Kapitel 5

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'Bitte lass es nicht Evin sein, bitte lass es nicht Evin sein.'

Doch wieder einmal verlor ich mich in den dunklen, braunen Augen, die mich zu fesseln schienen.

'Ach verdammt...'

"Spinnst du? Wenn du nicht gut schwimmen kannst, solltest du das sagen!" Zum ersten Mal sah ich Wut in seinen Augen, oder war es Besorgnis? Warum sollte er besorgt sein, er kannte mich kaum. Evin kotzte mich an, er sollte sich entscheiden, ob er mich jetzt gut oder schlecht behandeln möchte. "Lass mich doch einfach in Ruhe." Sagte ich schwach. "Hätte ich dich in Ruhe gelassen, wärst du jetzt am ertrinken!"

'Hättest du mich in Ruhe gelassen, wär es nie so weit gekommen!'

Doch ich hatte keine Lust diese Worte auszusprechen, sollte er mich doch nervig finden oder was auch immer. Ich konnte niemals diesen Unterricht meistern. Ich durchbrach den Augenkontakt und versuchte aufzustehen. Langsam aber sicher, lief ich zu den Umkleidekabinen. In der Halle war es still, wahrscheinlich schauten mir grade alle hinterher, aber nicht wegen meinen schönen Trikini, so wie ich es geplant hatte. Sondern weil ich allen bewiesen hatte, das ich verdammt noch mal nicht schwimmen konnte. War das etwa so schlimm mit 17 Jahren? Mir doch egal was sie dachten, ich hasste Wasser. Ich zog mich um, duschte den ekeligen Chlorgeruch ab und wartete draußen vor der Halle, bis alle fertig waren. Einer nach dem anderen kam nach draußen, schaute mich an und wenn sich unsere Blicke trafen, schauten sie schnell wieder weg. Der eine oder andere traute sich zu fragen ob alles in Ordnung sei, was ich mit einem Kopfnicken bejahte. Doch wo blieb Herr Kugler? Ich sollte noch mal mit ihm sprechen und am besten darum betteln den Kurs zu wechseln. Naja, wahrscheinlich wird er mich liebend gern loswerden, so schlecht wie ich war.

'Weißt du Layla, du gehst mir so langsam auf die nerven, mit deinem Depri Gefasel.'

Meine innere Stimme hatte recht... warum ließ ich mich so runterziehen? Wahrscheinlich weil Evin mich so schwach sah... man, sonst war ich doch immer so optimistisch! Ich musste dringend etwas dran ändern! Tief sog ich die Luft in meine Lunge, schloss die Augen und schaute wieder zur Tür.

'Gut dann werde ich halt Nachhilfe in Schwimmen nehmen! Sowas geht doch auch, oder?'

Ich durfte Evin einfach nicht zeigen, dass ich aufgebe. Ich durfte mir nichts in seiner Nähe anmerken lassen. Plötzlich wurde die Tür geöffnet und Herr Kugler lief nach draußen, gefolgt von dem neuen Mädchenschwarm der Schule. Er wirkte genervt, rieb mit der einen Hand seinen Nacken. Seine Haare hatte er mittlerweile wieder nach hinten gelegt und wahrscheinlich mit Haarspray fixiert. Der Leiter des Schwimmunterrichts lief auf mich zu, erwartungsvoll kam ich ihm entgegen. "Herr Kugler, wie sie sicher gesehen haben, bin ich nicht die beste Schwimmerin. Daher wollte ich fragen, ob sie mir noch eine Chance geben und einen Nachhilfelehrer kennen würden?" Hoffnungsvoll schaute ich ihm in die Augen und versuchte so süß zu wirken wie nur möglich. Er fing an zu lächeln.

'Yes, schon mal ein gutes Zeichen. Ha! Tja Evin du hättest nicht gedacht, dass ich sowas machen würde, hm?'

"Das trifft sich ja sehr gut! Ich habe Evin grade gefragt, ob er dir nicht etwas helfen kann. Dann könnt ihr das ja weiter besprechen. Außerdem gebe ich doch nicht so schnell Schüler auf."

'Moment, was? Warte, so war das nicht geplant!'

Herr Kugler lief zum Bus und ließ uns alleine. Ich spürte wie jegliche Farbe aus meinem Gesicht wich. War ich in einem Drama? Oder in so ner dummen Romanze, wo der "Badboy" dem unscheinbaren Mädchen Nachhilfe geben musste oder was auch immer? Das lief doch alles viel zu schnell, eine Woche war grad mal vorbei! Wütend darauf, dass nie etwas nach Plan läuft, schaute ich ihn giftig an. Abwehrend hob er seine Hände. "Das war nicht meine Idee, wegen dir muss ich meine kostbare Zeit aufgeben." Er kam wieder näher an mich ran und beugte sich zu mir hinunter, mit meinen 1,60 m überragte er mich beinahe um 2 Köpfe. "Auch wenn ich es nicht schlecht finde, dich jetzt öfters im Bikini zu sehen." Dieser Idiot wusste ganz genau, was für eine Wirkung er auf mich hatte. Trotz meiner Gänsehaut, hielt ich seinen Blicken stand und schaute ihn entschlossen in die Augen. "Tja leider wirst du nie sehen, was sich darunter befindet." Ok der war schlecht. Mist, ich ließ nach. Grinsend kam Evin noch näher, ich spürte seinen Atem auf meine Lippen. "Sei dir da mal nicht so sicher." Schnell wand ich mein Kopf ab, um nicht in Versuchung zu kommen auf seine Lippen zu starren. "Nur weil du ein Ding zum ausfahren hast, heißt es nicht das du ihn überall einfahren kannst!" Für den einen Moment war sein tiefes Lachen das Einzige was ich hörte, was mich beinahe erschaudern ließ. War es sein Aussehen? Wie er auf mich zu kam? Ich wusste es nicht, und ich wollte es auch gar nicht wissen. Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, holte mich zum Glück die laute Stimme von Herrn Kugler zurück. "Ich freue mich ja das ihr euch so super versteht, aber würdet ihr jetzt bitte einsteigen anstatt zu flirten?"

It's complicated | #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt