Kapitel 33

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Die Vögel zwitscherten, die Blätter raschelten und die Sonne schien warm auf mein Gesicht. Der perfekte Tag für ein Spaziergang. Allein. Und nicht mit einem möchtegern Badboy an der Seite aber... man konnte ja nicht alles im Leben haben, nech? 5 Minuten schwiegen wir uns jetzt schon an, als wir durch den Wald liefen. Und mittlerweile konnte ich mir denken, dass er Christian, unseren Klassenkameraden, die Nummer 5 abgenommen hatte. Aber zu der Vorstellung, warum er das getan hat, kam ich noch nicht. Und ich war mir nicht sicher, ob ich's überhaupt herausfinden wollte. Leider musste ja mal einer diese unerträgliche Stille unterbrechen. "Alsooo... da wir reden müssen, um uns kennenzulernen, sollten wir so langsam damit anfangen." Fuck war das seltsam. Mein Herz sprang so verrückt, als wüsste es nicht, dass es von diesem Jungen niedergetrampelt wurde. Ich sollte einfach weiterreden. "Warum hast du eigentlich zu unserer Schule gewechselt?" Das fragte ich mich schon seit er da war. Evin nahm daraufhin einen tiefen Atemzug. "Spielt das gerade eine Rolle?" Aha, gleichgültig und mysteriös spielen hm? Nope, zog bei mir nicht. "Naja, kann ja sein, dass du von der Schule geflogen bist, weil du ja so ein Badboy bist oder das deine steinreichen Eltern, die keine Zeit für dich haben, wegen ihrem Job umziehen mussten. Also ja ich denke, das spielt eine Rolle."

"Ich muss dich enttäuschen, keines von beidem stimmt. Meine alte Schule musste aufgrund mangelnder Schüler geschlossen werden."

"Oh... ok." Und schon wieder peinliche Stille. Wir schauten uns nicht mal an. Was sollte ich denn noch fragen? Ich hatte keine Ahnung! Sachen wie: "Macht es dir Spaß Mädchenherzen zu brechen?" Oder "Sagst du zu jeder Dahergelaufenen, dass sie dir gehöre?" Nichts würde dazu beitragen ihn "kennenzulernen". Zumal ich mir nur selbst geschadet hätte... Sekunden vergingen wie Minuten und Minuten wie Stunden. Ich wusste mittlerweile gar nicht mehr, wie lange wir schon liefen. Wahrscheinlich erst eine viertel Stunde. Mit einem seufzen fing der Typ wieder neben mir an. "Und." Aus meinem Augenwinkel sah ich, wie er mich kurz von der Seite anschaute. "Was machst du so in deiner Freizeit?" Lächerlich. Diese Konversation war sowas von lächerlich... wir wussten beide genau, dass es zu nichts führte. "Nicht viel, ich schreibe an einer Geschichte, backe, zocke... manchmal gehe ich joggen." Pff, ich sollte mich nicht selber anlügen. Ich und Joggen waren wie 2 gleiche Ladungen, die sich abstoßten. Gut, nur ich stieß es ab. Aber selbst ich musste etwas für meine Figur tun, man konnte ja nicht von alleine eine Topmodel Figur bekommen. Obwohl ich es auch gar nicht wollte. Diesmal trafen sich unsere Blicke und seine Augenbrauen zog er in die Höhe. Evin schien über irgendwas überrascht zu sein. "Eine Geschichte? Selbst ausgedacht?"

"Ja und was machst du so?"

"Wie heißt sie?" Hallo? Er sollte meine Frage mal nicht ignorieren! "Mein Dickkopf, aber ist doch jetzt egal." Versuchte ich von diesem Thema wegzukommen... gosh, bitte nicht dieses Grinsen. Es war beinahe echt. Oder war es das sogar? Ich wusste es nicht mehr... dafür war mein Vertrauen zu sehr beschmutzt worden. "Hört sich wie eine Romanze an." Dieser Junge redete einfach unbeirrt weiter. Er nahm nur das wahr, was er hören wollte. Depp. "Nein, es scheint wie eine Romanze. Nachdem der Freund des Mädchens sie aber betrogen hat, wandelt es sich zu 'nem Psychothriller." Ich konnte genau so gut ein Lächeln fälschen, ja?! Nur war meins gerade absichtlich übertrieben. Schnaubend schüttelte Mr. Obercool seinen Kopf und blickte wieder Geradeaus. "Ich gehe 2 mal die Woche schwimmen, feier ab und zu mit meinen Freunden uuund-"

