Kapitel 16

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Wärme. Kälte. Schwäche. Und irgendetwas weiches... in meiner Benommenheit konnte ich nicht mal erahnen, was sich gerade auf meinen Lippen befand. Doch mit einem plötzlichen Hustenanfall wollte ich auch gar nicht daran denken. Ich würgte und spürte wie mein Körper das Wasser in meiner Lunge nach oben transportierte. Ich hustete mir beinahe die Seele aus dem Leib, um wieder vernünftig Luft zu bekommen. Seltsamerweise hatte ich überhaupt keine Angst. Ob es daran lag das ich von irgendjemand umarmt wurde oder noch immer benebelt war, wusste ich nicht. Ich genoss nur die Wärme die mich umgab. Meine Haare klebten mir im Gesicht und ich spürte, wie alles um mich herum Nass war. Langsam versuchte ich wieder meine Augen zu öffnen und meine Umgebung zu identifizieren. Diese Arme... und diese Schulter kannte ich doch. Moment, Moment, Moment! Lag ich gerade in Evin's Armen? Warum?! Mit meinen Händen stieß ich mich ein wenig von seinen Schultern ab und befand mich nun direkt vor seinem Gesicht. Unsere Nasenspitzen waren höchstens nur einen Millimeter entfernt. Verwirrt und völlig durch den Wind sah ich in seine wunderschönen braunen Augen. Mein Herz fing wieder an gegen meine Brust zu springen, niemand sagte etwas. Ein Schaulustiger nach dem anderen ging und nur wir Beide befanden uns wie in einer anderen Welt. Warum starrte er mich so an? "W-was?" Wow, was war mit meiner Stimme passiert? Sie war ja ganz kratzig und ich bekam kaum einen Ton heraus. Sein Blick befand sich abwechselnd auf meinen Augen und meinen Lippen. Er neigte den Kopf etwas, während ich ihn perplex anstarrte. Unsere Körper pressten sich aneinander und ich spürte, wie seine Wärme mich durchdrang. Er öffnete ein wenig seine Lippen und bevor ich selbst realisierte das ich sie anschaute, berührten diese Meine. Erst leicht und sanft, dann immer fordernder und wisst ihr was das krasse war? Ich erwiderte es!

What.

The.

Fuck!

Unsere Lippen spielten miteinander und meine Finger drückten sich in seine Schultern. Wer hätte gedacht, dass sich küssen so gut anfühlen kann? Doch natürlich konnte dieser Moment nicht schön bleiben. Der nächste Hustenanfall überrannte mich und ich konnte mich gerade noch rechtzeitig losreißen. Noch immer befand sich etwas Wasser in meiner Lunge, was ich aber schnell herausbeförderte. Während ich mich wieder umdrehte, versuchte ich einen Blick zu erhaschen, was aber nicht gerade funktionierte. Evin starrte mich mit einem Gesichtsausdruck an, den ich noch nie gesehen habe. Verwirrung vielleicht? Ist ja auch egal, ich muss irgendwas machen, was diese Situation ganz schnell ändert. Ich räusperte mich. "Was ist eigentlich passiert?"

'Joa, akzeptabel. Wechsel einfach das Thema Layla, dass wird schon irgendwie...'

"D-das sollte ich dich fragen. Du warst auf einmal verschwunden und das nächste was ich dann tat, war dich bewusstlos aus dem Wasser zu ziehen." Hatte Evin gerade wirklich gestottert? Oh gosh, ist das süß... aber... er hat mich aus dem Wasser gezogen? Das letzte woran ich mich erinnern kann war, dass ich so eine Bitch bei ihm gesehen habe und dann... genau! Ich hatte einen Krampf! Shit, dann musste er mich ja- er musste mich wiederbeleben!

'Ihr habt euch gerade geküsst, was ist bei einer Mund-zu-Mund Beatmung anders?'

Fuck wir haben uns geküsst. Sofort stieg mir Hitze ins Gesicht, was ich nicht gerade leicht überspielen konnte. "Ähm, ich hatte einen Krampf in der Wade... und kam nicht mehr an die Oberfläche."

"Oh. Geht's deinem Bein wieder besser?" Wo war der Player hin? Bestimmt hatte sich jemand als Evin verkleidet und versuchte ihn schlecht nachzuahmen. Gut, er müsste sich umoperiert haben aber... er benimmt sich einfach nicht normal! "Ja, ist schon ok..." Ich versuchte die Situation etwas zu lockern und stand langsam auf. "Ich denke, wir sollten nach Hause." Ruckartig schaut er bei meiner Aufforderung zu mir nach oben. "Klar." Mit der kurzen Antwort, stand er ebenfalls auf, schnappte sich seine Sachen und ging in Richtung Auto.

'Will er sich gar nicht abtrocknen, geschweige denn anziehen? Nicht, dass es mich stört...'

Ich nahm mein Handtuch, trocknete mich ab und zog meine Kleidung wieder an. Wie in Zeitlupe bewegte ich mich, bei jedem Schritt drehte sich alles und ich hatte Schwierigkeiten aufrecht zu gehen. Evin interessierte das ganze wohl herzlich wenig, er stand mit dem Rücken zu mir am Auto und streifte die unnötigen Stoffe über seinen Körper. Als er bereits im Auto saß, kam ich auch an und öffnete die Tür. Die Autofahrt verlief still. Zu still. Es war viel zu unangenehm und ich hätte Luftsprünge machen können, als wir bei mir Zuhause ankamen... ginge es mir nicht so elend. Nur mit einem "Bis morgen" verabschiedeten wir uns und ich ging rein. Mum war noch nicht da, wirklich Appetit hatte ich auch nicht. Ich war unglaublich müde und verschanzte mich in mein Zimmer. Mein Kopf dröhnte und Musik wäre jetzt viel zu qualvoll gewesen. Was war das heute nur? Erst bin ich fast ertrunken und dann küsste mich Evin aus heiterem Himmel. Ich werde diesen Jungen nie verstehen... oder eher verstehe ich mich selbst nicht. Warum verdammt noch mal, hatte ich den Kuss erwidert?! Und warum musste es sich so gut anfühlen? Dieser Arsch hat das alles geplant. Gut, vielleicht nicht alles aber er hatte erreicht, was er wollte. Ich wälzte mich in meinem Bett herum und konnte nicht einschlafen. Obwohl ich so müde war... verdammt, das kommt bestimmt noch von dem Schock und der Erschöpfung. Am besten warf ich mir ein paar Tabletten ein und blieb morgen Zuhause. Genau das machte ich. Ich würde ganz sicher nicht am Schwimmunterricht teilnehmen, jedenfalls nicht diese Woche. Nachdem ich das Nötige genommen hatte, um ruhig schlafen zu können, wurden meine Augenlider schwer und ich verschwand in meiner traumlosen Welt.


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Jaaa das Kapitel ist etwas kürzer... schorry aber naja, mal schauen was mit der armen Layla noch so passiert hehehe.

Achja und so könnt ihr euch etwa Evin vorstellen. Er heißt Julian Schratter :D
Smile~

It's complicated | #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt