Ein Bach. Ein verdammter, 2 Meter breiter, strömender Bach versperrte uns den Weg. Nach 2. verdammten. Stunden. Meine Haare im Nacken waren nass von dieser verdammten Hitze und nein ich benutzte weiter das Wort verdammt, verdammte Scheiße! Ich machte mir definitiv nicht die Mühe nach oben zu Evin zu schauen, als ich anfing zu reden. "Ich hoffe für dich, dass du einen Plan hast. Mein Pfefferspray ist immer bereit." Ich hätte mit den beiden Nervensägen gehen sollen. Der möchtegern Badboy ging unbeirrt auf den Bach zu. "Entweder wir sind völlig falsch oder das ist der erste Parkour." Mit einem Fuß testete er die Festigkeit des Steins. Evin wollte nicht ernsthaft darüber... "Außerdem." Er drehte sich zu mir um und grinste mich an. "würdest du von dem Pfefferspray auch getroffen werden."
'Grins mich nicht halbnackt an duuu...'
Wie sollte ich denn antworten, wenn er immer so ankam?? "Lass es uns einfach so schnell wie möglich hinter uns bringen." Antwortete ich leise und folgte ihm über die Steine. Es war nicht gerade leicht; das feuchte Moos war glitschig und ich breitete meine Arme für mehr Gleichgewicht aus. Während Evin mit Leichtigkeit schon drüben war, versuchte ich noch in der Mitte der Strecke einen Stein zu erreichen. "Komm, nimm meine Hand." Meine Blick wanderte vom Bach zu seinem ausgestreckten Arm. Sofort griff ich nach seiner Hand und hielt mich an ihr fest. Wie konnte sie so trocken sein? Ich dachte, er schwitzte auch... man war das peinlich, meine Hand war voll feucht... Auch wenn er keine Miene verzog, fand er es sicher ekelig.
'Fresse Layla, lass ihn denken, was er möchte.'
Wann wurde ich zu so einer unsicheren, kleinen Bitch? Ging ja gar nicht... das war sicher die Hitze. Nachdem ich es auch endlich fertig brachte den Bach zu überqueren, ging es weitgehend bergab. Es wurde immer steiniger und die Bäume spendeten uns weniger und weniger Schutz vor der Sonne. Obwohl es schon etwa 19 Uhr war, konnte man die Luft verwerfen. Es war noch immer stickig und meine Beine wurden schwer. Eigentlich waren sie schon vor ein paar Stunden müde, aber bis jetzt hatten wir keine Pause eingelegt. Ich blieb stehen und stütze mich auf meine Knie. "Wollen wir nicht Frau Dorn anrufen?" Schlug ich vor, aber Evin blieb stur. "Nein, wir haben noch Zeit. Was erhoffst du dir denn vom Anruf? Das sie uns den Weg beschreibt?" Stimmte auch wieder... man, wie sollten wir den überhaupt noch dort hinfinden?? Zum Glück blieb es im Sommer lange hell... im dunkeln im Wald herumzulaufen, wäre die Hölle. Dann fing der Slenderman Wahn an. Und das! Wollte ich ganz sicher nicht durchmachen! "Können wir wenigstens ne kleine Pause einlegen?" Ich setzte mich an ein Baum und schloss meine Augen.
'Woah, ich wusste gar nicht, dass ich so müde bin...'
Jetzt, wo ich mich gar nicht mehr bewegte, spürte ich erst wie meine Glieder schlapp machten. Als würden Gewichte an ihnen hängen. Ein Rascheln neben mir verriet mir, dass Evin sich bereits neben mich setzte. "Nagut." Seufzte er müde. "Aber nur kurz." Wenigstens etwas... zum ersten Mal an diesem Tag, konnte ich die Stille der Natur genießen. Durch eine kleine Lücke der Baumkrone, schien die Sonne genau auf uns und spendete uns Wärme. Wenn man nichts tat, fühlte es sich sogar gut an... ich lauschte noch eine Weile den Vögeln, bis die Müdigkeit mich schließlich übermannte.
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Ein tiefes Grummeln dröhnte in meine Ohren und weckte meine Aufmerksamkeit. Oder eher mich. "W-was war das?" Ich setzte mich ruckartig auf und mein Blick wanderte von einem Baum zum anderen. Seit wann lag ich? "Hm? Was ist?" War dieser Player schwerhörig?? "Hast du nicht dieses bedrohliche Knurren gehört?!" Versuchte ich so leise wie möglich, panisch zu flüstern. Verdammt, gab es im Harz Bären?! Ich hätte ihn für seine Ruhe den Kopf abreißen können! "Chill, das war mein Magen."
"Oh..." Jaa... ok... das machte Sinn. Fuck, ich bin ernsthaft zur Seite gekippt und hatte auf seine Brust gepennt. Irgendwie musste ich das jetzt retten. "Möchtest du... was essen? Ich hab zwei Brötchen." Ich kramte in meinem Rucksack herum und zog hastig die Brotdose raus. "Ja" Evin rieb sich die Augen, wahrscheinlich hatte er auch geschlafen. "Scheiße, es ist schon 20:30 Uhr. Dabei sagte ich nur 'ne kurze Pause." 20:30 Uhr?! Meine Mum machte sich sicher schon Sorgen. Und es fängt bereits an zu dämmern. Verdammt, was wenn wir hier einsam und verlassen starben? Ich wollte noch nicht sterben! Ok, ok, tief einatmen. Ich redete mir ein paar Mal ein, dass alles gut werden würde und dann ging das schon. Schweigend reichte ich ihm ein Brötchen. "Danke, aber ich geh mich erstmal waschen. Kommst du mit?" Und schon ging der möchtegern Badboy wieder in Richtung Fluss. Er hatte nicht ganz unrecht, ich fühlte mich echt ekelig mit getrocknetem Schweiß. Ich raffte mich auf und klopfte meine Hose ab. Ich konnte noch immer nicht fassen, dass ich in seinen Armen geschlafen hatte! Gemütlich war es ja, aber... soviel zu Abstand halten. Ich folgte ihm "selbstverständlich" und bückte mich über das strömende Wasser. Ich wusch meine Arme, Beine und bespritze mein Gesicht mit dem kühlen Nass. Haah, es fühlte sich so erfrischend an, als wäre ich neu geboren worden! "Das tut so gut..." Sagte ich leise, während ich meine feuchten Hände über den Nacken strich. "Weißt du, was sich noch viel besser anfühlt?"
"Spar dir deine perversen Gedanken Evin." Schnitt ich ihn ab. "Ach wirklich? Dann muss ich es dir wohl demonstrieren." What the- was wollte er MIR denn demonstrieren? Ich drehte mich um und sah ein halbnacktes Etwas. Ein heißes Etwas. Ein Evin der mit einer Wasser gefüllten Brotdose vor mir stand. "Wehe! Evin ich warne dich, lass das!" Ich versuchte einen Schritt zurück zu tun, aber der Bach versperrte mir den Weg. Sein Grinsen steckte mich an und mein Herz fing wieder an zu rasen. Schon bevor er mich Nass machte, musste ich lachen. Mein kreischen erfüllte den Wald und ich versuchte es so gut es ging, ihn auch mit Wasser zu bespritzen. "Du Arsch!" Rief ich und er schöpfte mit meiner (!) Dose wieder Wasser. Ihr hättet sein Gegacker hören sollen. "D-dein Gesicht war einfach unbeschreiblich!" Ich rannte auf ihn zu und wollte ihn aufhalten, was natürlich nach Hinten los ging. Er beschüttete mich noch ein mal, weshalb ich ihn auch klitschnass umarmte. "Urgh, nein, fass mich nicht an!" Doch ich ließ nicht locker. "Dein Pech, haha!"
"Ach ja?" Ich spürte wie er seine Hände auf meine Wangen legte. Oh nein, dieses Gefühl kannte ich zu gut. Diese Wärme, die er ausstrahlte und mein Gesicht zu erröten brachte. Ich wollte ihn doch eifersüchtig machen! Nein nein nein, ich musste mich zusammenreißen! Er hob meinen Kopf und kam mit seinen Lippen näher. Seinen nassen Lippen. Scheiße, mein Ziel war es doch ihm aus dem Weg zu gehen und nicht seine Zunge in mein Hals stecken zu lassen. Aus irgendeinem Grund entstand jedesmal eine Anziehung, wenn Wasser im Spiel war. Ob das etwas zu bedeuten hatte? Ich konnte nicht darüber nachdenken, zu verschwommen waren meine Gedanken, als er mich doch küsste. Es fühlte sich so richtig an. Er striff mit seinen Händen an meiner Taille entlang und platzierte sie auf meine Hüfte. Sein Kuss wurde inniger und beinahe verlor ich mich in ihn. Wie gesagt, beinahe. Nur eine kurze Berührung mit seinen Fingern unter meinem Top, brachte mich wieder in die Realität. Er wollte es hochziehen, doch die Bilder von der Party kamen wieder zum Vorschein. Es war nicht richtig. Definitiv nicht! Ich riss mich wieder von ihm weg und im gleichen Moment wurden wir von einem hellen Licht geblendet. "Da seid ihr ja!"
"Mama, was machst du denn hier??" Und mit ihr im Schlepptau Frau Dorn, Marie und Jakob?! "Wir haben uns Sorgen gemacht, dabei ward ihr nur noch 10 Minuten vom Camp entfernt!" 10... Minuten... 10... fucking Minuten... hätte ich die ausgehalten, wäre das nie passiert.
'Elendes... dummes... Stück...'
"Wir wollten nur 'ne kleine Pause machen." Versuchte Evin uns sofort zu verteidigen. "Ja" Hörte ich ein verächtliches Lachen von der Schwarzhaarigen. "Das sieht man." Gosh, ging sie mir wieder auf die Nerven. Zum Glück ignorierte unsere Lehrerin sie und ging auf uns zu. "Lass uns einfach schnell zurück, weiteres besprechen wir morgen. Ich habe kein Bock mehr auf diese Kinderkacke." Jap, sie war genervt. Schweigend folgte wir ihr zur Lichtung und sahen schließlich unsere Klasse um ein riesiges Lagerfeuer sitzen. Es schien echt gemütlich, es gab süße und salzige Stockbrote und jeder unterhielt sich mit jedem. Einfach alle waren da! Waren wir die Einzigen, die sich verlaufen hatten?? Ich aß noch schnell mein Brötchen, machte mir ein Stockbrot mit Nutella und wärmte mich am Feuer. Je dunkler es wurde, desto kälter wurde die Luft. Vorallem mit nassen Klamotten. Zum Glück konnte ich wenigstens noch mein T-shirt wechseln. Frau Dorn fragte die Anderen noch, wie sie den Parkour überstanden hatten und dann ging es auch schon wieder zurück. Uns musste sie ja nicht fragen... ein weiterer Tag mit einem Dilemma.
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It's complicated | #Wattys2016
RomanceIch weiß gar nicht genau, wann es anfing... oder ob es an der Musik der unzähligen Partys lag, wo wir beide immer zusammen waren. Vielleicht war es auch einfach die unbeschreibliche Atmosphäre, die zwischen uns herrschte. Eins weiß ich aber... das...