Eine Beziehung vortäuschen oder doch lieber hemmungslos miteinander flirten? Ich dachte, dass Zweite wäre wirksamer. Außerdem konnte das Andere auffliegen und dann würde Evin auch noch herausfinden, dass ich das wegen ihm gemacht hatte. So eine Blamage könnte ich niemals überleben. Wichtig ist nur, dass Noel und ich nicht zu weit gingen. Draußen angekommen, sah ich mich nach seinem Motorrad um. Doch Blondie lief unbeirrt weiter, während ich mich noch fragte, wie er hier hergekommen ist. "Sag mal, bist du zu Fuß?" Fragen schadete ja nicht, stimmt's? Und eigentlich wäre es ziemlich unpraktisch gewesen nass Motorrad zu fahren. "Erstens ist das Risiko viel zu hoch, dass ein betrunkener Vollidiot an meine Maschine pinkelt und zweitens, wohne ich hier in der Nähe. Alsooo... dachte ich mir, dass ein bisschen laufen auch gut ist." Das Laternenlicht schien gerade auf sein Gesicht, als er das sagte und enthüllte seine grauen Augen. Er lächelte mich sanft an... Noel wusste sicher an wen ich in diesem Moment dachte. Wen ich viel lieber an meine Seite gehabt hätte... doch ich durfte mich nicht von Evin manipulieren lassen! Blondie wollte als Gegenleistung mit mir den Abend verbringen, also sollte ich mich auch darauf konzentrieren. "Frierst du nicht?" Brachte er mich aus meinen Gedanken. Ich schüttelte als Antwort den Kopf und blickte zu ihn hoch. Wie Evin ein Riese... "Es ist ja nicht mehr weit, oder?"
"Nein, wir sind gleich da." Mit seinem Finger zeigte er auf ein Hochhaus, das über die Häuser hinaus ragte. Von der Villa aus, brauchten wir etwa 15 min und stiegen schließlich in den Fahrstuhl. So langsam wurde ich nervös... war das normal? Ich mochte Blondie wirklich, aber trotzdem bekam ich ein komisches Gefühl, so kurz vor seiner Wohnung. Ich hoffte nur, dass nichts peinliches passieren würde. Das Klimpern von Noels Schlüssel war das Einzige, was wir momentan hörten. Bevor er die Tür öffnete, drehte er sich noch einmal zu mir um und zog seine Mundwinkel nach oben. Dann traten wir gemeinsam ein und vor mir erstreckte sich ein Anblick, der mir die Sprache verschlug...
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Noels POV:Zum Glück hatte ich vor der Party noch aufgeräumt. Layla's Gesichtsausdruck war es auf jeden Fall wert! Es war genau der Gleiche als sie auf dem Geburtstag ihrer Mutter merkte, wer ich war. Grinsend folgte ich ihr zum Fenster, welches sich im Wohnzimmer über die ganze Wand erstreckte. Jaa, ich war schon Stolz auf diese Wohnung. Man konnte über das ganze Viertel hinwegschauen. Doch das Beste war der Balkon, worauf man morgens frühstücken konnte, ohne beobachtet zu werden. Ich legte meine Hände auf ihre Schultern, um ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich zu richten. "Ich weiß, der Ausblick ist der Hammer, aber du solltest jetzt duschen gehen. Sonst erkältest du dich noch." Mit hochgezogenen Brauen drehte sie sich um. "Du doch auch. Außerdem habe ich nichts zum anziehen..." Sagte sie mit misstrauen in ihren Augen. Dachte sie etwa, ich möchte sie rumkriegen oder was? Verdammt, ich hoffte nicht. Sie war im gleichen Alter, wie meine Schwester... Ich sah Layla zwar nicht so, aber trotzdem sollte sie das nicht denken! Schnell ging ich in mein Zimmer, holte den Schlafanzug meiner Schwester raus und drückte ihn in ihre Hand. "Hier, den kannst du anziehen. Ich war die letzten Jahre nicht krank, also werde ich es diesmal auch nicht." Obwohl sie nervös wirkte, war sie ruhiger als sonst. Wahrscheinlich noch wegen Erik, Emil, Evin oder wie auch immer dieser Wichser hieß. Gut, ich durfte nichts sagen, schließlich war ich mal genauso. Trotzdem konnte ich sie nicht einfach so verletzt sehen. Deshalb war ich umso glücklicher, als sich ihre Mundwinkel nach oben zogen. "Croptop und Hotpants? Woher hast du die denn her?" Fragte sie lachend als sie das Paar betrachtete. Ich führte sie zum Badezimmer. "Die gehören einem Mädchen, das hier öfters vorbeikommt." Ich konnte nicht anders! Ihre Reaktionen sind einfach unbeschreiblich! Sie wollte gerade protestieren, als ich ihr ins Wort viel. "Keine Sorge, die Sachen sind von meiner Schwester!" Man konnte förmlich ihre Erleichterung spüren. Wortwörtlich, denn sie schlug mir auf die Schulter. "Duuu! Ich dachte schon, jetzt lässt du mich Schlafsachen von deinen Frauen anziehen!" Sie ging weiter ins Badezimmer und ich blieb im Türrahmen stehen. Am liebsten wollte ich sie noch mehr verwirren, aber ob sie dann doch denkt, dass ich etwas von ihr möchte? Scheiß drauf, wer nicht wagt, der nicht gewinnt, stimmt's? Schon jetzt waren ihre Augen groß und sie spitzte ihren Mund, wie jedes mal, wenn sie sich etwas fragte. "Ähm... ich dachte, ich soll duschen?" Ich konnte mir kaum mein Grinsen verkneifen. "Wir können doch auch einfach zusammen duschen?" Es war Antwort genug, dass Lays Gesicht immer rötlicher wurde. Mein lautes Lachen durchbrach die Stille und endlich bemerkte auch sie, dass ich sie wieder verarschte. "Verpiss dich!" Schrie sie, als ich die Tür schloss und wieder ins Wohnzimmer wanderte. Wie hieß er noch gleich? Genau, Evin! Ich musste zugeben, ich konnte ihn verstehen.
'Das perfekte Spielzeug...'
Deshalb hatte ich eigentlich auch bedenken, ihr zu helfen... Ich hatte mich nicht für ein einziges Mädchen geändert, warum sollte es dann Evin tun? Letztendlich hatte ich es erst vor ein paar Monaten eingesehen, dass man Frauen nicht so behandeln sollte. Dementsprechend würde es bei Evin noch ein paar Jahre dauern. Ich lief wieder ins Schlafzimmer und holte mir neue Klamotten. Meine Hose wechselte ich schon mal, aber fürs erste blieb ich Oberkörperfrei. Was? Mädchen brauchen sowieso länger zum duschen und so konnte ich meine Haare schon mal waschen. Ich lief in die Küche und hielt mein Kopf unter den Wasserhahn. Wenigstens musste der Dreck raus... Leider vergaß ich, wie ich aussah und schaltete danach seelenruhig den Fernseher an, während ich meine Haare trocknete. "Noel! Was sind das denn für Narben?!" Hörte ich eine aufgebrachte Stimme und drehte mich ruckartig um.
'Verdammt, die hätte sie nicht sehen sollen...'
Ich streifte mir mein T-shirt über und versuchte Lays mein übliches Grinsen zu zeigen. "Nicht spannen!" Doch sie ließ sich nicht ablenken und ging um mich herum. "Das ist mir egal Noel, antworte mir!" Bevor sie mein Oberteil wieder hochziehen konnte, packte ich sie an den Handgelenken. Warum wollte sie meine Narben so gerne sehen? Es würde sie nur neugieriger machen... "Da gibt es nicht zu gucken Lays." Obwohl ich ihr es rausreden wollte, bestand sie darauf. "Ich habe sie doch klar und deutlich gesehen. Zieh dein Shirt aus!"
"Also... ich glaube, ich bin noch nicht bereit ein Schritt weiterzugehen..." Humor löst alle Probleme~ Dachte ich jedenfalls mit dieser Antwort, doch sie riss sich los und zog an mein Oberteil. "Ist ja gut! Ich zieh es schon aus." Rief ich schon fast, während ich es auszog. Shit, war das unangenehm... die meisten Frauen fanden diese Narben sexy. Doch Lays Gesicht sah nicht gerade angeturnt aus. Ihre Hand streifte an meinem Bauch entlang, wo ich vor 2 Jahren mit einem Messer attackiert worden war. Als würde sie die Schmerzen selber spüren, verzog sie ihre Brauen und presste die Lippen zusammen. Ihre blauen Augen trafen meine. "Diese ganzen Narben können doch nicht nur von deiner Arbeit kommen..." Murmelte Layla eher zu sich selbst, als zu mir. Doch die nächste Frage konnte ich ihr nicht ehrlich beantworten. "Du bist doch Polizist, oder?" Waren das Tränen in ihren Augen? Wie konnte ich ihr denn so ins Gesicht lügen?? Ich wand mich von ihr ab und zog mich hastig wieder an. "Ich sagte doch, ich arbeite für die Polizei." Das sollte ihr reichen. Ich ging in die Küche, holte aus dem Kühlschrank Eier und Milch und hielt inne. Sollte ich es Lays sagen? Ich meine, so schlimm ist es ja nicht. Eigentlich könnte sie es wissen... nein... ich konnte es mir nicht leisten, ständig danach gefragt zu werden. "Hör mal, ich weiß du glaubst mir nicht. Aber lass es für heute gut sein, ok? Ich wollte mit dir eigentlich einen schönen Abend verbringen also..." Während ich versuchte ihr es zu erklären, nahm ich noch Mehl und Zucker aus den Schrank und hielt die Sachen hoch. "Pfannkuchen?" Ich sah, wie sie zögerte, ihre Augen nach rechts und links wanderten und ihre Hand ihren Nacken streifte... sie war einfach, wie ein offenes Buch zu lesen. "Ok." Antwortete sie schließlich mit einem müden Lächeln. Layla setzte sich an die Theke und beobachtete jeden meiner Schritte. Als würde sie aus meinen Bewegungen etwas erkennen wollen.
Dabei wollte ich sie heute nur von Evin ablenken... zwar hatte es nicht so funktioniert wie ich es wollte aber hey, es hat funktioniert!
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It's complicated | #Wattys2016
RomanceIch weiß gar nicht genau, wann es anfing... oder ob es an der Musik der unzähligen Partys lag, wo wir beide immer zusammen waren. Vielleicht war es auch einfach die unbeschreibliche Atmosphäre, die zwischen uns herrschte. Eins weiß ich aber... das...