"Schleppst Mädchen ab." Moment. Bitte. Das hatte ich gerade doch nicht laut gesagt, oder? Bitte sagt, dass ich meine Gedanken nicht laut ausgesprochen hatte. Hat jemand eine Schaufel, damit ich mich hier zwischen den Bäumen vergraben konnte? "Tja da... hast du wohl recht." Jetzt war die Stille noch unangenehmer, denn Evin sagte nichts mehr. Und mit nichts mehr, meinte ich nichts mehr. Nach einer gefühlte Ewigkeit, gingen wir wieder schweigend zurück. Das war der schrecklichste Tag meines Lebens. An unseren Zimmern angekommen fing sein Kumpel ihn ab sodass ich mich, Gott sei Dank, nicht mehr peinlich von ihm verabschieden musste. Das wär's ja noch gewesen! Das Problem war jetzt nur, dass ich nicht wusste, wie ich die Zeit vergeuden sollte. Ich hätte Evin ja ein bisschen auf Facebook stalken können, um nicht blöd dazustehen, wenn ich ihn vorstellen musste aber... dann würde er ja wissen, dass ich ihn stalkte... Also fiel das schon mal weg! Wäre ja sowieso nicht bewertet worden, hehe. Ich wollte zwar nicht alleine im Wald spazieren gehen, aber ich konnte ja trotzdem die Sonne genießen oder? Der Balkon sah mit dem Liegestuhl viel zu verlockend aus. Ich schnappte mir also meine Sonnenbrille und ein Buch und tappste nach draußen. In einer Stunde gab es schon wieder Mittagessen. Ich hatte überhaupt keinen Appetit... ob ich auch einfach hier bleiben dürfte? Bestimmt nicht, oder? Wartet, meine Mum kochte ja! Yesss, ich hoffte sie zeigte ihre Skills. Hehe diese kleinen Mistkerle. Eine 5 Sterne Köchin, als Mutter haben sie nicht! Gosh, ich hatte wieder Stimmungsschwankungen, wie eine Schwangere.

'Vielleicht bin ich ja Maria 2.0'

Ich meine, Maria war auch noch eine Jungfrau und Boom! Sie war schwanger. Warum sollte Gott nicht das selbe mit mir vorhaben, hm? Ok ok, ich hielt ja schon meine Klappe. Nach etwa 30 Seiten, trottete ich schließlich nach unten und setzte mich zu Anastasia und Lauren. "Und, wen habt ihr als Partner?" Das laute Stöhnen von Lauren als sie ihren Kopf auf die Tischplatte legte, sagte eigentlich schon alles.

'Ich fühle mit dir, Schwester.'

"Frag nicht alter, Mike ist so eine Nervensäge..."

"Was laberst du, er ist voll süß!" Woah. Das ich das noch miterleben durfte. Die Beiden hatten tatsächlich Meinungsverschiedenheiten! Sie hatten sonst NIE eine andere Meinung und waren wie Pech und Schwefel. Genau deshalb sah man sie auch immer nur zusammen. "Wollen wir tauschen? Ich will lieber etwas mit Mike machen, als mit Evin..." Stimmte ich mit ein und die Brünette hob wieder ihren Kopf. Ihr Gesicht verzog sich angewidert und spiegelten perfekt meine Gefühle für den Player wieder. "Bloß nicht. Die ganzen Jungs aus unserer Klasse erinnern mich immer wieder daran, warum ich auf Mädchen stehe." Ah, stimmt ja. Noch ein Unterschied. "Da möchte ich lieber Julia... ihre Augen sind so schön..." Verträumt schaute sie ihr hinterher als das Mädchen und zwei Andere mit dem Essen rein kam. Urgh, ich verstand gar nicht, was Lauren an ihr fand... nicht das sie nicht hübsch war aber... ihr Charakter ist einfach genau das Gegenteil vom Äußeren. Da sah die Käsesahne-Soße in ihren Armen schon viel besser aus.

'Jetzt hab ich hunger...'

Ich war noch immer dankbar dafür, dass meine Mum mitgekommen ist. Dann konnte ich wenigstens das Essen UND die Natur genießen. Völlige Idioten wie Mike, der sich zum Beispiel gerade zu uns setzte, waren da auch nur Nebensache. "Na ihr Hübschen!"

"Verpiss dich Mike." Sprang die Brünette ihn sofort ins Wort. Was hatte er nur getan damit sie so angepisst war?? "Ach Lauren, nur weil du vom anderen Ufer bist, musst du Jungs doch nicht hassen." Ok, jetzt verstand ich es. Sie atmete tief ein und schaute ihn ausdruckslos an. Shiit, das hätte er nicht sagen sollen... ich kannte diesen Blick. "Ich hasse keine Jungs, ich hasse dich. Und wahrscheinlich hatte ich schon mehr Mädchen als du, also spiel dich nicht auf." Jap, genau, dieser Blick, der sagte: "Ich schieb dir dein Ufer gleich so weit in den Arsch, dass nicht mal schwule Jungs dich anfassen möchten." Jedenfalls hätte ich den gebracht. Mike wusste einfach nicht, wann er aufhören sollte. "Meinst du? So viele von deiner Art gibt es doch gar nicht."

"Mag sein, aber trotzdem ist die Zahl höher als die, die dich aushalten können." Man, das machte ja richtig Spaß denen zuzuhören! Ich liebte solche Bitchfights hehe. "Good game..." Flüsterte dieser nur noch. Ouch, da hatte sie wohl einen Nerv getroffen. Tjaa Tipp Nummer 1: Leg dich nie mit Mädchen an, die dich nicht mögen. Dabei kommt nichts Gutes raus. Als ich fertig war, ging ich wieder auf mein Zimmer und setzte mich auf den Balkon. Die Sonne war einfach herrlich, eigentlich musste ich diesen Tag doch ausnutzen. Meine blasse Haut konnte etwas Bräune vertragen. Auch wenn sie bei mir schon nach einer Woche verschwunden war... Trotzdem zog ich mir meinen Bikini an, den ich mir für dieses Woche von Kori ausgeliehen hatte. Ich schnürte die Bänder um meinen Nacken und striff mir eine Hotpan über. Marie musste ja nicht gleich alles sehen. Haaach so fühlte es sich schon viel besser an! Ich las einfach später! Erstmal Kopfhörer rein und entspannen. Während Froot von Marina and the Diamonds im Hintergrund meiner Gedanken lief, driftete ich langsam aber sicher ab...

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"Mmmh, schließ' schnell die Tür ab, nicht das uns noch jemand erwischt."

"Wenn einer vor deiner Tür steht, wird er dich sowieso hören. Pass auf das du nicht zu laut stöhnst, ich werde mich nämlich nicht zurückhalten."

"Gut, denn ich hatte nicht vor sanft durchgenommen zu werden."

Träumte ich das gerade? Die Geräusche kamen immer näher und mit ihnen auch die Kälte der Realität. Mit einem mal erwischte mich ein kühler Windzug und ich verlor für eine Moment die Orientierung. Die Sonne war bereits hinter den Bergen und vor mir erstreckte sich eine rötliche Wolkendecke, die mich aber nicht daran hinderte das Gestöhne von Innen zu hören.

'Oh gosh, was machen die denn in meinem Zimmer?!'

Marie hatte wohl nicht alle Tassen im Schrank! Wie konnten die mich denn nicht bemerken?! "Gosh die fickten doch jetzt nicht in meinem Zimmer..." Flüsterte ich, damit sie mich nicht hörten. Doch hinter der Trennwand ertönte plötzlich ein Prusten. Eher ein Husten, als hätte sich jemand verschluckt, wenn er lachte... oh nein... das war doch nicht... jetzt, wo ich darüber nachdachte, es roch hier nach Zigaretten...

Nein nein nein, Evin durfte es nicht gehört haben!

It's complicated | #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt