Kapitel 41

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Es gibt eine Art von Menschen, denen vertraut man einfach sofort. Es ist einem egal, welche Hintergründe sie haben oder woher sie kommen, man genießt einfach die Anwesenheit der Person und freut sich, dass sie da ist. Zudem besitzen die meisten von ihnen einen Röntgenblick. Ja ihr habt mich richtig verstanden, einen Röntgenblick. Natürlich kein echten, ihr Perverslinge! Sie wissen einfach, was hinter den Fassaden der Menschen steckt, ohne sie groß zu kennen. Egal wie gut derjenige ist, sie wissen es... Ob Noel so einer war? Ich konnte es nicht sagen... und ICH dachte auch noch Jungs zu kennen, wo ich doch quasi zwei ältere Brüder besaß und einen Jungen hinter mir hatte. Ich werde diese mysteriösen Wesen wohl nie verstehen. Ein Blondie, der nichts von sich Preis gab und ein Player, der einfach keine Gefühle entwickelte, außer Geilheit. Prima. Das typische Glück von Layla Räthe. Gut, dass ich noch Basti und Sascha hatte... die Einzigen, des männlichen Geschlechts, die ich WIRKLICH kannte. Puh... wenigstens hatte ich jetzt Ferien. Ich wusste jetzt schon, dass ich nur Zuhause und im Bett rumgammeln werde. Außer wenn ich natürlich nach Italien flog. Moment... wenn ich nach Italien... flog... fuck. Ich hatte ganz vergessen, dass wir flogen. Haha...ha, mit dem Flugzeug unterwegs zu sein, musste echt schön sein. Man hebt ab, ist über den Wolken... ab und zu fliegt ein Vogel vorbei und landet aufeinmal im Triebwerk. Er wird zerfetzt und das Flugzeug fängt feuer... langsam verlieren wir an Höhe und stürzen letztendlich ab. ENDE. EIN SEHR SCHÖNER FLUG ODER? MAN, FREUTE ICH MICH DRAUF. Jap, jetzt wisst ihr, wie meine Meinung dazu war. Nur noch anderthalb Wochen, dann musste ich die Hölle im Himmel durchstehen. Aber davor musste ich den Teufel höchstpersönlich treffen... in drei Tagen stand die Konfrontation statt. Und ich war nicht vorbereitet. Überhaupt nicht vorbereitet! Wie sollte ich denn mit ihm reden? Wie konnte ich ihm ins Gesicht schauen, ohne dass er mir schweigend das Herz auseinander riss und da rauf rumtrampelte?? Ohne das ich puren Hass gegenüber ihm empfand. Nein. Ich durfte nicht so negativ denken! Ein einziges Mal musste ich ihn sehen, dann würde er hoffentlich Ruhe geben. Ich hatte ihm dafür sogar meine Nummer gegeben und ich wusste nicht warum! Warum war ich so dumm gewesen?! So oft fragte er mich, wie es mir ging, ob er mich bei irgendwas unterstützen sollte, sogar was ich mir zum Geburtstag wünschte! Er erinnerte sich an meinen Geburtstag. Sonst wusste mein eigener Erzeuger nicht mal, wie alt ich war. Diese ganzen Floskeln erweckten in mir wieder die Hoffnung, dass er sich gebessert hätte. Aber ich wusste, dass sie sich nur wieder entwickelten um wie ein Glas, in tausend Einzelteile zu zerbrechen. Damit ich sie erneut aufsammelte und tief im Innersten verschanzte, dort, wo sie niemand sah. Jedenfalls hoffte ich das. Aber wie gesagt, war ich mir bei Noel nicht so sicher. Als wir Samstag die Pavillons abgebaut hatten, fühlte es sich so an als könnte er direkt in mich hinein schauen. Ich wusste nicht, ob ich das als gut oder schlecht empfinden sollte. Wahrscheinlich eine Mischung aus Beidem. Meine Gedanken drehten sich nur noch um diese Themen und ich lag noch immer nutzlos im Bett herum... ich sollte mich mal fertig machen. "Erwischt!" plazte Kori schon elegant wie ein Elefant in mein Zimmer. "Wow! Ist es schon 15 Uhr??"

'Ich lag doch nicht ernsthaft 3 Stunden im Bett, habe Musik gehört und NIX gemacht?!'

Well...fuck. Naja, in den Ferien war es normal ein paar Tage nur im Schlafanzug rumzulaufen. Oder Wochen. Solange man draußen anständig gekleidet war und kein Geld zugeworfen bekam, sollte alles in bester Ordnung sein. Mit einem verächtlichen Schnauben schmiss sie sich auf mein Bett und kuschelte sich in meine Decke. "Mach dich nicht so fett, wenn du schon den ganzen Tag hier rumgammelst." Ich versuchte sie mit meinen Füßen vom Allerheiligsten runterzutreten. "Zieh du dir erstmal deine Schuhe aus, bevor du dich wie ein Walross auf mein armes Bett schmeißt!"

"Pff, wer ist hier das Walross..." Theatralisch zog Korinna sich ihre Sneaker aus und verkroch sich wieder. Unter der Decke hörte ich nur dumpfes Gejammer. "Da will ich dir seit langem zur Seite stehen und du beleidigst mich derartig!" Oh man... die hatte Probleme. Geschickt krabbelte ich ebenfalls in die "dunkle Höhle" und umklammerte sie. "Aber dann, wenn ich dich an meiner Seite gebrauchen könnte, bist du nicht da..." Sagte ich leise. Ich wusste, dass sie nichts dafür konnte, aber trotzdem hätte ich sie an dem Tag am meisten gebraucht. Mit einem Seufzen drehte sie sich zu mir und umarmte mich. "Ich würde doch bei dir sein! Aber genau an dem Tag fahr ich doch schon mit meiner Familie..."

"Ich weiß, ich weiß. Aber sonst hab' ich niemanden den ich fragen kann... Basti wäre nur sauer und das will ich ihm nicht antun." Sie und Michael waren die Einzigen, die von meinem Vater wussten. Außerhalb der Familie natürlich, weshalb Mila auch nicht in Frage kam. Was sollte ich ihr denn auch sagen? "Hey, ich muss meinen Vater treffen, der meine Mutter immer geschlagen hat und jetzt will er mich ein letztes Mal sehen, aber ich hab Angst, kommst du bitte mit?"?! Genau so, hätte ich's ihr erzählt. Nein, wenn dann, musste sie es schon ausführlich wissen und dafür kenne ich sie nicht lange genug. Und dann fragte Kori die Fragen der Fragen. Die Dümmste, die ich je gehört hatte... auch wenn sie's eigentlich gar nicht so war. "Was ist mit Noel?" Tjaa... Blondie... das Rätsel in Person. Ihn hatte ich fast vergessen. Ich musste ihm ja nicht sagen, dass ich meinen Vater sehen werde, oder? Trotzdem schien es mir zu hirnrissig. "Meinst du, ich könnte ihn fragen?" Entgegnete ich, woraufhin sie nur eine wegwerfende Handbewegung machte. "Natürlich! Er hat dir jetzt schon so oft geholfen, was macht da eine Situation mehr oder weniger noch für ein Unterschied."

'Sehr Hilfreich...'

Also manchmal besaß sie echt die Empathie eines Steins. "Wow, Kori, du hast meine Weltsicht verändert." Kam es monoton über meine Lippen, woraufhin sie nur verschmitzt grinste. "Du kannst ihn auch einfach anrufen, wie beim letzten Mal." Oh nein! Ich überließ ihr nicht noch mal mein Handy! Das letzte mal ging es unglaublich peinlich aus, das wollte ich nicht noch mal erleben... Wenn dann, überlegte ich vorher und rief ihn dann an. "Ach komm, er ist super nett, du musst ihm doch nicht deine ganze Geschichte erzählen. Wen solltest du sonst fragen?" Argumentierte der Stein weiter. Sie hatte schon recht... Noel war meine letzte Möglichkeit. Schon wieder. Ich sollte mir mal mehr Freunde suchen... ich konnte ihn doch nicht jedesmal um Hilfe bitten??

'Er ist nicht meine Putze.'

"Ach, wenn du mich gut bezahlst."  What... das war nicht ihr Ernst. "KORINNA!" Das gabs doch nicht, sie hatte ihn wieder angerufen!! Und laut gedacht hatte ich auch schon wieder! Gosh, das war nicht meine Zeit. Ich wollte am liebsten im Boden versinken. Ich schaltete schnell den Lautsprecher aus und hielt mein Handy ans Ohr. "Noel? Tut mir leid, Korinna hat dich einfach angerufen."  Ich schaute sie mit zusammen gekniffenen Augen an und die Verräterin rutschte mit erhobenen Händen ein Stück zurück. Gut so, hiernach konnte sie etwas erleben. "Jaja, dass sagen sie alle damit sie einen Grund haben mich anzurufen. Ich bin halt zu fame... Also, wofür möchtest du mich bezahlen?" Puh... es fühlte sich so befreiend an, als ich hörte wie glücklich seine Stimme klang. Nicht so wie das letzte Mal, als ich ihn gesehen habe. Weder verkrampft noch erschöpft. Einfach ruhiger. "Achja? Wie viel kostet es mich denn, dich einen ganzen Tag zu buchen?" Ging ich grinsend auf sein Spielchen ein. Das Lachen steckte mir bereits in der Kehle und ich biss auf meine Lippe, um nicht laut los zu prusten. Kori schaute mich völlig verstört an. "Oha, einen ganzen Tag? Das wird teuer... aber weil du's bist, überleg ich es mir noch mal. Wann denn?"

"Wie gütig von dir." Mein Handy vibrierte.

'Fuck, nur noch 4%'

"Warte eben, ich schau auf meinen Kalender." Sagte ich noch schnell und schnappte mir das Ladekabel. Leben für mein Handy, damit es mir meins aussaugen konnte. Was? Stimmte doch, wir konnten ohne diese kleinen Fresser nicht mehr leben. Ich hielt es mir wieder ans Ohr. "Passt dir Freitag um 18:50 Uhr? Beim Restaurant "Diablo"" Blondie lachte leise. "Seltsame Zeit aber alles klar, ich bin da." Ohne weitere Fragen zu stellen, hielt er sich diesen Tag frei. Er war eben einfach perfekt. "Gut, dann sehen wir uns da."

"Ja, ich freu mich schon. Bis dann." Und die Leitung wurde abgebrochen. Tja, mir wäre es lieber wir würden uns wirklich treffen... was ich eigentlich vor hatte, erzählte ich ihm dort. Erstmal war die Verräterin dran. "Du kleines Miststück!" Schrie ich noch, bevor ich mich auf sie stürzte und sie zu Boden schmiss. Doch ich verlor mit ihr das Gleichgewicht und sie riss mich mit sich. "Wer ist hier das Miststück? Sagst das du ihn nicht nochmal fragen kannst und machst dann solche Geschäfte mit ihm!" Lachte sie und wir lagen Beide wieder nebeneinander. "Ist ja gut, wenigstens habe ich jetzt Jemanden." Ja, alleine wäre es der Horror gewesen. Jetzt hieß es nur noch warten, bis der Tod mich besuchen kam.

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Ein etwas sinnfreies Kapitel, ich weiß :D Aber ich wusste einfach nicht, wie ich das sonst hätte regeln können haha. Naja ich hoffe, ihr hattet trotzdem Spaß. Im nächsten Kapitel geht es dann richtig los hehehe 😈

It's complicated | #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt