It's complicated | #Wattys2016

Kapitel 11

Dank der Nachhilfe von Evin, verlief der Schwimmunterricht besser als ich dachte. Ich konnte zwar noch immer nicht wirklich mithalten, aber wenigstens sah ich nicht mehr wie ein Krüppel aus. Und das ist doch schon mal ein großer Fortschritt, oder? Bei Kori und Michael lief natürlich auch wieder alles bestens. Ein Tag nach dem Vorfall, rief sie mich an und erzählte mir, wie sie geschockt an ihrer Haustür stand. Michael ist den ganzen Weg gerannt und hatte bei dem ganzen Wirbel vergessen, dass er auch den Bus hätte nehmen können. Sie wohnten etwa 2 Haltestellen voneinander entfernt, dementsprechend sah er auch aus. Total verschwitzt hingen ihm seine Haare feucht ins Gesicht und er brachte kaum etwas raus, als er vor ihr stand. Er erzählte ihr, dass er ihr Geburtstagsgeschenk plante und das die "Bitch" ihn reingelegt hatte. Dazu wie sehr sie ihn bedeutete und dass er sich nie vorstellen könnte, eine Andere zu haben als sie. Was danach passierte erzähle ich euch nur ungern. Ich denke ihr wollt genau so wenig wie ich wissen, was sie danach getrieben haben. Leider wurde bei mir nicht an Details gespart, Kori erzählt gerne ausführlich...

Natürlich verriet er ihr nicht, was er ihr schenken wollte, was sich dann Sonntagabend herausstellte. Als er sie darum bat ein Abendkleid anzuziehen, stand er kurz danach mit einem Smoking vor ihrer Tür. In der Hand hielt er eine einzelne rote Rose und er führte sie zu einem naheliegenden See. Dort stand ein gedeckter Tisch, der von Kerzen umgeben war und sie waren den ganzen Abend für sich alleine. Ich mein romantischer und klischeehafter geht's nicht, oder? Ich will auch so einen perfekten Freund... aber er kann ne ziemliche Nervensäge sein. Zudem ist er vom Aussehen her nicht mein Typ; ein blonder Lockenkopf, der seine Haare immer zu einem winzigen Zopf zurückbindet. Seine grünen Augen waren zwar zum verlieben, aber trotzdem bestand kein Interesse. Was natürlich auch besser ist, schließlich hat Kori diesen Romantiker an der Backe. Und so wie die füreinander geschaffen sind, kann sie niemand und nichts auseinander bringen.

Genug über die Turteltauben geredet, schließlich erzähle ich hier über mein Leben, richtig? Wenn's überhaupt noch was interessantes gibt... Am Dienstag ging ich, wer hätte es geglaubt, alleine in die Innenstadt. Obwohl ich es nicht gern mochte alleine Klamotten kaufen zu gehen, fand ich es ziemlich entspannend andere Sachen zu besorgen. Wie zum Beispiel das Geburtstagsgeschenk meiner Mutter. Gut, eigentlich hätte ich eine zweite Person gebrauchen können, ich habe nämlich keinen Plan was ich ihr schenken soll. Verzweifelt trat ich in ein Buchgeschäft und sah mich um. Mum liest zur Zeit viele Thriller, vielleicht sollte ich mal danach suchen? Am besten frag ich eine Verkäuferin, bestimmt kann sie mir weiterhelfen...

Ich machte mich also auf die Suche, doch wie schon oft fand ich keine Verkäuferin wenn ich mal eine gebrauchen könnte. Und wenn man dann aber nur ein mal kurz stöbern möchte, kommen sie alle angerannt und fragen ob sie einem helfen könnten. Typisch. Alle Mitarbeiter trugen hier anscheinend grüne Oberteile, also minimierte ich meine Sicht auf diese Farbe. Kurz darauf sah ich auch schon eine junge Dame im grünen Pullover die ihre schwarzen Haare zu einem hohen Pferdeschwanz zusammenband. Zu meinem Vorteil stand sie genau vor den Thriller-Regalen. Schnell lief ich zu ihr rüber und tippte ihr auf die Schulter. "Entschuldigung, was würden sie mir für ein Buch als Geschenk für meine Mutter empfehlen? Sie mag Thriller." Verdutzt schaute diese mir in die Augen. Erst jetzt, wo sie sich zu mir gedreht hat, sah ich ihre schmalen Augen. Sie schien eigentlich genauso alt wie ich zu sein... "Oh, ich bin gar keine Verkäuferin. Aber dasselbe Problem habe ich auch."

"Da sind wir ja schon mal Zwei." Ich betrachtete die hohen, mit Büchern gefüllten Regale und schweifte dann wieder zu dem Mädchen. Unsicher las sie eine Beschreibung nach der anderen. Ob ich sie fragen sollte, was ihre Mutter gerne liest? Ich mein, vielleicht kann ich ihr ja helfen. "Weißt du denn, was deine Mum mag?" Schnell blickte sie mir wieder in die Augen, bevor sie mich schief anlächelte. "Nur solche Psychoscheiße, ich kenn mich mit diesem Thema überhaupt nicht aus." Schlagartig musste ich grinsen, genau solche Bücher liebte ich. "Tja, zufälligerweise ist das mein Spezialgebiet, ich liebe Psycho-Romane! Hatte deine Mum schon der Nachtwandler? Das Buch ist der hammer!"