Kapitel 33

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"Macht das nochmal und ihr seid tot."

Meine Aufmerksamkeit richtete sich auf eine große Gestalt mit einem noch größeren Langbogen in der Hand.

Bard.

"Verzeihung, aber Ihr seid wohl aus der Seestadt, wenn ich nicht irre?", fragte Balin und ging langsam mit erhobenen Händen auf den Mann zu, der sofort wachsam seinen Bogen in die Richtung des Zwerges spannte.

"Dieser Kahn, den Ihr da habt, der wäre nicht zufälligerweise zu mieten?"

Bard ließ seinen Bogen sinken und musterte unsere Gruppe. Dann packte er seinen Bogen zur Seite und fing an, die Fässer in seinen hölzernen Kahn zu laden.

"Wie kommt Ihr darauf, dass ich Euch helfen würde?", fragte der Mann aus der Seestadt während er gerade dabei war ein ziemlich demoliertes Fass aufzuladen.

"Nun ja, Eure Stiefel haben schon bessere Tage gesehen, wie auch Euer Mantel", antwortete Balin. "Und zweifellos müsst Ihr hungrige Mäuler stopfen." Der Zwerg lächelte freundlich. "Wie viele Bälger?"

Bard hielt kurz in seinem Treiben inne, dann antwortete er: "Ein Junge und zwei Mädchen."

Sie hielten noch ein wenig Mittelerde-Smalltalk und kamen dann zum geschäftlichen Teil.

"Ich wette in die Stadt kommt man auch irgendwie ungesehen?", fragte Balin.

"Ja", antwortete Bard. "Aber dafür bräuchtet Ihr einen Schmuggler." Er packte seinen Bogen an die Seite des Kahns und ehe er sich versah, stand der weißhaarige Zwerg neben ihm.

"Und dem bezahlen wir das Doppelte."

Bard sah uns resignierend an, dann sagte er: "Na schön."

Wir warteten, während er die restlichen Fässer auflud und ich urplötzlich fiel mir auf, dass Bilbo und Thorin verschwunden waren.

Ich grinste in mich hinein, stellte mich zu Dwalin und Nori, die sich gerade unterhielten und brachte mich so gut es geht in das Gespräch ein. Sie redeten sich über Drachen und die Krankheit, die sie hervorbringen und schienen ernsthaft besorgt über ihren Anführer zu sein.

Als Bard alle Fässer aufgeladen hatte, bedeutete er uns, an Bord zu kommen.

"Thorin, Bilbo! Kommt jetzt!", rief ich und verkniff mir grinsend ein weiteres Kommentar.

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Nebel schwebte über dem Wasser, schaffte eine mystische Umgebung und ließ uns kaum etwas erkennen.

Eisschollen lagen auf dem See und mir fiel auf, dass es deutlich kälter war als auf dem "Festland". Fröstelnd legte ich meine Hände um mich selbst und um meine nassen Klamotten. Wie gern ich jetzt Magie angewandt hätte, um mich und die anderen zu wärmen, doch wegen eines bestimmten Menschen, der nur zwei bis drei Meter von uns entfernt stand und konzentriert den Weg durch die Felsen suchte, wollte ich nichts riskieren. Ich war mir nicht mal sicher, ob ich irgendetwas in dieser Richtung konnte. Ich verfluchte mein Vergangenheits-Ich, weil es sich nicht eingeprägt hatte, welcher Valar zu welcher Kraft gehörte oder andersherum.

Bis jetzt hatte ich den Herrn der Meere kennengelernt, von dem ich leider den Namen nicht wusste und nur ein schattenhaftes Gesicht gesehen hatte und Varda, die Herrin der Sterne.

Seufzend starrte ich in den Nebel und verfluchte mal wieder meine sich im Kreis drehende Gedanken.

Dann fiel mir auf, dass ich meinen Rucksack nicht mehr hatte. Ein Verlustgefühl durchströmte mich, jetzt hatte ich bald gar nichts mehr, was mich an mein früheres, normales Leben erinnerte. Einzig und allein meine schmuddeligen Armbänder gehörten noch meinem alten Ich.

Die Zwerge lösten gerade ihr Geldproblem, was man gut an Gloins Gejammer heraushören konnte - "diese Reise hat mich vollkommen ausgelaugt!".

Ich warf einen Blick zu den Zwergen und lächelte leise. Sie waren mir alle total ans Herz gewachsen.

Ich folgte dem Blick von allen und sah ihn: den Einsamen Berg. Verschwommen vom Nebel und bedeckt von Wolken war nur noch seine Silhouette erkennbar, doch der Berg ragte trotzdem erhaben in den Himmel.

Bilbo räusperte sich und deutete unauffällig auf Bard, der seinen Posten am Steuer verlassen hatte und auf uns zukam.

"Das Geld, schnell", sagte er und streckte die Hand aus. Keiner wollte es ihm geben und er hing dran: "Wenn Euch Euer Leben lieb ist tut Ihr was ich sage. Dort vorne stehen Wachen."

Wir folgten alle seinem Blick und sahen Seestadt zum ersten Mal. Grau und trist lag es vor uns, mitten auf dem See und fristete sein Dasein.

Thorin überreichte Bard zähneknirschend das Geld.

"Versteckt Euch in den Fässern", wies er uns an und steuerte seinen Kahn an einen kleinen Anleger. Dann sprang er von seinem Boot und fing an mit einem Mann zu reden - wahrscheinlich einem Fischer.

Bilbo hielt uns auf dem Laufenden und spähte die ganze Zeit durch ein kleines Guckloch in seinem Fass. Ich folgte seinen Beobachtungen nicht.

Das Einzige, woran ich denken konnte, war die Tatsache, dass gleich ziemlich viele, tote Fische auf mich kommen würden. Übelkeit verbreitete sich in meinem Magen und ich musste mich beherrschen, mich nicht zu übergeben.

Einen Vegetarier in ein Fass voller toter Fische zu packen war vielleicht nicht die beste Idee, die man haben konnte.

"Sorry wenn ich gleich kotze", murmelte ich noch, dann klatschten auch schon die ersten Fische auf meinen Kopf.

Ich presste meine Augen zusammen und versuchte, nur durch den Mund zu atmen, was aber nicht viel brachte, denn direkt vor meinem Mund befand sich ein dicker Fisch.

Ich zappelte etwas in meinem Fass, um dieses Ding von meinem Mund wegzubekommen, doch das Einzige, was ich davon bekam war ein Tritt von Bard gegen mein Fass und ein "sch!".

Wir passierten die Kontrolle, wurden dabei fast von den ahnungslosen Wachen aus unseren Fässern geworfen und schließlich bereitete Bard meiner Qual ein Ende und kippte mit dem Fuß mein Fass um.

Ich sprang so schnell ich konnte aus dem Fass und schmiss die toten Fische aus meiner Reichweite. Dann schüttelte ich mich und übergab mich in eine Ecke. Das brachte mir viele besorgte Blick ein, doch ich winkte ab.

Wir folgten Bard durch die Seestadt und bekamen viele Blicke geschenkt. Einige waren misstrauisch, andere hasserfüllt oder besorgt, doch die meisten waren neugierig und als die Wachen uns fast entdeckten halfen sie uns beim Verstecken.

Bards Sohn kam uns entgegen, als wir durch die Gassen schlichen und warnte uns, dass der Bürgermeister einen ziemlich strengen Blick auf sie warf und ihr Haus bewachen ließ.

Bard sah uns mitleidig an und mir graute es schon vor dem nächsten Schritt.

"Ihr müsst wohl oder übel von unten in unser Haus kommen. Und das bedeutet... Ihr müsst... Unter den Stegen entlangschwimmen und..." Er zögerte und zog eine Grimasse. "Unsere Toilette ist der Ausgang."

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Uh yes. Durch Scheiße schwimmen. Bah, das ist so widerlich xD

Frage an euch: Hobbit oder Herr der Ringe?

Das ist schwer, ich weiß! Ich finde beide ziemlich geil, aber Herr der Ringe ist eben einfach mein kleines Baby!

"Warum schreibst du dann eine Hobbit-FF und keine HdR-FF?!"
Ganz einfach, weil es sich über Hobbit besser Fanfictions schreiben lässt :)

Cuio vae, mellyn!
Lejna

Hobbit FF - Take me to somewhere elseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt