Kapitel 10

223 17 6
                                    

Morgen steht Schwimmen wieder an. Und was noch schlimmer ist: Heute fängt meine Nachhilfe an. Zweimal schwimmen hintereinander, ich mein, schöner kann meine Woche doch nicht werden, oder?
Hah... hat jemand Bock mit mir zu tauschen? Irgendjemand? Nein, natürlich nicht!
Ich muss das alles ganz schnell hinter mich bringen... Nur noch zwei Stunden und dann mit Evin schnell zur Schwimmhalle. Der Vollidiot sitzt noch immer neben mir und hat anscheinend auch nicht vor, dort wegzugehen. Wenigstens bleibt er im Unterricht relativ ruhig. Natürlich bis jetzt. "Das ich auch noch die Ehre habe, dich 2 mal die Woche im Bikini zu sehen." Flüsterte er, ohne mich anzuschauen. Nachdem ich ihn einen Seitenblick zuwarf, tat ich es ihm gleich. "Es heißt Trikini. Bilde dir bloß nicht ein, dass du deswegen bessere Karten hast." Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er sich wieder zu mir beugte und sich meinem Gesicht gefährlich näherte. Selbstverständlich schaute ich weiter stur auf die Tafel, als wär sie das interessanteste auf der Welt. "Glaub mir, ich krieg dich auch ohne die Nachhilfestunden." Ich musste mich ernsthaft zusammenreißen nicht laut los zu lachen.

'Der hat doch einfach viel zu viel Selbstbewusstsein.'

"Das werden wir ja noch sehen." Weiter kam ich nicht, denn unser "wundervoller" Bio-Lehrer nahm mich dran. "Layla, kannst du mir sagen, was mit den Proteinen im Dünndarm passiert?" Ganz ehrlich, der weiß genau, dass ich dieses scheiß Thema nicht kann! Die Lehrer nehmen zuerst die dran, die es nicht wissen, um dann jemand anderes dran zu nehmen. Meistens einen Streber, wo man sich schon dumm fühlt, wenn man nur neben ihm steht. Naja zurück zur eigentlichen Sache. Ich saß dort also und hatte keine Ahnung. "Ähm... tut mir leid, ich weiß es nicht." Ein Seufzen seinerseits sagte so viel wie: "Wusste ich's doch."

'Dann nimm mich nicht dran...'

"Evin, weißt dus?"

'Hah! Jetzt hat er die Arschkarte.'

Falsch gedacht. Der perfekte Junge ist auch noch intelligent. Arschloch. "Im Dünndarm werden die Spaltstücke der Proteine in Aminosäure zerlegt." Selbstsicher lächelte er mich an, als der Lehrer anerkennend nickte. Die können sich doch alle verpissen, dafür bin ich in anderen Fächern gut... wie Englisch oder... Englisch... Aber hey, die Sprache ist wichtig! Denke ich.

Die letzten quälenden Minuten versuchte ich noch aufzupassen, bis der Lehrer uns befreite. Widerstrebend folgte ich Evin zu seinem schwarzen Audi. Er hielt mir die Tür Gentleman-like auf. Nur, das er keiner ist und nie einer sein wird. Stumm stieg ich ein und schnallte mich an, während er mir die Laune mit seiner Anwesenheit vermieste. Er nahm das wohl alles ziemlich locker, denn als er den Motor startete lachte er mich an. "Ach komm, sieh es positiv: Du lernst schwimmen, kannst meinen heißen Körper betrachten und das Beste ist, dass du meinen heißen Körper betrachten kannst!" Ich kotze gleich vor Selbstverliebtheit. Kann der nicht normal reden!? Ich versuchte so gleichgültig wie möglich zu reagieren und schaute aus dem Fenster. Ich glaube das hat nicht ganz so gut geklappt. "Keine Sorge, das erledigen schon die Anderen für mich. Aber nur die, die so verzweifelt sind, dass sie ihre Erwartungen gaaanz weit nach unten schrauben." Einen kurzen Blick auf ihn, zeigte mir, wie er sich auf die Unterlippe biss und lächelte.

'Gosh, wie sehr ich diese Lippen kü- moment! Ganz falsch Layla, hör auf!'

Ich bin in einer ziemlichen Zwickmühle Leute, ich muss da unbedingt raus! Kann er nicht einfach scheiße aussehen? Das wäre sehr viel einfacher für mich. Nennt mich doch eine oberflächliche Bitch, wenn ihr jetzt in meiner Lage wärt, würdet ihr genauso denken. Ich versuchte an etwas anderes zu denken, als an die nächsten Stunden. Wie will er mir überhaupt beibringen besser zu schwimmen? Er ist ja kein Lehrer oder so. Egal. Ich will mir keine Gedanken über meinen Tod machen.

Nach etwa 15 Minuten waren wir auch schon da und wanderten in die Halle. Bei den Umkleidekabine trennten sich zum Glück unsere Wege. Mit einem "Man sieht sich auf der anderen Seite, Prinzessin" verabschiedete er sich. In der Kabine zog ich mich aus und zwängte mich wieder in meinen Badeanzug. Ein Blick in den Spiegel zeigte mir, dass ich mich so sehen lassen konnte. Also ab in die Hölle! Ich duschte mich noch schnell ab und trat dann in die Schwimmhalle. Es war eigentlich ein ganz gewöhnliches Schwimmbad. Es gab zwei Innen- und ein Außenbecken, dazu Kinderbecken und ein paar Rutschen. Als letztes gabs dann natürlich noch die Bahnen, wo Evin mich die nächsten Wochen quälen wird. Ich ließ meine Augen nach dem gutaussehenden Arschloch suchen. Schließlich sah ich wie 2 Mädchen aufgeregt mit ihm flirteten. Alles oberflächliche Leute... guuut ich sollte dazu nichts sagen. Ich lief ein wenig auf ihn zu, blieb dann aber stehen und beobachtete ihn mit hochgezogenen Augenbrauen. Als er mich dann bemerkte, veränderte sich sein müdes Lächeln in ein Strahlen und zeigte seine weißen Zähne.

It's complicated | #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt