"Layla." hörte ich jemanden von weit weg flüstern. "Hey, Layla!" Wer rief nach mir? Träumte ich etwa? "Lays!!"
"WOW, was?!" Ich schreckte hoch und schaute direkt in ein bekanntes Gesicht. Seine Hand auf meiner Schulter war ganz kalt, war er jetzt erst zurück? "Komm mit." Sagte er nur und zog an meinem Arm. "Was ist denn los?"
"Zieh dich um, nachts wird es hier arschkalt." Er schmiss mir eine lange Hose, ein Shirt und meine Jacke aus dem Koffer zu. Noch halb im liegen, zog ich mir meine Socken an und zwang mich wie eine Schlange in meine Jeans. Wobei die Schlange ihre Haut abzieht... egal, jedenfalls wand ich mich wie eine. "Muss das JETZT sein?" Maulte ich weiter. Was wollte er auch um diese Uhrzeit? "Ja muss es!" Sagte Basti weiter und hielt mir die Tür auf. Langsam trottete ich ihm nach und kaum waren wir draußen, kam mir schon der eisige Wind entgegen. Schlagartig lief mir ein Schauer über den Rücken und ich schüttelte mich. "Es ist viel zu kalt!" Doch er nahm mich bei der Hand und ging weiter auf die Terasse. Dort angekommen blieb er stehen und sah nach oben. "Schau dir die vielen Sterne an! Sowas würde man nie in Deutschland sehen." Sterne? Ein Grinsen schlich sich auf meinen Lippen. Basti und ich waren uns wirklich zu gleich. Kaum wollten wir mit jemanden alleine sein oder ablenken, führten wir sie unter den wunderschönen freien Himmel. Ich richtete meinen Blick nach oben und traute meinen Augen kaum. Vor mir erstreckte sich ein Meer von abermillionen Sternen die die Nacht hell erleuchteten. Schlagartig kam mir ein Gedanke in den Sinn.
'Das muss unbedingt Noel sehen! Vielleicht kann ich mit ihm nochmal hierher?'
Wenn man diese unendliche Weite sah, schienen die Probleme und man selbst so klein zu sein. Alles war bedeutungslos und dennoch spendeten sie ein unerklärliches warmes Licht. "Tut mir leid, dass ich heute Mittag so ausgetickt bin..." Fing mein Bruder noch einmal an. "Ich konnte einfach nicht verstehen, warum du ihn sehen wolltest."
"Ich wollte ihn doch gar nicht sehen! Aber er denkt noch immer, dass ich ihn als meinen Vater sehe... oder so tue als würde ich ihn hassen. Er ist doch verrückt! Ich musste ihm doch klar machen, dass-"
"Ich weiß, ich weiß." Unterbrach Basti mich. Er atmete spöttisch aus. "Was hab ich mir dabei auch gedacht. Diesen Wichser kann man nicht mögen. Nur Hass bleibt für ihn übrig." Seine Hände umklammerten fest das Geländer und seine Brauen waren verzogen, als er weiter nach oben schaute. Ja... Die Sterne erstrahlten nur Hass in seinen Augen... mehr sah ich nicht in Ihnen. Der Schmerz saß zu tief, als ihn zu unterdrücken. Doch es tat weh ihn so zu sehen... das Stechen in meiner Brust verteilte sich in meinem ganzen Körper, als ich meine Hand auf seine legte. "Sebastian, schau mich an." Flüsterte ich schon fast. Er atmete einmal kurz ein, schloss seine Augen und öffnete sie wieder bei mir. "Hm?" Gab er nur von sich und versuchte zu lächeln. Doch ich erwiderte es nicht. "Du musst es so langsam loslassen... du kannst nicht ewig in der Vergangenheit leben, sie wird dich früher oder später auffressen." Doch er wendete sich von mir ab. Stattdessen steckte er seine Hände in die Hosentaschen. "Dieses Gespräch hatten wir schon mal Layla. Ich kann ihm nicht vergeben. Hast du vergessen, was er Mama angetan hat? Was er uns angetan hat? Vielleicht warst du noch zu klein, um es zu verstehen, aber ich sehe alles noch glasklar."
"Oh nein, ich kann mich noch gut daran erinnern." Warf ich ein. "Die Schreie, die von ihm kamen, als er wieder einen Wutausbruch hatte, die blauen Flecke und Striemen an Mamas Armen, die dunklen Räume in denen ich mich versteckte. Ich kann mich sehr gut erinnern!" Ein kühler Wind durchzog wieder meinen Körper und man hörte für einen Moment nur das Rauschen der Wellen. Basti blieb still. "Ich weiß, dass solch eine Person Vergebung nicht verdient hat! Aber ist es für einen selbst nicht viel einfacher? Ist es nicht viel schwerer den Hass mit sich zu tragen und ständig an die Person zu denken, die einem das angetan hat? Unser Vater hat es doch nicht mal verdient, dass wir an ihn denken! Damit gibst du ihm nur viel mehr Macht über dich, als er es eigentlich hätte." Ich näherte mich ihm langsam und umarmte seinen kalten Körper. "Es ist wie eine klaffende Wunde, die du nicht verheilen lassen möchtest... anstatt sie vernarben zu lassen, reißt du sie mit dem Hass in dir immer wieder auf, obwohl du schon längst wieder Ruhe in dir haben könntest. Vergebe nicht damit die Person Frieden hat, sondern damit du Frieden hast." Diesmal nahm Basti meine Hand und umschloss sie. Ich hörte ihn einmal tief ein und ausatmen und die Wellen füllten wieder die Stille, bis er sprach. "Danke." Sagte er leise und drehte sich langsam zu mir. Sein Gesicht war nun ganz anders als vorhin. Viel... sanfter. Und er trug sogar ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen. "Du bist echt erwachsen geworden, Schwesterherz. Ich bin stolz auf dich." Er legte seine Hand kurz auf meinem Kopf und verwuschelte meine Haare ehe er wieder in Richtung Tür ging. "Jetzt hast du so krasse Sprüche rausgehauen, dass ich erstmal eine Nacht darüber schlafen muss! Lass uns wieder reingehen." Tss, war ja klar. Er konnte noch nie Sentimentalität ab.
'Nur was für "Weicheier"'
Äffte ich ihn in Gedanken nach und holte ihn kurzerhand ein. Bevor er in sein Zimmer flüchten konnte, drehte ich ihn noch einmal um und gab ihn einen Kuss auf die Wange. "Gute Nacht, Bruderherz."
" 'Nacht, Schwesterchen." Mit einem flüchtigen Kuss auf meiner Stirn, ging er schließlich in sein Zimmer und ich trottete wieder langsam in mein Bett. Unter der Decke starrte ich eine gefühlte halbe Stunde den Himmel an. Im freien sah er wirklich noch um einiges schöner aus. Was Noel wohl dazu sagen würde?
_____________________________________
ICH HAB ES GESCHAFFT :D Endlich hab ich wieder ein Kapitel geschrieben... ganz vergessen, wie schön es ist ♡ Es tut mir leid, dass so lange nichts kam aber ich hoffe es gefällt euch ;*
Smile~
DU LIEST GERADE
It's complicated | #Wattys2016
عاطفيةIch weiß gar nicht genau, wann es anfing... oder ob es an der Musik der unzähligen Partys lag, wo wir beide immer zusammen waren. Vielleicht war es auch einfach die unbeschreibliche Atmosphäre, die zwischen uns herrschte. Eins weiß ich aber... das...