was Gesundes! Ich hab dir die perfekte Grundlage dafür gegeben.

Küsschen, Mama"

Ich schaute wieder auf und bemerkte erst jetzt das sich Salat, Gurken, Tomaten, Brötchen, Käse und anderes gesunde Zeug auf dem Tisch befand.

'Ach Mum, du wirst nie verstehen was das besondere an Pfannkuchen ist.'

Ich deckte den Tisch ab, ließ ein Brötchen auf dem Teller und lief zum Küchenschrank, wo ich mir das Nutella nahm. In Gedanken versunken aß ich also alleine in der Küche. Mum musste wohl Zeit für sich haben... verständlich für das was passiert war. Seit gestern war auch die restliche Woche für mich gelaufen, doch ich versuchte so gut wie möglich es mit einem falschen Lächeln zu überspielen.

Auf dem Weg zur Schule, musste ich mal wieder den überfüllten Bus nehmen. Wie ich es hasste... Erst muss man sich reinquetschen, dann wird man nach hinten gedrückt und letzten Endes muss man sich wieder rauskämpfen, wobei man 'ne gefühlte tausendmal auf Füße tritt.

'Die nächste Haltestelle... alles klar, das schaffst du Layla! Einfach laut Entschuldigung rufen!'

Irgendwie konnte ich es zustande bringen, den "Stopp" - Knopf zu drücken und signalisierte den Personen vor mir schon mal das ich raus wollte. Einige versuchten Platz zu machen, doch der Bus war wieder so voll das man stehen konnte, ohne sich festzuhalten.

'Okay, auf geht's!'

"Entschuldigung, könnten sie mich bitte durchlassen!" Ein paar stiegen schon aus.

'Yesss es wird wenigstens etwas leerer.'

Doch noch immer kam ich nicht wirklich voran, irgendwelche überschminkten Tussen versperrten mir den Weg.
"Hey, ich möcht' ja nur ungern euer Geheule unterbrechen, wie euer Freund euch wegen ner Besseren abserviert hat, aber ich muss verdammt noch mal durch!" Ich hatte nicht die Nerven auch noch am Ende mitfühlend zu wirken, dafür kassierte ich wunderbar schockierte Gesichter. Ich drängte mich zwischen einer Lücke, doch bevor ich noch rechtzeitig aussteigen konnte, schlossen sich die Türen und der Busfahrer fuhr weiter. "Scheiße!"

'Jetzt heißt es gleich rennen...'

Hinter mir hörte ich dummes Gekicher. "Geschieht ihr recht, Schlampe." Lächelnd drehe ich mich zu ihnen um. "Danke, eure Mütter waren halt die besten Lehrer." Augenblicklich herrschte Stille im Bus.

'Ach wie ich sie liebe.'

Ich konnte nichts dafür das ich so reagiert hatte! An einem schlechten Tag, durften die mich doch nicht derart reizen! Da ich diesmal an der Tür stand, konnte ich problemlos aussteigen und sprintete los. Die Schule beginnt in 3 Minuten und sie war 10 Minuten von hier entfernt... das ist doch ein Klacks! Ha... haha... vielleicht sollte ich anfangen Sport zu machen. Ich versuchte die Seitenstiche zu ignorieren und regelmäßig zu atmen. Etwa 3 Minuten zu spät kam ich am Schultor an. Während ich die Treppen hoch lief, wurde ich langsamer und versuchte mein schnelles Atmen zu regulieren. Niemand wollte ein keuchendes Etwas im Unterricht sitzen haben.

'Warum muss meine Klasse auch im 2.Stock sein?!'

Vor der Tür, nahm ich noch ein paar Atemzüge und trat schließlich ein. 1.Stunde, Mathe beim Lehrer Herrn Schleucher... ich könnt auch gleich aus dem Fenster springen. "Sorry, der Bus war überfüllt und ich konnte nicht aussteigen." Ging ich ohne den Lehrer in die Augen zu schauen auf den hintersten Platz zu, bis mir etwas auffiel.

'Hm? Das Gesicht kenne ich nicht.'

Genau an dem Tisch und auf meinem Stuhl, saß ein Junge dem ich noch nie zuvor begegnetet war. Davor stehen geblieben starrte ich ihn an... er sah echt heiß aus... "Kann ich dir helfen, süße?" Mit hochgezogenen Augenbrauen und einem schiefen Lächeln, sah er mich an.

'Ach... so einer, alles klar.'

Ich blickte gelangweilt in seine braunen Augen. "Hör mal, da sitze ich. Kannst du bitte runtergehen." Er grinste mich weiter blöd an. "Ich bin mir nicht sicher ob du das falsch siehst, aber eigentlich sitze ich hier gerade." Ok, ein Möchtegern-Badboy... Gosh wie ich sie hasste. Warum konnte es keine heißen, vernünftigen Jungs geben?
"Es ist mir scheiß egal ob du neu bist oder nicht aber ich habe dort immer gesessen, also kannst du bitte einen Platz weiterrücken oder warte... springe am besten gleich aus dem Fenster."

Ich wollte doch nur einen... ruhigen... Tag.

"Ganz ruhig Prinzessin, ich geh ja schon."

"Nenn' mich noch ein mal Prin-"
Doch bevor ich überhaupt weiter spreche konnte, gut, sprechen konnte man es nicht mehr nennen, unterbrach uns die penetrante Stimme von Herrn Schleucher. "Seid ihr jetzt endlich fertig mit dem Kindergarten?!" Verteidigend hob der Junge vor mir seine Hände, stand auf und wartete bis ich mich setze. Dann nahm er sich die Freiheit genau das Gleiche neben mir zu tun. Nicht auf irgendwelche anderen MILLIONEN Stühle hier im Raum, nein, er nahm den neben MIR.

'Noch so eine Nervensäge.'

Augenrollend nahm ich meine Sachen aus dem Rucksack und versuchte schon mal meine Entschuldigung für gestern so gut wie möglich zu fälschen. Mum musste ja nicht wissen das ich manchmal schwänze, so lange ich gute Noten nach Hause bringe. Ich erwartete eigentlich im Unterricht immer das mich ausnahmsweise keine nervigen Menschen ansprechen, außer die Lehrer natürlich. Aber von der Seite, direkt neben meinem Ohr etwas zugeflüstert zu bekommen, hatte ich nicht mit gerechnet und bekam schlagartig eine Gänsehaut. "Freut mich dich kennenzulernen, Prinzessin."
Natürlich konnte dieser Möchtegern-Badboy es nicht lassen "Prinzessin" extra zu betonen... Arschloch. Doch ich gönnte ihm keine Aufmerksamkeit und ignorierte ihn erfolgreich, bis er leise lachend sein Blick wieder nach vorne richtete.

Wie werde ich es nur aushalten die nächsten 2 Jahre neben diesen Vollidioten zu sitzen?!

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Moin moin! Das erste Kapitel dundunduuuun! Wie findet ihrs? :D

smile~

It's complicated | #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt