It's complicated | #Wattys2016

Kapitel 2

"Koriii, ich halte das nicht mehr aus! Warum bist du nicht in meiner Klasse??" Weinte ich mich in der Pause bei meiner Freundin aus. Eine Woche... eine verdammte Woche war schon vorbei seit dieser Evin mir mein Leben schwer machte. Es ist ja nicht so das ich schon genug Probleme hatte, neiiin das ging schon in Ordnung! Zum Kotzen war das! Natürlich mochten alle aus meiner Klasse diesen Arsch auf Anhieb und wär' es nicht schlimm genug, stand er jeden Tag vor dem Klassenraum und machte mit billigen Mädchen rum. Mit diesem dämlichen Grinsen schaute er mich dann an und ließ irgendwelche Sprüche los wie: "Sei nicht neidisch, Prinzessin." oder "Für dich finde ich auch noch Zeit." Ich hatte genug Thriller gelesen, um sein Tod wie ein Unfall aussehen zu lassen...
"So gern ich auch in deiner Klasse sein möchte, will ich auch in meiner Klasse bleiben... du weißt ja, Michael..."

"Jaja ihr seid ein frisch verliebtes Paar, das sich nicht trennen kann und ich muss mich mit 'nem arroganten... urgh ich finde nicht mal mehr richtige Bezeichnungen für ihn!"
Sie verdrehte ihre Augen. "Man Layla, du kennst ihn noch gar nicht richtig, habe doch nicht immer solche Vorurteile."

"Das sind keine Vorurteile, das sind Vorkenntnisse."

"Was hast du bitteschön für Vorkenntnisse, was Jungs angeht? Du hattest noch nie einen Freund." Ja, ja es stimmt ich hatte noch keinen Freund, na und? Ich bin erst 17, da muss ich doch noch keine Beziehung haben. Ich stocherte in meinem Essen rum und überlegte was ich dazu sagen sollte, als plötzlich Evins Kopf neben meinen auftauchte. "Bitte? Du hattest noch nie einen Freund?"

"Wow!" Völlig überrumpelt wollte ich zur Seite ausweichen und wäre beinahe vom Stuhl gefallen, hätte Evin mich nicht festgehalten. Ich schaute ihn perplex an und versank in seine braunen Augen. Sie hatten etwas besonderes an sich und ich versuchte zu identifizieren was es war, bis mir klar wurde, dass er mich noch immer am Handgelenk festhielt und ich mich von seinem Griff befreite. "Ich wüsste nicht, was dich das anginge." Während ich mich wieder meinem Essen widmete und Korinna diesen Vollidioten anschmachtete, nahm er sich mal wieder die Freiheit sich neben mich zu setzen. "Natürlich geht mich das was an. Dann werde ich ja dein Erster sein!"

"Keine Sorge, ich bin nicht so billig, wie deine Mädchen und lass mich von dir flachlegen."
Lachend atmete er aus und schaute mich an. Ich wusste beim besten Willen nicht was er damit erreichen wollte. Aber es war mir auch relativ egal und beschloss ihn wieder zu ignorieren. Kori beobachtete natürlich gespannt unser "Gespräch". Mein Plan meine Laune lächelnd zu überspielen, wird wohl nichts mehr. Vor allem wenn dieser Typ mich nicht endlich in Ruhe ließ.
"Hey, ich kann nichts dafür, dass sie alle mit mir schlafen wollen."
Arroganter ging's nicht, jetzt versuchte er sich auch noch zu verteidigen... Naja, gut ich musste zugeben, dass die Jungs nicht immer Schuld sind, wenn sie als Player abgestempelt werden. Die Mädchen sollten selber entscheiden, ob sie ihre Unschuld an einen dahergelaufenen Ar- ich musste aufhören zu fluchen... also noch mal; Die Mädchen sollten selber entscheiden ob sie ihre Unschuld an einen Jungen verlieren, der keine Beziehung möchte. So ich glaube das war besser... irgendwie war ich Stolz auf mich. Gekonnt weiter ignoriert, kamen endlich seine Freunde und riefen ihm zu um mich von ihm zu befreien. "Hey Evin, kommst du? Wir wollen eine rauchen!"

"Klar, habt ihr noch eine für mich übrig?" Und mit diesen Worten, verließ er uns und die Cafeteria. Hatte ich euch schon gesagt das ich Stille liebe? Stille konnte man das hier jetzt nicht nennen, aber diese nervtötende Geräusche die von bestimmten Personen kamen, waren verschwunden. Korinna schaute ihm noch hinterher. "Kori, du hast noch immer einen Freund." Erinnerte ich sie und blitzschnell richtete sie ihren Blick wieder auf mich. "Du musst zu geben, dass er echt heiß aussieht! Ich meine, wer möchte nicht das der Freund so breite Schultern hat und genügend Muskeln, die aber auch nicht zu stark ausgeprägt sind. Er ist einfach perfekt."

"Redet ihr grade von mir?"

'Und hier kommt die nächste Nervensäge.' 

"Michael! Hey Schatz." Ab dem Moment war ich denke ich, Luft für die Beiden. War klar, jetzt wo ihr Freund bei ihr war, schwelgten sie irgendwo in der Welt der verliebten Paare. Auch wenn sie anderen Jungs hinterherschaute, war ich mir sicher, dass sie es mit Michael ernst meinte. Ich fragte mich, ob ich mich bald auch auf die Suche nach jemanden machen sollte. Aber könnte ich das überhaupt? Beziehungen waren doch sooo anstrengend... jedenfalls konnte  ich's mir gut vorstellen, so wie das in den Romanzen immer ablief. Und wenn ein Freund wirklich so schnell eifersüchtig wird und es immer wieder wegen Kleinigkeiten Streitereien gibt, hatte ich wirklich keine Lust auf sowas. Aber wer weiß, vielleicht finde ich ja den perfekten Gentleman der mir jeden Wunsch von den Lippen abliest. Obwohl... ich möchte keinen Arschkriecher. Er sollte auch nein sagen können... ja ich bin schwierig, lasst mich doch.

In der nächsten Stunde hatten wir Deutsch mit unserer Klassenlehrerin Frau Dorn. Sie weiß sich durchzusetzen und hat trotz dessen einen guten Charakter. Viele mögen sie, weil sie weder langweiligen Unterricht macht, noch wegen jeder Kleinigkeit fast ausflippt. Zudem ist sie jung und hat einen wundervollen Humor. Sie kam pfeifend herein als ich sah, dass sie die Zettel für unsere Sportkurse in der Hand hielt. Natürlich wählte man eigentlich nicht zu dieser Zeit neue Kurse, aber da für alle 11. Klässler zwischen den Winter- und Osterferien einen Erste-Hilfe-Kurs anstand, konnten wir jetzt erst entscheiden. "So Freunde der Sonne, ich weiß ich weiß ihr seid alle ganz gespannt welche Kurse ihr habt, aber so wie ich euch kenne werdet ihr die ganze Zeit nur im Unterricht darüber schnacken und euch beschweren. Also werden wir erstmal mit dem wunderschönen Thema Lyrik weiter machen." War klar. Alle Schüler stöhnten auf, holten ihre Deutschhefte raus und murmelten irgendwas vor sich hin. Natürlich konnte Evin es nicht lassen anzumerken, dass er so manches Gestöhne von den Mädchen wiedererkannte, was ich nur mit einem Augenrollen quittierte. Die erste Stunde verging schnell, doch als wir die Gedichte von irgendeinem Marc Friedrich analysierten, hatte keiner mehr die nerven dazu auch nur Ansatzweise aufzupassen. Als sie dann auch noch danach fragte was für ein Metrum das Gedicht hat, machten wir ihr durch eine Stille klar, dass wir
keine Ahnung hatten. "Leute, wo wart ihr nur als der liebe Gott die Intelligenz verteilt hat?" Seufzte sie und erklärte uns noch mal alles von vorn. Erschöpft, mit zu viel unnötigem Wissen im Kopf war die Stunde endlich vorbei und Frau Dorn hielt die Wahlzettel hoch. "Ich bin mir sicher, dass der ein oder Andere unzufrieden sein wird, aber da kann man leider nichts dran ändern. Jeder Kurs kann nur eine bestimmte Anzahl an Schülern aufnehmen also findet euch damit ab." 

Ok. Bis jetzt hatte ich immer Glück was das angeht, also würde das diesmal sicher auch gut gehen. Ich musste einfach in dem gleichen Kurs wie Kori kommen! Sonst werde ich hier noch sterben... Reihe für Reihe gingen die Schüler nach Vorne und holten sich ihre Zettel ab, bis auch Evin, ich und noch ein paar andere dran waren. Schritt für Schritt wurde meine Anspannung größer. Schritt für Schritt fixierte ich mich mehr auf das Stück Papier in ihrer Hand. Schritt für Schritt stieg meine Hoffnung.

Ich nahm den Zettel entgegen und...

"Nein, Schwimmen!"

"Yes, Schwimmen!"

Riefen Evin und ich wie aus einem Mund.

'Das ist doch unmöglich...'

Während ich ihn fassungslos anschaute, klatschte er mit seinen Kumpels ein.

'Das gib's nicht, ich habe mit diesen Vollidioten Schwimmunterricht?!'