Kapitel 7

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Das Haus war kein Haus mehr. Es war eine Villa. Ernsthaft, ich wusste nicht mal, dass sowas riesiges hier im heruntergekommenen Viertel von Hamburg existierte! Die Musik hörte man schon von weitem und man sah immer mehr Leute eintreten. Moment, sehe ich da einen Türsteher? Ich hoffte Kori hatte einen Plan... unsicher lief ich ihr zum Hulk hinterher und beobachtete, wie sie vergebens versuchte ihn zu überreden. Die Tür war offen und gerade als sie aufgeben wollte, sah ich eine allzu bekannte Statur neben Michael, der bereits da zu sein scheint. "Lass sie rein, jeder darf 2 Kumpels mitbringen. In diesem Fall sind es Mitsch's Freunde."

"Herr Hulk" nickte daraufhin stumm und ließ uns passieren. Ich sah in die braunen Augen von Evin, die sich durch sein Lachen verengten. "Sag mir bitte das dieses "Haus" NICHT dir gehört, denn sonst hast du wirklich alle Kriterien eines Players erfüllt." Er kam mir wieder näher. Seine strahlenden Zähne blitzen auf und ich musste mich wie schon oft zusammenreißen, nicht auf sein Mund zu starren. "Ich habe eh schon alle Kriterien erfüllt, was macht da ein Haus mehr oder weniger." Ich blickte um mich herum. Wir standen noch immer im Flur und natürlich war weit und breit keine Korinna zu sehen... war ja klar... Bitch.
Was? Ich durfte sie so nennen, immerhin kannten wir uns schon 10 Jahre und sie hat ihr Versprechen eiskalt gebrochen. Ich wandte mich wieder Evin zu und schaute in seine braunen Augen, die mich immer wieder aufs neue in seinen Bann zogen. "Falsch, als Player bekommst du jede Frau, die du haben möchtest. Mich wirst du aber nicht um deinen Finger wickeln, denn hätte ich gewusst, dass du der Gastgeber bist, wär ich nicht gekommen." Er lächelte. Gosh, konnte er bitte damit aufhören? Auch wenn er ein Arsch war, sah er einfach mit seinen hohen Wangenknochen, diesen wohlgeformten Lippen und seinem verwuschelten Undercut verdammt heiß aus. Zudem stützte sich Evin mit beiden Händen an der Wand ab, sodass ich keinen Ausweg hatte. Stur schaute ich ihn weiter an, während er sich immer weiter zu mir hinunter beugt und auf meine Lippen starrt.

'Wow wow was? Er will mich doch nicht ernsthaft küssen?!'

Krampfhaft schließe ich meine Augen und spürte mit einem mal einen kalten Luftzug. Zuerst wanderten meine Augen zu meinen Händen, die nun leer waren. Meine Dose voller Cupcakes befand sich in den Armen von diesem möchtegern Badboy, der mich nun mit hochgezogenen Brauen spöttisch angrinst. "Danke." Und mit diesen Worten verschwand er einfach in die Menge, ohne meine Rufe zu beachten. Ich war zu langsam und sein Haus zu groß und überfüllt, als das ich ihn noch hätte einfangen können.

'Verdammt! Toll gemacht Layla. Du hast ihm gezeigt, wie gut du ihm widerstehen kannst... nicht!'

Enttäuscht von mir selber, trottete ich durch dieses riesige Labyrinth. Ich übertrieb zwar gerne, wie ihr sicher schon bemerkt habt, aber so kam es mir halt vor! Ich hatte sowieso den Orientierungssinn eines... nein, alles und jedes Geschöpf hatte eine bessere Orientierung als ich. Da gab es einfach kein Vergleich. Irgendwann kam ich in ein Zimmer, wo die Musik noch lauter dröhnte als zuvor. Den zusammengepressten Leuten zufolge, war hier wahrscheinlich die Tanzfläche. Es war heiß und noch stickiger als in den anderen Räumen, also zog ich schnell weiter. Das nächste war etwas leerer und durch die geöffnete Terrassentür etwas frischer. Hier drinnen befand sich eine Bar und draußen erstreckte sich vor mir ein Pool.

'Was hat dieser Junge, oder eher seine Eltern, eigentlich nicht?'

Ich setzte mich an die Theke und lächelte den Barkeeper müde an. "Ein Cocktail, aber bitte ohne Alkohol." Er grinste mich schief an, was im Gegensatz zu Evin viel dreckiger aussah. Und jetzt vergleiche ich sogar schon Andere mit ihm... am besten besorge ich mir einen Psychologen. "Kommt sofort, Süße."

'Würg.'

Ich beobachtete jede seiner Bewegungen und achtete darauf was er alles in mein Getränk kippte. Ich konnte Leuten, was das anging, einfach nicht vertrauen. Vor allem, wenn es um solche widerlich grinsenden Männer ging, die eigentlich nur ein paar Jährchen älter waren. Er schob mir ein Glas hin und zwinkerte mir zu. "Ein Cocktail "Heaven" für mein Engel."

'Meine Fresse... jetzt nennt der mich auch noch SEIN Engel?!'

"Ich bin weder dein, noch irgendein Engel, also mach dein Job. Zu was anderem bist du anscheinend nicht fähig." Davon ließ er sich wohl nicht irritieren, denn er behielt die gleiche Miene. "Also eher die Freche? Steh ich drauf."

'Ich bin umgeben von notgeilen "Männern".'

"Alter, wenn du so weiter machst, kommt mein Freund und dann stehst du gar nicht mehr."

"Achja? Wo ist er denn?" Ach scheiße. Warum konnte er sich damit nicht zufrieden geben?? Am besten ging ich einfach... aber mein Cocktail... "Hast du mich gerufen, Schatz?" Mit einem Mal spürte ich eine warme Hand auf meinem Rücken. Links von mir setzte sich ein junger Mann mit dunkelblondem Haar. Mein Retter lächelte mich sanft an und ließ seine Hand um meine Taille. Um diesen Widerling von Barkeeper loszuwerden, musste ich wohl mitspielen. Ich legte mein Kopf auf seine Schulter. "Wo hast du gesteckt?" Blondie drehte sich um und zeigte auf einen Typen, der irgendwohin getragen wird. Er scheint bewusstlos zu sein. "Musste mich um den Typen kümmern, der dich angebaggert hat."

'Perfekt.'

Strahlend drehte ich mich wieder um und schaute Grinsekatze an. Ein ernstes Gesicht stand ihm viel besser. Er wandte sich von mir ab und ging zu den anderen am Tresen.

'Wird ja auch mal Zeit.'

Der Raum war abgedunkelt, weshalb ich Blondies Gesicht nicht so gut sehen konnte. Da der Barkeeper nicht mehr Augen für mich hatte, nahm er seine Hand weg.

'Hm? Die Wärme war eigentlich angenehm...'

"Danke." Sagte ich leise und erwiderte sein Lächeln. "Kein Problem, Männer sollten wissen wann eine Frau genug hat. Sonst wirken sie einfach nur bemitleidenswert."

'Er wird mir ja immer sympathischer.'

Noch einmal machten sich meine Augen auf die Suche nach dem bewusstlosen Typen. Es sah nicht wirklich danach aus, als wär er geschlagen worden. "Hast du ihn wirklich zusammengeschlagen?"
Er lachte rau auf... ob er rauchte?
"Nee das ist mein Kumpel, er hat sich nur mal wieder die Kante gegeben. Dabei hab' ich ihn noch gesagt, dass er sich nicht betrinken soll."

"Willkommen im Club." Blondie schien ganz nett zu sein. Mit ihm könnte die Party vielleicht sogar noch Spaß machen. Ich lehnte mich etwas zu ihm. "Wollen wir rausgehen? Mir ist das hier zu stickig." Gesagt, getan. Draußen war es zwar auch voll und laut, aber die kühle Luft war um einiges angenehmer. Wir setzten uns in die Nähe des Pools, der von allen Seiten türkis beleuchtet wurde. Erst jetzt, wo es heller war, konnte ich ihn mir richtig anschauen. Sein 3 Tage Bart ließ ihn wie 25 aussehen und ich fragte mich wie alt er wirklich war. Ich war mir auch nicht sicher ob seine Augen blau oder grün waren, das Licht verfälschte die Farben.

'Moment, seine Augen... ich kann ihn direkt in die Augen schauen... Fuck, ich starre ihn ja voll an!'

Ich spürte wie die Hitze in mein Kopf stieg und schlug meine Hand an die Stirn. Er hat mich auch noch genau beobachtet, wie ich ihn angestarrt habe. Erneut erklang in meinen Ohren sein raues Lachen und er zog seine Brauen hoch. Mit der einen Hand hielt er sein Kinn. "Sehe ich etwa so gut aus?"

'Oh nein, bitte nicht noch so einer.'

"Nein, dir hängt ein Popel aus der Nase, weißt du."

"Dann muss er aber sehr gut aussehen, so wie du gesabbert hast." Angeekelt fing ich mit ihm an zu lachen. Ich wusste jetzt schon, dass Blondie anders war. Zwar war ich mir nicht sicher, was das Besondere an ihm war aber ich dachte, dass wir noch gute Freunde werden würden.






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Na was da mit den Beiden noch passiert... :D was meint ihr, was geschieht im nächsten Kapitel?

Bald sind die Ferien vorbei... ich glaube ich gehe mich vergraben... und schreibe dann gemütlich weiter ^-^

Smile~

It's complicated | #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt